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FODN - 69/02/2018
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miteinander auszuhecken. Als ich mich
erkundige, was Nane und Moidl denn so
getrieben haben, da lacht Moidl übers
ganze Gesicht: „Nana, olles müesche
nit schreiben im Fodn!“ Sie verrät mir
zumindest, dass Annas späterer Mann
Lois damals schon einen Fotoapparat
besaß – eine Besonderheit! Doch auch
die größte Rarität ist nichts wert, wenn
die Herzensdame und ihre Freundin die
Fotos nicht erwarten können und schon
mal vorab die Negative herausklauben,
um sie sich einmal anzuschauen…
Natürlich möchte ich auch wissen,
wie denn die Moidl überhaupt von Nie-
derarnig zum Zöttl gekommen ist. Ganz
diplomatisch klärt sie mich auf, dass ihr
Mann Anton vom Pfarrer Furtscheg-
ger den Auftrag erhalten hätte: „Jetzt
gehst du dir aber endlich einmal eine
Frau suchen!!“ Gesagt – getan, als An-
ton durchs Holzen beim Niederarniger
zukehren musste, erwählte er sich so-
gleich die Moidl. „Ibalegen honi ma des
wol gemüescht, oba wie i is letzte Johr
(1965) auf da Lucknerhitte georbeitet
hon, auft homma wol geheiratet!“, er-
zählt Moidl.
Anton war damals schon 36, beim
Zöttl war nur er, seine Schwester und
sein Vater zu Hause, so war die Freu-
de groß, als er eine Bäuerin mit heim
brachte. Im Jahr 1966 kam dann Moidls
Tochter Maria zur Welt, im gleichen
Jahr starb ihr Schwiegervater. Sohn Jo-
hann folgte 1968 und komplettierte die
Familie.
Den Umzug nach Großdorf habe sie
nie bereut, verrät mir Moidl: einen flei-
ßigen und vor allem feinen Mann habe
sie gehabt, einen schönen Platz zum
Leben, die Vermietung brachte ihr ei-
gene Einkünfte und, was nicht selbst-
verständlich ist, ein angenehmes Mitei-
nander am Hof habe immer geherrscht.
Sowohl mit den Leuten, die schon vor
ihr da waren, als auch mit denen, die
noch dazugekommen sind, ist sie immer
gut ausgekommen. „I wea jo do ver-
wöhnt, des glabsch du nit!“, raunt mir
Moidl zu, als Zita kurz aus der Küche
verschwindet – man merkt sofort, dass
hier das Klima zwischen Jung und Alt
stimmt.
Gerne denkt sie an die Zeit zurück, als
sie aktive Vermieterin war. Sechs Dop-
pelzimmer und eine Dachkammer gab
es beim Zöttl, sogar mit einer Dusche
– eine für alle Gäste zusammen. Als sie
mit ihrer Tochter Maria hochschwanger
war, brach die Hochwasserkatastrophe
über Kals herein – sie erinnert sich noch
gut, als sie im Keller und der Stube
den Gästen, die das Tal nicht verlassen
konnten, eine Notunterkunft angeboten
hat. Als Dank dafür hatte sie zu guter
Letzt nicht einmal mehr einen Platz, wo
sie den anderen Gästen das Frühstück
servieren konnte!
Moidl erzählt so herrlich, dass ich
sogar am nächsten Tag, als ich eigent-
lich nur ihre Fotoalben zurückgeben
will, kaum mehr wegkomme, weil wir
wieder ins „Ratschen“ kommen – und
diese Geselligkeit scheint in Moidls Fa-
milie zu liegen… als ich ein paar Tage
nach unserem Interview im Glockner-
blick in Arnig zukehre, treffe ich dort
vier ihrer Geschwister und erkenne,
dass die gute Laune, die Zufriedenheit,
Geselligkeit und der Humor anschei-
nend beim Niederarniger mit in die
Wiege gelegt wurden.
Liebe Moidl, liebe Zita, danke für
eure Zeit und eure Bereitschaft!
MENSCHEN AUS KALS