FODN - 70/03/2018
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BUNT GEMISCHT
Von Vroni Riepler
V
erglichen mit der Winter-Fodn
Ausgabe 2017 ist diesmal schon De-
zember, da ich den Artikel schreibe
und es ist niederschlagsfrei und bitter-
kalt, aber das sind auch wirklich die
einzigen Unterschiede zwischen die-
sen beiden Sonntag Nachmittagen, die
ziemlich genau ein Jahr und vielleicht
ein paar Fehler und wiederum ein paar
weitere Erkenntnisse mehr trennt.
Mein Computer ist immer noch der
gleiche alte (ich behaupte –eigensinni-
ge-) und gibt bisweilen merkwürdige
Geräusche von sich aber ansonsten gibt
es eigentlich nichts was diese traute
Zweisamkeit zwischen mir und ihm
stören könnte- wären da nicht diese Ge-
danken, die ein ums andere Jahr ziem-
lich genau um diese Zeit mein Denken
in Beschlag nehmen und mit penetran-
ter Neugierde nur eines von mir wissen
wollen: Wie wird sie aussehen, mei-
ne Bilanz 2018 – und wer auch immer
denkt, dass das irgendwas mit Soll und
Haben und Geld und Rücklagen zu tun
hat, der kann mir niemals begegnet
sein! Denn so wenig wie das mit mei-
ner Bilanz zu tun hat, so wenig hab ich
damit am Hut. Denn trotz des aufrich-
tigen Bemühens mich Jahr um Jahr in
irgendwas zu entwickeln das mir erstre-
benswert erscheint, so stur und wacker
wehre ich mich gegen jedwede Verände-
rung meiner Selbst wenn es um grund-
legende Aversionen und Zuneigungen
geht. (Ja, ich hasse Buchhaltung und
Nein, nur weil man nicht mehr löffel-
weise Nutella isst, heißt noch lang nicht,
dass sie einem nicht mehr schmecken
würde!) Schließlich muss ja irgendet-
was von meinen Marotten übrigbleiben
wenn dereinst am Ende meiner Tage im
Nachruf steht, was ich denn „von klein
auf“ gerne oder eben nicht gerne hatte.
Und genau da hockt schon die erste
Falle, wie viel gibt es dann wirklich
was einen ein Leben lang begleitet,
was davon war nur für ein Jahr oder
noch kürzer wesentlich? Was ist die
Quintessenz eines Jahres, der Zeitraf-
fer wenn man die Augen schließt und
an 2018 denkt (mitunter natürlich auch
an sein bezeichnendes Wort- für alle
aufmerksamen Epilog-Leser)
Die Quintessenz –so zumindest ver-
stand das Aristoteles- sei das letzte
Fünftel, der wesentliche, wirkendste
Teil von etwas Ganzem dass sich aber
nur zu vier Fünftel aus den „greifbaren“
Elementen Feuer, Wasser, Erde und Luft
zusammensetzt und eben erst mit dem
letzten Fünftel zur Vervollständigung
und Sinnhaftigkeit kommt…
Schwer zu verstehen? Ok, hier viel-
leicht eine einfachere Erklärung: die
vier Jahreszeiten machen für so manch
einen gar keinen Sinn, wenn es die eine
nicht gäbe in der man das Klaubauffell
überstreifen kann und ganz mit den Ele-
menten verschmilzt. Sozusagen.
Auch gesehen in diesem Zusammen-
hang: Die Darstellung der Darwinschen
Evolutionstheorie in der als Krönung
allen Seins (und Strebens) der Klaubauf
steht. Und da ist nix mehr mit aufrech-
tem Gang und so, das könnt ihr mir
glauben!
Wie auch immer, wenn also jedes Jahr
erst durch die Zeit um Anfang Dezem-
ber in die totale Erfüllung rückt, dann
wird diese Quintessenz eines Jahres
eigentlich schon zur Konstanten eines
Lebens (mit Hinblick auf den Nachruf,
der dann enthält: „Für die Teilnahme an
Brauchtumsveranstaltungen, besonders
Krampusläufe in der Umgebung war er/
sie weit über die Gemeindegrenzen hi-
naus bekannt und dieses Hobby pflegte
er/sie bereits schon von klein auf…bla-
blabla, usw.“)
Aber ich will mich hier keineswegs
lustig machen über die sich jährliche
Wiederholung von Brauchtumsveran-
staltungen, denn wegen ebendieserWie-
derholungen wird Brauch zu Brauch-
tum und weil das schon Generationen
vor uns taten, können wir heute darauf
zurückgreifen und kennen diese Bräu-
che erst dadurch. Bleibt die Frage was
zuerst war, Henne oder Ei. Es hat ja ir-
gendwann jemanden geben müssen, der
mit etwas begonnen hat- um bei meinem
feinen Beispiel zu bleiben, musste ja ei-
ner sich etwas verdeckendes (fragt mich
nicht warum) über sein Antlitz gestülpt
haben und wie von der Tarantel gesto-
chen herumgehüpft sein in der Dunkel-
heit. Er begeisterte damit jedenfalls die
Massen und tut es bis heute. (Anmer-
kung zum letzten Absatz: ich habe hier
bewusst aufs Gendern verzichtet, weil
es mir sehr unwahrscheinlich erscheint,
dass der erste Klaubauf seiner Art weib-
lich war.)
Jedenfalls sind Konstanten in unse-
rem Wesen das was uns letztlich aus-
macht, das, was wir sind; vielleicht ist
die angeborene Morgenmuffeligkeit
das ehrlichste an einer sich alle sieben
Minuten auf Social media neu darstel-
lenden hohlbackigen Vierzehnjährigen,
die Wurst plötzlich ekelig findet und nie
und nimmer glauben kann, dass sie sich
vor lauter Freude über ein Blatt Extra-
Pikante beim Adeg zehn Jahre zuvor
kaum einkriegen konnte… Und ich
schätze, ihr Gusto wird sich in den nächs-
ten zehn Jahren allein noch mindestens
dreimal wandeln, doch wahrscheinlich
wird sie es auch noch mit fünfzig nicht
gerne mögen wenn ihr jemand früh mor-
gens ein Ohr abkaut. Der Vollständigkeit
halber: Es wird wohl nicht in ihrem
Nachruf stehen, dass sie zeitlebens mor-
gen eine Grantnudel war, aber alle die sie
kannten, würden es wissen.
So denn, auf das von uns mehr übrig
bleibt als die Erinnerungen an unsere
schlechten Eigenschaften, breche 2019
an mit wieder neuen Chancen, heraus
zu finden was an diesem Jahr das Be-
sondere war, und ob es ein wesentlicher
Beitrag sei in unserem Leben eine Fär-
bung zu hinterlassen (abseits der weite-
ren, zu erwartenden grauen Strähnen).
In diesem Sinne, Euch allen ein Ge-
segnetes Weihnachtsfest und einen prä-
genden Start ins neue Jahr!
Quintessenz
(1)
eines Jahres
(1) Die übertragene Bedeutung „geistiger Grund-
stoff“ setzte im 17. Jahrhundert ein. Schließlich
wurde der Ausdruck im 18. Jahrhundert ein Mo-
dewort für „das Eigentliche, Wesenhafte“, „das
Ergebnis“. (Quelle: Wikipedia)
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