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FODN - 70/03/2018

Von Petra Tembler

A

llerspätestens seit der „Piefke

Saga“ von Felix Mitterer bedient

der Beruf des Bergführers ein

gewisses Klischeebild: jung, fit, trink-

fest, Sonnyboy, Frauenheld, … Doch

ist dieses Berufsbild (noch) zeitgemäß?

Im Gespräch mit Bernhard Gratz (vlg.

Berger) und Michael Amraser gehen

wir dem Mythos „Bergführer“ auf den

Grund und erfahren, was es heute heißt,

diesen anspruchsvollen Beruf auszu-

üben.

Bernhard Gratz ist ein 86er-Jahrgang

und arbeitet als Metallbautechniker bei

der Firma Idl in Debant. Seit einiger Zeit

hat Bernhard ein großes Ziel vor Augen:

Die Ausbildung zum Bergführer. „Das

Bergsteigen an sich hat mich schon seit

früher Kindheit interessiert. Vor allem

mein Onkel Hans (vlg Berger, Burg) hat

uns oft in die Berge mitgenommen und

so unser Interesse geweckt. Aber die

Idee diese Leidenschaft zum Beruf zu

machen kam mir erst mit Mitte 20“, ver-

rät uns Bernhard. Wie ich im Gespräch

erfahre, ist der Wunsch alleine hier aber

zu wenig – zugegeben, ich wusste, dass

die Ausbildung umfangreich ist, aber

als mir Bernhard erzählt, welche An-

strengungen damit verbunden sind, bin

ich doch ein bisschen beeindruckt…

Bevor man überhaupt zur Aufnahme-

prüfung antreten darf, muss man einen

Tourenbericht vorlegen. Das Kniffelige

dabei ist, dass sich schon hier die Vo-

raussetzungen von Jahr zu Jahr ändern

können. Bei Bernhard zB zählten fünf

4.000er zum Pflichtprogramm. Über die

absolvierten Touren muss ausführlich

berichtet werden, sogar der Kletterpart-

ner muss mit Namen und Telefonnum-

mer aufscheinen. Doch die Hauptidee

des Tourenberichts ist ja nicht der lite-

rarische Gedanke, sondern die Übung.

„Das Niveau ist schon bei der Aufnah-

meprüfung derart hoch, dass man gar

keine Chance hat, wenn man nicht topfit

und gut vorbereitet ist. Als Berufstäti-

ger muss man mit drei bis vier Jahren

Mythos

Bergführer…

… aber wie schaut der Alltag tatsächlich aus? Und wie wird man überhaupt zum Bergführer?