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Dezember 2017

‘s Blatt‘l

Seite 29

Chronik

Und die gleichen Strapazen mussten

sie natürlich auch am Samstag nach

einer starken Arbeitswoche auf sich

nehmen, um für einen Tag daheim bei

den Familien verbringen zu können.

Später fuhr man schon mit einem

Dreiradauto der Marke BMW Isetta.

Das Fahrzeug bot Platz für drei Per-

sonen und das ganze Arbeitsgerät.

Ab da erfolgte die Anreise erst am

Montag in aller Früh. Dort wurde im

Lebensmittelgeschäft noch einge-

kauft, was man für die ganze Woche

brauchte. In jeder noch so kleinen

Ortschaft befand sich ein Geschäft,

welches auch Lagerhauswaren ver-

kaufte.

Dann ging es zu Fuß Richtung Pod-

laniggraben zur Holzerhütte - über ein

Seil, das die Gail überquerte.

Am Beginn einer neuen Holzpartie

musste meist erst eine Hütte errich-

tet werden – möglichst nahe an einer

Wasserstelle.

Mit Rundlingen wurde vor Ort eine

Zarge zusammengezimmert und

Dach und Außenwände mit möglichst

breiten Fichtenrinden verkleidet. Der

Innenraum bestand aus einer großen

„Pritsche“ (breites Bett), einem Tisch

und einer offenen Feuerstelle.

In der Früh und am Abend wurde

in der Hütte gekocht. Die Jause für

die Mittagszeit

wurde mitge-

nommen, da

der Holzschlag

oft sehr weit

von der Hütte

entfernt war.

Für die Es-

senszuberei -

tung

wurde

einer aus der

Ma n n s c h a f t

eingeteilt. Er

durfte

den

H o l z s c h l a g

am Abend et-

was

früher

verlassen, um

die „abwechs-

l ungs r e i che“

Kost

herzu-

richten. In der

Früh gab es

einen Holzer-

schmarrn, be-

stehend aus Schmalz, Mehl, Wasser,

Salz und Zucker und dazu schwarzen

Kaffee. Am Abend gab es Wurstnu-

deln und so ging es Woche für Woche

im selben Rhythmus weiter.

Die tägliche Arbeitszeit ergab sich

fast automatisch, je nach Witterung

und Tageslicht. Gewöhnlich von ½ 7

Uhr in der Früh bis ½ 8 Uhr am Abend.

Bei großer Hitze wurde eine längere

Mittagspause gehalten.

Die Motorsäge – eine Erleichte-

rung bei der Arbeit.

Von einigen Förstern verpönt, kam

die Motorsäge Ende der 50iger Jah-

re schließlich auch in unsere Lan-

de und war bald „das Arbeitsgerät“

der damaligen Zeit und nicht mehr

wegzudenken. Anfangs wurde sie

ausschließlich zum Fällen und Ab-

längen der Bäume verwendet. Erst

nach einiger Zeit erkannte man auch

die enorme Arbeitserleichterung mit

der Motorsäge beim „Asten“ und

„Kopfen“.

Die alten Holzknechte erzählten,

dass in der ersten „motorisierten“

Zeit im Wald nicht selten eine re-

gelrechte Wallfahrt an Neugierigen

stattfand, um bei der Arbeit mit dem

Lärmvehikel zuzusehen. Die Zeit der

Hobelzahn- und Lanzenzahnsäge

war damit Geschichte.

Die Holzlieferungmittels Seilbahn,

Loiten, Pferdefuhrwerk oder auch

zu Wasser.

In der Obergail im Lesachtal wur-

de das geputzte Holz (entrindet und

gekopft) ins Tal zur Gail getrieben

und teils auf sogenannten Loiten

zum Fluss gebracht. Dort übernahm

dann eine eigene Flössermannschaft

den Weitertransport des Holzes.

Das Holz wurde dann bei entspre-

chendem Wasserstand zur Säge

nach Kötschach geschwemmt.

Schlaitner Holzerpartien in den 50iger und 60iger Jahren

um 1960 - die Brüder Ambros und Anton Rindler vlg. Jörl bei den

Forstarbeiten in Oberkärnten. Die Adjustierung ist mit der heute üb-

lichen Schutzausrüstung für Forstarbeiter nicht vergleichbar.

um 1958 - Schlaitner Forstarbeiter bei Holzschlägerungen in Obertilliach

v.l.: Johann und Josef Lumaßegger vom Wegscheider und Anton Rindler vlg. Jörl

Hansl Lumaßegger kaufte sich 1959 als erster Holzknecht eine Motorsäge. Es war

eine enorm schwere amerikanische Säge.