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FODN - 70/03/2018

MENSCHEN AUS KALS

wurden Seiltechnik, Wetterkunde, GPS,

Karten lesen, usw. mit den Teilnehmern

besprochen. Dieser Einführungskurs

endete ohne Prüfung, aber bereits ei-

nige Wochen später ging‘s weiter zum

Sportkletter-Kurs. Hier mussten die

Teilnehmer zwei praktische Prüfun-

gen und einen Lehrauftritt absolvieren.

Beim Lehrauftritt beweist der Prüfling,

dass er einem Gast sein Wissen und die

Techniken auch erklären kann. Was den

Ausbildern bei jedem Kurs und bei je-

dem Thema das wichtigste ist, ist das

Eigenkönnen. Wenn sie das Gefühl ha-

ben, dass es dem Anwärter daran fehlt,

nützt ihm auch eine bestandene Prü-

fung nichts. Das Eigenkönnen muss der

Grundstein für jeden Bergführer sein.

Im November 2017 absolvierte Bern-

hard den Schitechnik-Kurs am Stubaier

Gletscher (4 Tage) und danach den La-

winenkurs. Dieser dauerte 9 Tage und

endete mit einer Prüfung und einem

Fachgespräch. Weiter ging’s wieder-

rum mit einem neuntägigen Kurs im

Silvrettagebiet im März 2018. Thema:

Schi-Hochtouren; hier sollte das im La-

winenkurs Erlernte umgesetzt werden.

Gletschertouren, Spaltenbergung, Be-

gehen eines Grates und das Suchen von

Verschütteten mit dem Pieps waren die

Themen dieser Lehreinheiten.

Im September 2018 verbrachten die

Teilnehmer 10 Tage zur Absolvierung

des Felskurses im Kaisergebiet. Dieses

Mal stand die Tourenvorbereitung im

Fokus: Dies ist eines der wichtigsten

Werkzeuge für einen Bergführer, denn

er muss in der Lage sein, eine Tour für

sich und seinen Gast ordentlich von An-

fang bis Ende durchzuplanen. Seit die-

sem Jahr sind übrigens auch zwei Kalser

unter den Ausbildnern der Bergführer:

Vittorio Messini und Matthias Wurzer

geben ihr Wissen an die neue Genera-

tion weiter.

Bernhard muss jetzt noch drei Kurse

absolvieren, danach ist er offiziell „An-

wärter“. Das heißt, dass er neben den

noch zu absolvierenden Kursen unter

Aufsicht von ausgebildeten Bergführern

21 Praxistage sammeln muss. Bis dato

hat er für die Aufnahmeprüfung plus

Kurse 55 Tage investiert - vom Touren-

bericht und den sonstigen Aktivitäten

noch gar nicht zu sprechen. Bis zum

Erreichen des Anwärterstatus müssen

die Kurse übrigens selbst bezahlt wer-

den, was zwischen 6.000 – 7.000 Euro

ausmacht. Danach übernimmt der Bund

die Kurskosten, Verpflegung und Un-

terkunft wird aber immer selbst gelöhnt.

Hat er den Anwärter-Status erreicht,

stehen Bernhard noch fünf Kurse und

die Praxiseinsätze bevor, dann darf er

sich offiziell Bergführer nennen.

Und was erwartet Bernhard, wenn

er –voraussichtlich 2020 - wirklich sein

Berufsziel erreicht hat? Das kann uns

Michael Amraser beantworten, Ob-

mann der Kalser Berg- und Schiführer

seit 2010 und selbst hauptberuflich als

Bergführer tätig. „Die Bergführeraus-

bildung ist international anerkannt, das

heißt, dass wir theoretisch auch in der

Schweiz oder Kanada führen dürften.

Den Gebietsschutz, der nur das Führen

im eigenen Gebiet erlaubte, ist gefallen.

Das macht uns flexibler und – so ehrlich

müssen wir auch sein – alleine mit den

Bergführern aus Kals könnten wir den

Run der letzten Jahre auf den Groß-

glockner nicht bewältigen.“ Dass die

Popularität des Großglockners in den

letzten Jahren gestiegen ist, machte sich

auch an der Frequenz im Bergführerbü-

ro bemerkbar. „Wir haben hier Abläufe

vereinfacht und die Technik aufgerüstet,

um Professionalität vom ersten bis zum

letzten Kundenkontakt mit den Kalser

Bergführerverein zu gewährleisten“,

so Michl Amraser. Das Team im Büro

besteht derzeit aus Anja Kollnig aus

Gaimberg, die ganzjährig beschäftigt

ist. Im Sommer 2018 wurde sie von

Gabi Unterweger und Katharina Lad-

stätter aus St. Veit unterstützt. Pucher