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FODN - 69/02/2018
hat es im 20. Jhd. einen Brand gegeben,
dem das gesamte Futterhaus zum Op-
fer gefallen war. Von 1912 bis 1964 war
das Stubenhaus deshalb in keinem be-
sonders guten Zustand: Moidl berichtet,
dass das Haus etwas angekohlt war und
Schwalben bauten ihre Nester im Haus.
Aber zu Essen habe es immer genug für
alle gegeben und auch jeder hatte ein
eigenes Paar Schuhe, denn einmal im
Jahr kam der Schuster ins Haus. Be-
sonders abends hat Moidls Mama viel
gesponnen und die Mädchen gingen ihr
zu Hand. Natürlich wurde auch beim
Niederarniger abends gebetet, aber, wie
Moidl betont: „Lei, wemma alloane
woan! Wenn oans kemm isch, homma
glei aufgeheat! Sell homma wol decht
liaba mit de Leit geredt, de wos uns be-
sucht homm!“
Mich interessiert der Schulalltag zu
dieser Zeit. Moidl erzählt von ihrem
Schulweg: Bei Wind und Wetter, zu
jeder Jahreszeit, im Winter bei jedem
Schnee, gingen die Arniger Kinder zu
Fuß in die Schule. Nach dem Frühstück,
das aus Mus mit Brot bestand, machten
sich die Schüler auf zum ca. 1 stündi-
gen Fußmarsch. Einmal, erzählt sie, im
Winter, wurden die Kinder fast von ei-
ner Lawine verschüttet, als sie auf dem
Bachweg unterwegs in die Schule waren.
Einige Kinder liefen daraufhin zurück
nach Hause, um dort vom Zwischenfall
zu berichten – Gott sei Dank ist damals
niemanden etwas passiert! Abgesehen
vom beschwerlichen Schulweg war das
Ankommen und Verweilen in der Schu-
le auch keine große Freude… der Lehrer,
der als nicht besonders kinderfreund-
lich galt, beschwerte sich ständig über
den Geruch im Klassenzimmer und
schickte die Kinder, die mit den schwe-
ren genagelten Schuhen durch Wind
und Wetter gestampft waren, hinaus vor
das Haus zum Trog um sich die Füße
zu waschen. Und das im Winter! Auch
mit den ganz Kleinen war er sehr streng.
Eines Tages stellte ihn Moidls Vater zur
Rede, aber die Schikanen hörten nicht
auf, nur die Kinder vom Niederarniger
blieben ein bisschen verschont.
In der Kriegszeit durften die Arniger
Kinder über Mittag nicht im Schulhaus
bleiben, man hatte Angst, dass es einem
Bombenangriff zum Opfer falle. Des-
halb ging man ins Messnerhaus zum
Jausnen – eine willkommene Abwechs-
lung, denn auch nachmittags war Unter-
richt. 7 Jahre besuchte Moidl die Schu-
le, bis sie sich endlich „hauptberuflich“
ihrer Leidenschaft, den Tieren, widmen
konnte. Schon während der Schulzeit
mussten sie und ihre Geschwister auf
der Hosla Ebene die Kühe hüten. Mo-
idl verrät mir, dass damals der Ernst
bei der Sache noch nicht so ganz gege-
ben war: „Oftramol woan die Kieh vor
uns dahoam, weil mas nit wohr geton
hom, dass se schüen unterwegs woan….
Und nochant wieder a morts Wirbel
dahoam!“ In ihrer Zeit als Sennerin
beim Pahl war sie dann natürlich gewis-
senhafter, obwohl der Spaß nicht auf der
Strecke bleiben durfte. Die „Spöttling
Nane“, Unterweger Anna (Haus Dabak-
lamm) war und ist eine sehr gute Freun-
din von ihr und zusammen wurden die
beiden nicht müde, allerhand Unfug
MENSCHEN AUS KALS