Previous Page  61 / 84 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 61 / 84 Next Page
Page Background

FODN - 69/02/2018

61

miteinander auszuhecken. Als ich mich

erkundige, was Nane und Moidl denn so

getrieben haben, da lacht Moidl übers

ganze Gesicht: „Nana, olles müesche

nit schreiben im Fodn!“ Sie verrät mir

zumindest, dass Annas späterer Mann

Lois damals schon einen Fotoapparat

besaß – eine Besonderheit! Doch auch

die größte Rarität ist nichts wert, wenn

die Herzensdame und ihre Freundin die

Fotos nicht erwarten können und schon

mal vorab die Negative herausklauben,

um sie sich einmal anzuschauen…

Natürlich möchte ich auch wissen,

wie denn die Moidl überhaupt von Nie-

derarnig zum Zöttl gekommen ist. Ganz

diplomatisch klärt sie mich auf, dass ihr

Mann Anton vom Pfarrer Furtscheg-

ger den Auftrag erhalten hätte: „Jetzt

gehst du dir aber endlich einmal eine

Frau suchen!!“ Gesagt – getan, als An-

ton durchs Holzen beim Niederarniger

zukehren musste, erwählte er sich so-

gleich die Moidl. „Ibalegen honi ma des

wol gemüescht, oba wie i is letzte Johr

(1965) auf da Lucknerhitte georbeitet

hon, auft homma wol geheiratet!“, er-

zählt Moidl.

Anton war damals schon 36, beim

Zöttl war nur er, seine Schwester und

sein Vater zu Hause, so war die Freu-

de groß, als er eine Bäuerin mit heim

brachte. Im Jahr 1966 kam dann Moidls

Tochter Maria zur Welt, im gleichen

Jahr starb ihr Schwiegervater. Sohn Jo-

hann folgte 1968 und komplettierte die

Familie.

Den Umzug nach Großdorf habe sie

nie bereut, verrät mir Moidl: einen flei-

ßigen und vor allem feinen Mann habe

sie gehabt, einen schönen Platz zum

Leben, die Vermietung brachte ihr ei-

gene Einkünfte und, was nicht selbst-

verständlich ist, ein angenehmes Mitei-

nander am Hof habe immer geherrscht.

Sowohl mit den Leuten, die schon vor

ihr da waren, als auch mit denen, die

noch dazugekommen sind, ist sie immer

gut ausgekommen. „I wea jo do ver-

wöhnt, des glabsch du nit!“, raunt mir

Moidl zu, als Zita kurz aus der Küche

verschwindet – man merkt sofort, dass

hier das Klima zwischen Jung und Alt

stimmt.

Gerne denkt sie an die Zeit zurück, als

sie aktive Vermieterin war. Sechs Dop-

pelzimmer und eine Dachkammer gab

es beim Zöttl, sogar mit einer Dusche

– eine für alle Gäste zusammen. Als sie

mit ihrer Tochter Maria hochschwanger

war, brach die Hochwasserkatastrophe

über Kals herein – sie erinnert sich noch

gut, als sie im Keller und der Stube

den Gästen, die das Tal nicht verlassen

konnten, eine Notunterkunft angeboten

hat. Als Dank dafür hatte sie zu guter

Letzt nicht einmal mehr einen Platz, wo

sie den anderen Gästen das Frühstück

servieren konnte!

Moidl erzählt so herrlich, dass ich

sogar am nächsten Tag, als ich eigent-

lich nur ihre Fotoalben zurückgeben

will, kaum mehr wegkomme, weil wir

wieder ins „Ratschen“ kommen – und

diese Geselligkeit scheint in Moidls Fa-

milie zu liegen… als ich ein paar Tage

nach unserem Interview im Glockner-

blick in Arnig zukehre, treffe ich dort

vier ihrer Geschwister und erkenne,

dass die gute Laune, die Zufriedenheit,

Geselligkeit und der Humor anschei-

nend beim Niederarniger mit in die

Wiege gelegt wurden.

Liebe Moidl, liebe Zita, danke für

eure Zeit und eure Bereitschaft!

MENSCHEN AUS KALS