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FODN - 70/03/2018

WIRTSCHAFT & TOURISMUS

Von Sonja Warscher

S

o kann man in der Kalser Chronik

lesen: „Das Kalsertal war früher

das verkehrsfeindlichste von allen.

Über Schluchten führten nur Behelfs-

stege, die aus ein paar Baumstämmen

bestanden. Der Weg bis Staniska war

stückweise ausgesprochen gefährlich.

Diese Verkehrsgefahren bedingten auch

die starke Abgeschlossenheit der Be-

wohner, die von der Kleidung bis zur

Nahrung alles selbst erzeugten. Nur

Salz wurde vom Pinzgau über den Kal-

ser Tauern bezogen. Das änderte sich

langsam, als im Jahre 1800 der Groß-

glockner bestiegen wurde und immer

mehr bergwandernde und kletternde

Touristen über die Jöcher kamen.“

Welche Errungenschaft war es daher,

als man 1912 ernstlich daranging, den

Weg von Huben nach Kals als Straße

für den Autoverkehr auszubauen. Die

Straßenbauarbeiten sind Italienern

übergeben worden. Rund 300 Männer

waren beschäftigt, sämtliche Arbei-

ten in Handarbeit mit Pickel, Schaufel,

Steinbohrer, Schlägel sowie Schubkar-

ren durchzuführen. Die Arbeiter wur-

den gut verpflegt, jedoch sehr einfache

Schlafgelegenheiten in Peischlach in

Wirtschaftsgebäuden und in Wohnhäu-

sern auf Bänken und auf den Holzböden

mussten damals genügen. Während des

Ersten Weltkrieges 1914 wurden die

Bauarbeiten eingestellt und 1920 wieder

aufgenommen.

1925 wurde dann der 1. Ausschuss

der Kalserstraße gewählt: Peter Gro-

der, Oberwirt; Paul Santner, Haslach;

und Johann Huter, Meilinger. Und

dann war es endlich auch soweit, dass

lt. Meldebuch des Glocknerwirtes, am 1.

Juli 1925 die erste Autopostlinie Lienz

– Kals eröffnet wurde. Wer nun glaubt,

ab jetzt war die Fahrt nach Kals eine

leichte Sache, der täuscht sich.

Ganze 2 Stunden benötigte man laut

Fahrplanheft von Lienz nach Kals 1 x

täglich angeboten! 6.30 ab Lienz – 7.20

an Huben – 7.30 ab Huben – 8.30 an

Kals; 13.00 ab Kals – 14.00 an Huben –

14.05 ab Huben – 15.00 an Lienz.

Der Fahrpreis betrug von Lienz nach

Kals 7 Schilling, jedoch gab es einen

Gepäcktarif zusätzlich! 5 kg waren frei,

für jedes weitere kg von Lienz nach

Kals wurden 6 Groschen verrechnet.

Viele unserer Älteren Gemeindebürger

können sich sicherlich noch an diese

Anfänge erinnern.

Wie einfach und bequem haben wir es

dagegen heute, wenn wir an Werktagen

10 x täglich mit dem ÖFFI von Huben

nach Kals fahren können. Und ziemlich

oft werden wir dann überaus freundlich

von der ersten Kalser Busfahrerin, von

Sonja Schneider, begrüßt, die seit eini-

ger Zeit den Linienbus Huben – Kals

lenkt. Ich durfte Sonja einige Fragen

stellen, um mehr über sie und ihren für

Frauen eher außergewöhnlichen Beruf

zu erfahren.

Fodn: Wo bist du geboren - seit wann

lebst du in Kals?

Sonja: Geboren wurde ich in Lienz. Bis

zu meinem 5. Lebensjahr habe ich in

Kals gelebt und bin auf dem Richterhof

aufgewachsen. Anschließend bin ich

nach Axams gezogen. Ich wollte aber

immer zurückkommen – zurück zu den

Wurzeln – zurück in meine Heimat Kals.

Im Jahr 2003 war es dann soweit – ich

lernte meinen Ehemann Jakob kennen

und zog wieder hier her.

Fodn: Was hast du vorher gemacht?

Ich habe zuvor bei den Kalser Bergbah-

nen als Maschinistin gearbeitet, was mir

auch sehr viel Spaß gemacht hat.

Fodn: Seit wann bist du Busfahrerin?

Sonja: Seit Juli 2018 bin ich Busfahrerin

der Firma Bstieler OG – Busunterneh-

men und Reisebüro.

Fodn: Wie bist du darauf gekommen,

Busfahrerin zu werden?

Sonja Schneider

- die Busfahrerin aus Kals

Tagtäglich benutzen viele Einheimische und Gäste die Kalser

Landesstraße, um mit ihrem Auto wichtige Fahrten zur Arbeit,

zur Schule, zum Einkaufen usw. zu unternehmen. Es ist für uns

alle selbstverständlich, asphaltierte, bestens gewartete, gesi-

cherte und im Winter geräumte Straßen benützen zu dürfen.

Doch vor allem nach Kals war das nicht immer der Fall.

Sonja Schneider aus Kals