Gemeindezeitung - page 32

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Dölsacher Dorfzeitung
Februar 2015
Nachdem die spannende Besteigung des Kilimand-
scharo (5.895 m) über die „Western Breach Wall“-
Route bei einem „Jahrzehntschneefall“ und schweren
Höhengewittern (ab ca. 4.500 m bis zum Gipfel 30 cm
Neuschnee) schon einige Zeit (Februar 2014) erledigt
war, entschlossen sich meine Drautaler Bergfreunde
Mario Oberlojer, Heimo Hassler, Marcell Heregger
und ich schon im Frühsommer 2014 dazu, einen
nächsten Berg der „Seven Summits“ zu besteigen. Die
Auswahl bzw. die Entscheidung fiel einstimmig auf
den „Cerro Aconcagua“, der mit seinen knapp 7.000
Metern nicht nur der höchste Berg Südamerikas und
des amerikanischen Doppelkontinents ist, sondern
auch der höchste Berg außerhalb Asiens und auf der
gesamten Südhalbkugel. Dabei waren wir uns eben-
falls schnell einig, den Berg nicht über den Normal-
weg, sondern über die etwas anspruchsvollere „Polen-
gletscherroute“ im Aufstieg zu bewältigen und über
den „Normalweg“ abzusteigen.
Infos zur Geographie, Topographie: Der Aconcagua
befindet sich in den argentinischen Anden in der Pro-
vinz Mendoza ca. 11 km östlich der Grenze zu Chile.
Er besitzt fünf Hanggletscher mit bis zu 10 km langen
Gletscherfeldern. Ein Nebengipfel (6.928 m) liegt süd-
lich des Hauptgipfels und alleine durch die bekannte
„Südwand“ führen 14 verschiedene Routen auf den
Gipfel, eine davon als „Messner-Route“ und von Rein-
hold Messner erstbestiegen. Insgesamt sind in den ver-
schiedenen Literaturen bis zu 33 unterschiedliche Rou-
ten auf den Aconcagua beschrieben, von „leicht“ bis
zu „extrem schwierig“. Der Berg gilt unter Bergstei-
gern über den Normalweg (Nordwestgrat) als leicht zu
besteigender Berg. Durch seine unmittelbare Nähe
zum Pazifik und die große Höhe bringt die Besteigung
dennoch erhebliche Gefahren. Da der atmosphärische
Druck („Sauerstoffpartialdruck“) auf dem Gipfel auf
knapp 7.000 Metern nur etwa 40 % des Drucks auf
Meereshöhe beträgt, ist eine lange Akklimatisation un-
abdingbar. Meist werden ab dem Basislager noch drei
Hochlager eingerichtet, die Verwendung von Sauer-
stoffflaschen ist in diesem Höhen im Normalfall nicht
üblich. Der Gipfelbereich wird sehr oft von heftigen
Höhenstürmen – den sogenannten „vieto blanco“ –
umtobt und schnelle, rapide Wetterveränderungen mit
Temperaturstürzen bis weit unter mindestens -25 °C
sind keine Seltenheit und uns auch so „passiert“.
Nachdem wir also über den Sommer und Herbst – zwar
wenig spezifische – aber dennoch fleißige und regel-
mäßige Trainingseinheiten abgehalten, das noch feh-
lende (hauptsächlich Daunensachen) Equipment besorgt
und in Seesäcken verpackt sowie alle nötigen Kontak-
te vorbereitet und alles Wesentliche abgeklärt hatten,
starteten wir am 28. Dezember 2014 mit dem Auto die
Anreise ins ferne Argentinien. Wir flogen von München
nach London, von dort im „Langstreckenbomber“ nach
Buenos Aires und von dort weiter nach Mendoza. Die
Zeitverschiebung betrug MEZ -4 Std., die Flugstrecke
ca. 15.000 km und die gesamte Anreisezeit ab München
inklusive aller drei Flüge ca. 36 Std., Wartezeiten und
Jetlag inklusive!
In Mendoza angekommen, wurden wir von einem
Mitarbeiter der örtlichen Bergagentur abgeholt, ins
Hotel im Stadtzentrum gefahren und hatten gegen
Abend den ersten persönlichen Kontakt mit unserem
Bergführer. Nach einem sehr ausführlichen Check un-
seres Equipments und einen Lomo Steak mit Rotwein
aus der unmittelbaren Umgebung von Mendoza er-
folgte die erste und zugleich letzte „gute“ Nacht in ei-
nem „guten“ Bett für ca. 2 ½ Wochen. Die örtlichen
Temperaturen in Mendoza betragen im – jetzt statt-
findenden – „Hochsommer“ bis zu +31,5 °C und wir
waren froh über die (funktionierende) Klimaanlage im
Hotelzimmer. Am nächsten Tag wurde gleich am
Morgen unser Gepäck in einen Kleinbus verladen und
nach knapp 200 km Fahrt in Richtung Nordwesten/
chilenische Grenze erreichten wir das nächste Etap-
penziel, den letzten zivilisiert bewohnten Ort unserer
Unternehmung, Penitentes auf 2.300 m, ca. 10 km öst-
lich der chilenischen Grenze. Es folgte dort das erste
Zusammentreffen mit den restlichen Expeditionsteil-
nehmern, insgesamt waren wir 13 Gipfelaspiranten
(ohne Bergführer und Träger), davon vier Amerikaner,
ein Argentinier, vier Norweger und eben unsere vier
Mann starke österreichische Gruppe. Die Maultiere –
„Mulis“ genannt – wurden am späten Nachmittag mit
unseren Seesäcken beladen und starteten noch am sel-
ben Tag mit ihren Treibern, den sogenannten
Gauchos, auf den insgesamt drei Tage lang dauernden
Weg ins Basislager „Plaza Argentina“. Diese „Mulis“
sind das Kreuzungsprodukt einer Pferdestute und
eines Eselhengstes und gelten als besonders wider-
standsfähig, zäh und sind u. a. aufgrund ihrer Tritt-
sicherheit im Gebirge das beliebteste Lasten- und Tra-
getier Südamerikas. Am nächsten Morgen fuhren wir
nun schon als „Expeditionsgruppe“ in den ca. 5 km
entfernten Ort Punta Vacas. Am Eingang zum Natio-
Aconcagua 6.962 m
28.12.2014 – 18.01.2015
Überschreitung: Aufstieg über Polengletscherroute (Ostflanke) –
Abstieg über Normalweg (Nordwestgrat)
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