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FODN - 65/01/2017

MENSCHEN IN KALS

Von Vroni Riepler

D

ass es ihn einmal zur Gendar-

merie verschlagen würde war

eigentlich anfangs nicht geplant.

Als zweites von 7 Kindern, am 27. De-

zember 1950 geboren, aufgewachsen

am Peischler Hof begann sein berufli-

cher Werdegang mit einer Maschinen-

schlosserlehre, die er leider aufgrund

der Hochwasserkatastrophe in den

Sechzigern nicht abschließen konnte, da

zu diesem Zeitpunkt einfach jede Hand

daheim gebraucht wurde.

Und so ergab es sich dass beim Es-

sen- es wurde beim Peischler Wirt vie-

le Jahre zu Mittag für die Gendarmen

vom Posten Huben und einige Tiwag

Mitarbeiter gekocht- er zwar vom Ti-

wag-Verantwortlichen eine Absage aber

zugleich vom Hubener Postenkomman-

dant ein Stellenangebot bekam. Damit

begann sein Werdegang bei der Exeku-

tive.

Am 1. März 1971 rückt Lois auf der

Polizeiinspektion Neustift im Stubai ein

und besucht auch die Gendarmerieschu-

le. Danach folgen drei Jahre am Gen-

darmerieposten Kaltenbach im Zillertal

und ab 1975 war er im Bezirk Lienz in

St. Jakob und Matrei positioniert. Mit

der Tätigkeit als Alpingendarm begann

er erstmals in Kaltenbach und konnte

dort schon einiges an Erfahrung sam-

meln. Und als er dann nach Osttirol zu-

rückkehrte, kam noch die Flugrettung

in seinen Tätigkeitsbereich.

Zu diesem Zeitpunkt war das Flugret-

tungswesen noch nicht in dieser Form

organisiert wie heute, und so war der mit

fliegende Alpinpolizist noch viel mehr

gefordert bei Unfällen und Sucheinsät-

zen auch Ersthilfe zu leisten. Alarmiert

wurde am Posten oder wenn Lois zu

Hause war auch einfach am Haustelefon

und nicht selten wurde er entweder am

Fußballplatz in Huben oder fast direkt

in Unterpeischlach, nämlich auf dem

kleinen Feld zwischen Bundesstraße

und Isel abgeholt. Meist hatte er auch

eine Traube von neugierigen Kindern

im Schlepptau, die aufgeregt mitver-

folgten, wie er mit dem „Jetranger“ ab-

hob…

In dieser Zeit war es theoretisch fast

rund um die Uhr möglich, plötzlich ei-

nen Einsatz fliegen zu müssen, doch als

dann in Nikolsdorf eine Flugzentrale

eingerichtet wurde, teilte man die Flug-

retter in Bereitschaftsdienste ein und

die Situation wurde etwas besser. Aber

dass auch ein eigentlich freier Abend

für Lois, und das am Weihnachtsabend,

mit einem Einsatz enden konnte, be-

weist folgende Geschichte.

Am 24. Dezember irgendwann in den

1990er Jahren wurde am späten Nach-

mittag aufgrund von fluguntauglichem

Wetter die Bereitschaft am Stützpunkt

Nikolsdorf aufgegeben und als gegen 16

Uhr ein Notruf von einem Spaltensturz

am Großvenediger einging, entschloss

sich Lois diesen Einsatz zu fliegen, ob-

wohl die Sichtverhältnisse nicht vielver-

sprechend waren. Doch über der Clara-

Hütte lichtete sich der Nebel und der

Verletzte konnte gefunden und mittels

Seilbergung befreit werden.

Allerdings war dann kein Platz mehr

für Lois im Hubschrauber und der Treib-

stoff ging auch zur Neige. So musste er

bei der Gletscherspalte ausharren bis

Hans Fischer ihn spät aber doch mit

dem Reservesprit aus Prägraten abho-

len konnte und Lois es auf 20 Uhr letzt-

endlich wohlbehalten heim zur Familie

zum Weihnachtsfest schaffte, wo sei-

ne Frau Kathi, und die Kinder Margit,

Bernd, Alexander und Christian schon

den Christbaum aufgeputzt hatten.

Doch das ist nur eine Geschichte von

über 300 Einsätzen zu Wasser, zu Luft

und zu Lande, die er in all den Jahren

erlebt hat, mit gutem oder tragischem

Ausgang...

Allmählich änderten sich die Anfor-

derungen an die Alpinpolizisten, vor al-

lem als die Flugrettung ins Rote Kreuz

integriert wurde und für die Aufklä-

Der Peischler Lois-

Alpingendarm im (Un)Ruhestand

Seit 1. Juli 2011 ist Riepler Alois nun in Pension und es ist längst an der Zeit einmal ein paar

Zeilen über sein interessantes Berufsleben zu schreiben, war er doch 29 Jahre als Alpingen-

darm und 15 davon auch in der Flugrettung tätig.

Postenkommandant Alois Riepler