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FODN - 68/01/2018

MENSCHEN AUS KALS

Bis zum Jahr 1961 bekam Inge regel-

mäßig Besuch von ihren Eltern, was sie

sehr genoss. Mit Beginn der DDR wur-

de es aber zunehmend schwieriger, das

Land zu verlassen, und so wurden die

Besuche leider sehr rar.

1948 wurde Sohn Manfred geboren,

1949 bezog die junge Familie das Ei-

genheim in Unterburg. Es folgten die

Kinder Renate (1950), Christa (1952),

Günter (1954), Anton (1956), Walther

(1958) und Gerda (1959). Zur Verstär-

kung holte sich Inge ein Kindermäd-

chen ins Haus, viele Jahre wurde sie

von Anna Kleinlercher („Gossa Nane“)

unterstützt. Inges Mann arbeitete nach

dem Krieg bei verschiedenen Firmen,

bis er eine Anstellung im Tourismus-

büro erhielt. Dort war er Geschäftsfüh-

rer, bis er nach über 25 Jahren in den

wohlverdienten Ruhestand wechselte.

Im Büro war Inge seine rechte Hand

und handelte sich schließlich – und das

war für damalige Verhältnisse sehr fort-

schrittlich – eine halbtägige Anstellung

heraus. So war Inge Mutter, Ehe- und

Hausfrau und mit beiden Beinen fest im

Berufsleben stehend!

Auch sonst war die Familie sehr fort-

schrittlich: Für ihren Mann Hermann

war es keine Hoheitsbeleidigung, wenn

auch er einmal kochte oder den Boden

kehrte. Auch drehte er seine Runden

mit dem Kinderwagen und sorgte dafür,

dass die Mussacks eine der ersten Fa-

milien waren, die eine Waschmaschine

und einen eigenen Fernseher zu Hause

hatten. „Sich in die Dorfgemeinschaft

richtig einzufinden war damals aber

trotzdem schwer“, gibt Inge offen zu.

Mann, Kinder und Arbeit beanspruch-

ten sie voll und ganz, nebenher noch

Freundschaften zu knüpfen oder Ver-

einstätigkeiten zu übernehmen war ein-

fach nicht drin.

Die sogenannte „deutsche Gründlich-

keit“, die ihr heute noch innewohnt, ist

Inge ein Leben lang zugutegekommen.

So kam es auch, dass Inge eine Aufga-

be übernahm, bei der Gründlichkeit als

Grundvoraussetzung anzusehen ist: Sie

übernahm von ihrer Schwiegermutter

die Aufgabe der Wetteraufzeichnerin.

Dreimal am Tag notierte sie die Tem-

peratur und die Wetterlage, schrieb auf,

wann das Getreide gesät wurde, wann

es zu sprießen begann, wann geerntet

wurde, wann die Zugvögel ankamen,

Schneespaß 1961

1961 - vor dem Haus in Unterburg 1