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FODN - 68/01/2018

MENSCHEN AUS KALS

Nach jeweils 50km Fahrt mussten wir

immer eine Pause einlegen, da mit der

Zeit unser Hintern schmerzte und die

Konzentration nachließ. Dabei setzten

wir uns meist in eines der Cafés, welche

wirklich überall am Straßenrand ange-

siedelt sind, und tranken ein Cola, einen

frisch gepressten Zuckerrohrsaft oder

einen vietnamesischen Kaffee. Außer-

dem aßen wir jede Menge Obst, welches

wirklich unglaublich schmackhaft und

süß ist und mit den in Europa angebo-

tenen Bananen, Ananas oder Mangos

nicht vergleichbar ist. Gegen Abend,

wenn wir eine Unterkunft für die Nacht

gefunden hatten, machten wir uns auf

die Suche nach einem Abendessen.

Hierfür suchten wir meistens einen der

Street Food – Stände auf, welche jeden

Abend auf den Gehsteigen aufgebaut

werden. Auch wenn wir teilweise auch

ungewöhnliche Gerichte zum Abend-

essen hatten, war das Essen jedes Mal

äußerst köstlich. Als Tischgetränk gab

es natürlich immer Bier und so kam es

des Öfteren vor, dass wir mit den Ein-

heimischen Kontakt aufnahmen und mit

ihnen jede Menge Bier und Wodka tran-

ken. Die Gespräche beschränkten sich

meist auf das Aufzählen Europäischer

Fußballspieler- und Vereine, da selten

jemand Englisch sprach. Meistens ende-

ten solche Abende damit, dass wir sicht-

lich betrunken – und die Vietnamesen

beinahe nicht mehr ansprechbar waren.

Mit der Zeit nannten wir diese Trinkes-

kapaden auch „Vietnamesen versenken“.

Die Zeche betrug üblicherweise ca. 10

– 15 Euro ; selbstverständlich inklusive

dem Abendessen.

Unsere Tour führte uns immer wieder

durch verschiedene Städte, in welchen

wir dann auch andere Touristen trafen.

Dort hatten wir viele schöne Erlebnis-

se. Zum Beispiel besuchten wir in der

Nähe von Sơn Trạch eine der längsten

und größten Höhlen Asiens und Hội

An überzeugte durch eine Vielzahl an

Schneidern und Schustern, bei welchen

wir uns Anzüge fertigen ließen, sowie

durch eine riesige Auswahl an Street

Food und Märkten. Doch die besten

Erlebnisse hatten wir in den ländli-

chen Gebieten, wo wir auch die meiste

Zeit unterwegs waren. Wir sahen auch

teilweise mehrere Tage keine anderen

Touristen, sondern ausschließlich Ein-

heimische. Vor allem die kleinen un-

scheinbaren Dinge, wie die unglaublich

freundlichen und netten Leute und Kin-

der, welche wir stets bei unseren Pausen

trafen oder auch die unglaublich schö-

nen Landschaftskulissen, welche sich

beim Durchfahren von Nationalparks

und den ländlichen Gebieten ergaben,

machten diese Zeit wirklich unvergess-

lich. Außerdem sind die Vietnamesen

unglaublich hilfsbereit. So kam es auch

vor, dass ein LKW Fahrer bei uns stopp-

te, als eines unserer Motorräder wieder

einmal mitten in einem Nationalpark

einen Defekt hatte, um dieses zu repa-

rieren.

Eine Alltäglichkeit waren auch die

kuriosen Transportmethoden in Viet-

nam. Die meisten Menschen besitzen

kein Auto, sondern nur ein Motorrad.

Und damit wird auch wirklich alles

transportiert. Teilweise waren die Mo-

torräder mit Reis und Agrarprodukten

so beladen, dass der Fahrer (und manch-

mal das Motorrad selbst) von hinten

nicht mehr sichtbar waren. Es wurden

auch hunderte Hühner, Enten und so-

gar ganze Schweine oder Kühe auf dem

Motorrad transportiert, was teilweise

einen ziemlich amüsanten Anblick dar-

stellte. Des Weiteren war es auch keine

Besonderheit, wenn eine fünfköpfige

Familie (inklusive Hund) mit dem Mo-

torrad unterwegs war. Die Tiere waren

auch oft selbstständig auf den Straßen

unterwegs. Und so war es auch nicht

ungewöhnlich, wenn einige Schweine,

Enten oder Hühner auf den Straßen um-

herliefen.