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FODN - 70/03/2018
BUNT GEMISCHT
Von Brianna Stockburger, Sydney
[Übersetzung Petra Tembler]
12.
Juni 2017: Meine Tour durch
Europa begann und ich wuss-
te noch nicht wirklich, was
mich erwarten würde. Es gab für mich
viele Gründe, nach Europa zu kommen:
Freunde und Familie besuchen, die Welt
sehen, mich selbst weiterentwickeln,
eine Auszeit von der Schule nehmen,
aber hauptsächlich wollte ich die Welt
außerhalb meiner Heimatstadt einmal
kennenlernen. Ich wollte nicht mein
ganzes Leben lang am gleichen Ort
wohnen und arbeiten, also plante ich,
ursprünglich für 4 Monate, als Backpa-
ckerin den Kontinent zu erkunden.
Glücklicherweise hatte ich die Gele-
genheit mit meiner Schwester (und ih-
rem Freund) zu reisen, sodass ich nicht
vier Monate alleine verbringen musste.
Wir entdeckten so viele wundervolle
Plätze, trafen tolle Leute und lernten
das Leben von einer ganz anderen Seite
kennen. In diesen vier Monaten besuch-
ten wir 14 Länder und 48 Städte, es gab
viel zu sehen. Aber als nicht nur unsere
Reise, sondern auch unser Geld sich dem
Ende entgegen neigte, entschieden wir
uns, getrennte Wege zu gehen: Meine
Schwester und ihr Freund kehrten nach
Hause zurück, ich verfolgte unsere Idee,
in einem österreichischen Schigebiet zu
arbeiten. Mit der Hilfe eines Freundes
der Familie suchte ich online nach Jobs
in verschiedenen Schi Resorts und lan-
dete daraufhin hier in Kals.
Kals war, sagen wir es mal so, das
letzte, was ich mir erwartet hätte. Es
war nicht das, was ich geplant hatte
oder wo ich dachte, schlussendlich zu
landen. Ein kleiner Ort und ein kleines
Schigebiet, um ehrlich zu sein erwartete
ich mir anfangs nicht viel. Aber je län-
ger ich hier war, desto mehr lernte ich
es zu lieben. Die Schönheit der Berge,
meinen Job, meine Freunde, das Schi
fahren, … In den vier Monaten, die ich
hier verbrachte, entdeckte ich mein Le-
ben auf eine neue Art: Ich lernte richtig
Schi fahren, lernte neue Leute kennen,
lernte etwas Deutsch (obwohl noch Luft
nach oben ist), ich verbrachte viel Zeit
mit Yuma und schloss Freundschaft mit
Kati; Kati, meine Chefin, meine Mitbe-
wohnerin und meine Freundin.
Als Australierin mit keinen bis mäßi-
gen Deutschkenntnissen hier zu arbei-
ten machte am Anfang alles ziemlich
schwierig und stressig. Die Unfähigkeit,
selbst einfachste Bestellungen oder An-
weisungen zu verstehen, war wirklich
hart, aber mit der Zeit lernte ich alles,
was ich brauchte. Ich merkte, dass ich
Fortschritte machte und begann, mei-
nen Job wirklich zu lieben. Mit Kati auf
der Figolalm zu arbeiten machte mir
wirklich Spaß, weil sie entspannt ist,
eine fabelhafte Arbeiterin, unglaublich
positiv, eine gute Freundin und einfach
irgendwie inspirierend. Die Arbeit er-
möglichte es mir, Leute aus ganz Euro-
pa kennen zu lernen und mich mit ihnen
zu unterhalten.
Ich kann es wirklich nicht in Worte
fassen, wie meine Erfahrungen hier in
Kals auf mich gewirkt haben. Jeden-
Von Australien
nach Österreich
Vielleicht kennt der eine oder andere von euch das freundliche Gesicht von Brianna Stockbur-
ger, das uns im letzten Winter auf der Figolalm begrüßt hat. Brianna ist in der Zwischenzeit
wieder zu Hause in Australien, aber sie schildert uns ihre Eindrücke, die sie hier gewonnen hat.
falls hat es meine Augen geöffnet und
ich glaube, es hat mir selbst in meiner
Entwicklung sehr viel gebracht – ich
bin in meiner Persönlichkeit gewachsen.
Ich lernte eine Lebensweise kennen, die
ganz anders war als alles, was ich bisher
kannte. Aber ich merkte auch, dass sogar
trotz der großen Unterschiede in Kultur,
Sprache und Lebensumständen das Le-
ben nicht so grundlegend anders ist. Am
Ende ist es egal, woher man kommt: Wir
haben alle unsere Arbeit, unser Inspira-
tionen, unsere Freundschaften; Liebe,
Familie und ein Leben, wie jeder andere
auf der Welt auch. Aber wie wir uns ent-
scheiden, unser Leben zu leben und wel-
che Richtungen wir einschlagen, woran
wir glauben und was wir uns entschei-
den zu tun, das macht uns zu dem, was
wir sind. Ich würde nicht eine einzige
Sache an meinen Erfahrungen, die ich
hier gemacht habe, ändern wollen; ich
glaube, es ist einfach nur so viel besser
geworden, als ich es mir je hätte erträu-
men können. Die Zeit, die ich hier war,
brachte mir persönlich mehr, als ich je
erwartet hätte.
Es ist ein Kapitel meines Lebens, das
ich nie vergessen werde und ich freue
mich auf alles, was mich noch erwartet.