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FODN - 68/01/2018
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MENSCHEN AUS KALS
wann sie Kals verließen, usw. usw.
Kaum vorzustellen, welch aufwendige
und Zeit raubende Arbeit sich hinter
diesen „einfachen“ Notizen versteckt!
Nach ihr übernahm der Kerer Hans die-
se Aufgabe, der sie vor kurzem an Kas-
par Unterberger und Familie Mößler in
Großdorf abgegeben hat.
Nach vielen gemeinsamen Jahren im
Tourismusbüro wechselten Inge und
Hermann in die Rente und verbrachten
noch 20 gemeinsame Jahre. In dieser
Zeit genossen sie ihr Leben in vollen
Zügen, fuhren regelmäßig mit dem
Postbus nach Lienz oder auch einmal
nach Innsbruck, aber nie weit und nie
lange: Hermann war der Inbegriff eines
Bergfex, der ohne seine heimatlichen
Gipfel nicht wirklich lange lebensfähig
war.
Auch das Heimatmuseum betreute
Inge einige Jahre in ihrer Pension und
– zu Hermanns Missfallen – erlernte sie
mit Nachbarin Gruber Hilda das „Pat-
schen machen“. Die beiden waren ein
so eingespieltes Team, dass sie Stunde
um Stunde bei dieser Arbeit verbrach-
ten, bis dann Hermann zum Telefon
griff, um nach Unterburg 2 zu telefonie-
ren: „Kommst du heim auch wieder ein-
mal?!?“ war dann der teils ernst gemein-
te, teils lustig gemeinte Vorwurf, den er
seiner Frau machte, die er am liebsten
ständig um sich wusste.
Nachdem Hermann 1997 verstarb,
musste Inge ihre Freizeit selbst gestal-
ten und nutzte die sich ihr bietenden
Gelegenheiten. Seit diesem Jahr verreist
sie öfters um ihre Töchter und Söhne
mit deren Familien zu besuchen. Im
November 2017 war sie mit sage und
schreibe 93 (!) Jahren bei ihrer Tochter
Christa zu Besuch in Südafrika! Ihren
Geburtstag im Juni feiert Inge übrigens
seit vielen Jahren in Spanien bei Tochter
Renate.
Mittlerweile gönnt sich Inge den Lu-
xus, zwei Mal pro Woche von den Da-
men des Sozialsprengels besucht zu
werden und fährt auch gerne zum Seni-
orentreff nach St. Veit.
Trotz der Tatsache, dass sie nun schon
seit über 70 Jahren in Kals wohnt, fühlt
sie selbst sich immer noch ein bisschen
als Großstadtkind und liebt es, wenn
sie wenigstens mal wieder nach Lienz
kommt. Auf meine Frage hin, ob sie
denn der Inbegriff einer Kalserin sei,
antwortet Inge entschlossen: „Nein,
das wäre für mich nie möglich gewe-
sen. Dazu müsste ich hier geboren sein.
Aber ich wüsste keinen Ort auf der Welt,
wo es mir besser ginge als hier.“ Und
so weit, wie Inge herumgekommen ist,
muss sie es ja wissen….
Liebe Inge, vielen Dank, dass du dir
die Zeit genommen hast, uns deine Ge-
schichte zu erzählen. Wir wünschen dir
alles Gute und mögest du noch viele wei-
tere gesunde Jahre in Kals verbringen!
Familie Mussack 1970: Hinten von links: Anton, Hermann, Mutter Inge, Vater Hermann, Christa und Renate, Vorne von links: Gerda, Günter, Manfred und Walther