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FODN - 69/02/2018

MENSCHEN AUS KALS

Von Petra Tembler

H

eute, am 16. August 2018, bin ich

zu Gast in Großdorf beim Zöttl.

Bäuerin Zita erwartet mich mit

ihrer Schwiegermama Maria in der Kü-

che. Maria Berger, geb. Bauernfeind

(Niederarnig) erzählt mir aus ihrer Kin-

der- und Jugendzeit, als in Kals die Uh-

ren noch etwas anders tickten.

Aufgewachsen ist Moidl beim Nie-

derarniger in Arnig, geboren wurde sie

dort am 8. November 1937 als zweites

von elf Kindern. Beim Niederarniger

war diese große Kinderschar keine

Selbstverständlichkeit, ihre Mama Eli-

sabeth, geborene Tinkl, war nämlich ein

Einzelkind. Zu dieser Zeit war dies eine

Seltenheit, vor allem auch deswegen,

weil sie, als einzige Tochter, somit auch

zur Hofübernehmerin wurde.

Ihr Mann Franz Bauernfeind war ei-

ner von vier Söhnen beim Jaggler, durch

seine Hochzeit mit Elisabeth wurde er

somit beim Niederarniger Bauer. „Mo-

ats stolz isch er gewesen, da Tate, dass

er gemeg hot „Oadn“ wean af Niederar-

nig“, schmunzelt Moidl, als sie mir da-

von erzählt. (Gott sei Dank habe ich

schon einige Jahre in Kals hinter mir,

deswegen weiß ich, dass ein „Oadn“ ein

„Zugeheirateter“ ist.)

So kam der Nachname Bauernfeind

vom Jaggler auch in die Nachbarschaft,

denn Elisabeth und Franz waren mit

zahlreichen Kindern gesegnet: Elisa-

beth war die älteste (1936), es folgten

meine Interviewpartnerin Maria (1937),

Josef (1939), Simon (1941), Magdale-

na (1942), Monika (1943), Anna (1945),

Angelus (1947), Rupert (1948), Franz

(1952) und Theresia (1954).

Die Eheleute rechneten wohl nicht

mehr mit Nachwuchs, als Elisabeth mit

47 Jahren noch einmal schwanger wur-

de. Dieses 12. Kind erblicke jedoch nie

das Licht der Welt: Kind und Mutter

starben bei der Geburt und hinterließen

eine große, nun mutterlose Familie.

Moidl war zu diesem Zeitpunkt schon

22 Jahre alt und erfüllte sich gerade den

Traum, die einjährige Haushaltungs-

schule (auf eigene Kosten, sie hat das

Geld beim Pahl als Sennerin verdient)

in Lienz zu besuchen. Jedoch, wie sie

mir verraten hat, war das Fehlen der Kö-

chin im elterlichen Haushalt ein großes

Wie wir auf den Seiten dieses „Fodn“ erfahren, freut sich unsere Gemeinde über einen gebur-

tenreichen Jahrgang von September 2017 bis August 2018. Heute erzählt uns jemand aus einer

Zeit als „geburtenreich“ noch eine etwas andere Bedeutung hatte und allein die kleine Fraktion

Arnig sich über mehr Schüler freute als heute in ganz Kals zusammenkommen.

Zu Gast bei

Maria Berger, Zöttl