Previous Page  31 / 36 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 31 / 36 Next Page
Page Background

Dezember 2017

‘s Blatt‘l

Seite 31

Chronik

Auf der Homepage des Tourismus-

verbandes Osttirol wurde den Besu-

chern bis vor wenigen Monaten noch

erklärt, dass Schlaiten aus dem Sla-

wischen stammt (was wohl stimmt)

und etwas mit Sumpf – sumpfige Ge-

gend zu tun hat.

Und dabei waren wir so stolz auf

unsere Bergbaugeschichte. Das Blö-

de daran war nur, wir hatten keine

ganze Bergbaugeschichte, nur eini-

ge Bruchstücke davon. Und die Sage

vom Hl. Paulus, der das Knappenvolk

in Schlaiten nach einem ausschwei-

fenden Leben zur Vernunft brachte,

wird uns wohl auch nicht mehr je-

der abnehmen. So geht es uns auch

mit der Sage um die Silberzeche in

Schlaiten und das Venedigermandl,

bzw. Pfingstlöttale, das alljährlich zum

Gridling kam.

Aber wenn es schon kein Gold-

brünndl ist, mit dem wir ein wenig

angeben können, so sind es doch die

Edelmetalle Gold und Silber, die man

nachweislich in Schlaiten abgebaut

hat - neben Kupfererz, Magnetkies

und Arsenkies.

Aber alles der Reihe nach:

In einer Fundkarte von Osttirol für

die Zeit 2000 v. Chr. bis 800 n. Chr.

sind in Schlaiten und Alkus bereits

Bergwerke gekennzeichnet. Schrift-

liche Aufzeichnungen und damit kon-

krete Nachweise über den Bergbau in

Schlaiten gibt es ab dem Jahre 1434.

Im Jahre 1512 werden 20 Gruben in

Schlaiten angegeben. Die Verhüttung

erfolgte in St. Johann i. W. oder Un-

terpeischlach.

Das Bergwerk am Rötlstein bei

Schlaiten wurde um das Jahr 1550 er-

öffnet und stand lange Zeit wegen sei-

nes reichen Ertrages in hoher Blüte.

Über seine Entdeckung erzählt eben

die Sage von der „Silberzeche bei

Schlaiten“. Der reiche Lohn und die

dauernd ergiebige Ausbeute machten

die Knappen – der Sage nach - über-

mütig, so dass sie die edlen Gottes-

gaben nicht mehr achteten und unter

gotteslästerlichen Reden und Gesän-

gen in Saus und Braus lebten. Als

sie einst nach mehrtägigen Schwel-

gereien nach den hochgelegenen

Berggruben zur Arbeit zurückkehrten,

fanden sie anstatt der reichen Sil-

ber- und Kupfererze nur mehr öden,

wertlosen Kies in den Stollen vor und

all ihr eifriges Suchen nach den verlo-

renen Bergschätzen blieb vergeblich,

so dass der einst so erträgliche Berg-

bau in Schlaiten aufgegeben werden

musste.

Eine Erklärung zur Einstellung des

Bergbaues in Schlaiten war vielleicht

die Fahrlässigkeit bei der Verzimme-

rung der Stollen. Die Knappen wie-

sen auf diesen Missstand hin und

trotzdem wurde nichts unternommen.

Der Einsturz von Teilen der Gruben

und ein Grubenbrand um 1570 hat

den Bergbau schließlich weitgehend

lahmgelegt. 1588 wurden größere

Grubenanteile verkauft und um 1620

wird der Bergbau in Schlaiten groß-

teils aufgelassen.

Aber unser ehemaliger Pfarrer An-

ton Kröll hat in einem Gedicht eine

weitere nachvollziehbare Erklärung

für den Verfall beim Bergbau gefun-

den.

Nachgewiesene Bergbautätigkei-

ten in Schlaiten gab es unterhalb der

Kråßfelder, im sogenannten Måtlingtål

und im Wirtswald zwischen Gruber

Wiesen und Kråß Wiesen. Diese

Knappenlöcher können heute noch

besichtigt und sogar begangen wer-

den.

Gegen Ende des 16. Jahrhunderts

verkaufte und verschenkte der Lien-

zer Inwohner Rudolf Rausch 8/9 sei-

ner Anteile einer Grube am Schlaiten-

bach nahe der Kirche. Die Hoffnung,

Gold und Silber zu finden schwand

langsam dahin. Für diese Grube gibt

es heute keine Hinweise mehr.

Gold-, Silber- und andere Berg-

werke wurden vom Bergrichter verlie-

hen und dafür waren Abgaben zu lei-

sten: Der Zehent (ein Zehntel) – eine

zehnprozentige Steuer in Form von

Naturalien. Jeder zehnte Kübel Erz

war abzuliefern – auch Fronerz ge-

nannt. Eine weitere Abgabe war der

Wechsel. Diese Abgaben waren zu-

meist je zur Hälfte an die kirchlichen

und weltlichen Obrigkeiten zu leisten

– z.B. um 1500 an den Erzbischof und

den König.

Im vergangenen Jahrhundert noch

aktiv war der Freischurf des Andrä

Gomig - am Göriachbach im Mitter-

wald nahe der Roßlucke (Kraß Anda

Bergbau in Schlaiten

Anlass für diese Geschichte war die „Historische Wanderung“ am 7. Oktober 2017 in das Michelbachtal.

Bei dieser Wanderung sollte neben der Forstwirtschaft früherer Tage auch die Bergbautätigkeit im Michel-

bachtal ein wenig beleuchtet werden. Und daraus ergab sich dann eine umfangreichere Geschichte über

den Bergbau in unserer Gemeinde. Nicht nur Sagen, sondern auch Fakten.

Die Einen mit fleiss‘ger kräft‘ger Hand,

die Andern mit Wissen und scharfem Verstand.

Das Kupfer das Beste gewesen ist

vom Uralgebirg bis zur spanischen Küst;

hat ins Tal gebracht gar reichen Segen,

Verkehr ist g‘wesen mit Schlitten und Wägen.

Da kam von Amerika Kupfer zu viel,

sie gewinnen es dort mit leichtem Spiel.

Das hat uns zu Grunde gerichtet in kurzer Zeit

Mir ist um Menschen und Bergwerk Leid!

Alois Niedertscheider konnte sich noch

an so manche Überbleibsel vom Berg-

bau im Michelbachtal erinnern.

Pfarrer Anton Kröll

30.03.1857 - 04.11.1912