Gemeindezeitung - page 35

Februar 2015
Dölsacher Dorfzeitung
Seite 35
Thermoinnenschuhe) in der richtigen Reihefolge an-
zuziehen. Als „Frühstück“ dienten ein paar Schlucke
Tee mir einer Halbhand voll trockener Cornflakes. Mit
Stirnlampe und eingepackt in all unsere wärmsten
Daunensachen versuchten wir der extremen Kälte und
dem Sturm zu trotzen und begannen um 5.00 Uhr
morgens den knapp 1.000 hm umfassenden „Gipfel-
sturm“. Im Lager 3 hatte es lt. Messungen ca. -20 °C,
amWeg zum Gipfel und ebendort dann mit Sicherheit
bis zu mindestens -35 °C.
Ich selber hatte das ausgesprochene Pech, ausgerech-
net am Vorabend des Gipfeltages ausgeprägte Sym-
ptome der Höhenkrankheit zu entwickeln. Dank me-
dikamentöser Unterstützung, aber auch Dank der Hil-
fe und positiven Motivation meiner Kollegen konnte
ich mich nach anfänglicher Resignation dann doch
motivieren, den ca. 14-stündigen Gipfelgang mitzu-
machen und erfolgreich mit ihnen allen zu beenden.
Insgesamt erreichten nur sechs von insgesamt zwölf
Mitgliedern unserer Expedition an diesen Tagen
tatsächlich den Gipfel, also nur 50 %. Der ganzjähri-
ge Durchschnitt einer erfolgreichen Besteigung liegt
lt. Recherchen gar bei nur unter 30 % aller Aspiranten,
zum einen bedingt durch akute Höhenprobleme und/
oder in Kombination mit der extremen Kälte bzw. den
widrigen Wetterbedingungen. Am Tag danach
glaubten wir, das „Schlimmste“ überstanden zu haben,
doch spürbare und nachhaltige Besserung aller Sym-
ptome tritt erst in niedrigeren Höhen ein, in unserem
Fall nach Ankunft tags darauf im Basislager des Nor-
malweges „Plaza de Mulas“ auf ca. 4.350 m. Der
herzliche Empfang nach Überschreitung und Gipfel-
sieg durch die Lagercrew mit Coca Cola und Burgern
tat uns richtig gut und war nach doch einigen Ent-
behrungen ein richtiges „Highlight“. Mittlerweile wa-
ren wir also im benachbarten „Horcones Valley“ an-
gelangt, hatten unsere restlichen und teilweise noch
sauberen Wäschestücke mit einem Mulitransport vom
anderen Tal erhalten und konnten endlich frische
Socken, Unterwäsche und wieder „leichtere“ Berg-
bekleidung anziehen. Der nun folgende Abstieg vom
Basecamp zurück in die Zivilisation war begleitet von
wunderbaren Eindrücken der an uns vorbeiziehenden
Landschaft sowie der Bergmassive oberhalb, die in so
vielen verschiedenen Farben leuchteten, als ob sie von
irgend jemandem wundersamst bemalt worden
wären. Nach Erreichen des Talortes „Puente del Inca“
– einer ehemaligen Ansiedlung der Inka – und an-
schließendem Bustransfer nach Mendoza gelangten
wir schließlich nach fast drei Wochen wieder alle
wohlbehalten zurück ins Hotel. Leider konnten wir die
glücklicherweise „übrigen“ Reservetage – welche wir
am Berg aufgrund der günstigen Wetterphasen, der
ausgezeichneten Höhentaktik sowie der perfekten
zeitlichen Planung unseres Guides hatten – nicht wirk-
lich sinnvoll nützen. Wir hatten diese u. a. für einen
Ausflug in einen Ort der Weinbauregion von Mendo-
za verplant. Stattdessen lagen in diesen Tagen ab-
wechselnd drei von uns Vieren mit mittelmäßig bis
schwerem Durchfall und Erbrechen im Bett. Unter
Aktivierung letzter Reserven mussten wir ja alsbald
unsere Gepäckstücke gemäß der Bestimmungen (Ge-
wicht, Größe, Sicherheit) für den Heimflug vorberei-
ten. Der Rückflug an sich ist unkompliziert verlaufen,
trotzdem galt es, mehrere „bürokratisch-organisatori-
sche“ Hürden („Übergepäck“) zu bewältigen.
Abschließend gilt es zu resümieren, dass die Variante
der Überschreitung des Aconcagua eine wunderbare
Variante zum blanken Normalweg darstellt. Auch
wenn technisch keine besonderen Kenntnisse bzw.
Fähigkeiten vorausgesetzt werden, ist doch festzustel-
len dass das „Phänomen Höhe“ sowie die Wetter- und
Temperaturbedingungen den höchsten Berg Südame-
rikas als keinen „ganz normalen und einfachen Berg“
erscheinen lassen. Neben hervorragender Kondition,
psychischer Stärke, der Bereitschaft zum absoluten
Komfortverzicht ist sicherlich auch die „Fähigkeit, sich
quälen zu können“ nicht von Nachteil.
Besonderer Dank gilt ebenfalls abschließend dem
Vorstand des MSC Dölsach mit Obmann Andreas
Mayerl, den Firmen „Funtime“/Walter Pondorfer, Fa.
Pondorfer GmbH/Walter Perfler, weiters Fa. Holz-
transporte Patrick Heregger, Holzbau Zametter und
„NET company – Breitband Internet“ sowie unserem
Hauptsponsor Fa. „alpha tech“/Norbert Stangl für die
großzügigen Unterstützungen. Natürlich haben wir
während des langen Rückfluges schon über ein nächs-
tes neues und spannendes Bergabenteuer gespro-
chen….dieses eventuell in Nordamerika „gefunden“
und schon „leicht fixiert“….
Es wartet nur mehr auf eine ausgeklügelte Planung …
Terminisierung … und Umsetzung … aber wie immer
werde ich darüber berichten. Inzwischen „Berg Heil“.
Ossi Klocker/MSC Dölsach
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