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FODN - 68/01/2018
INFORMATION AUS DER GEMEINDE
Die Aufgaben des Beobachters im
Lichte der Zeitenwende
In der Frühzeit des Messdienstes
war
der Beobachter recht gefordert. Es gab
so gut wie keine selbstregistrierenden
Geräte. Sämtliche Messungen und Beob-
achtungen erfolgten ausschließlich durch
den Beobachter. Die zeitliche Dichte der
Messwerte war meist auf ein bis drei Be-
obachtungstermine pro Tag beschränkt.
Die Ablesung der Lufttemperatur
erfolgte dreimal täglich, nämlich um 7,
14 und 21 Uhr, ab 1971 um 19 Uhr. Die
Messung des Niederschlags war haupt-
sächlich zum Frühtermin (7 Uhr) fällig,
an ZAMG-Stationen auch zum Abend-
termin (19 Uhr).
Die Einhaltung der Messtermine war
obligat, ohne Unterschied ob Werktag,
Sonn- oder Feiertag, am Neujahrstag
ebenso wie an einem Aschermittwoch,
auch wenn die Nacht davor kurz und
feucht war. Auch die Pegelbeobachtun-
gen am Teischnitzbach und Kalserbach
waren täglich am Morgen zur gleichen
Zeit fällig.
ImDienst der Sache war Pünktlichkeit
Ehrensache und unverzichtbar. Nach ei-
nem gewissenhaften Beobachter konnte
man die Uhr stellen. Regen, Schneefall
und andere Wettererscheinungen oder
Hochwasser waren nie ein Entschuldi-
gungsgrund für die Verschiebung oder
Auslassung eines Messtermins.
Ab der Mitte des 20. Jahrhunderts
(etwa nach 1950) wurden die Messstel-
len allmählich mit analogen, selbstregis-
trierenden Schreibgeräten ausgestattet.
Mit Thermohygrographen (für Tem-
peratur- und Feuchteregistrierung) in
den Jalousienhütten (Wetterhütten),
Ombrographen (Regenschreibern) und
Pegelschreibern an den Wasserstands-
messstellen erfolgte zunehmend die
kontinuierliche Aufzeichnung von Luft-
temperatur, relativer Luftfeuchtigkeit,
Regen und Wasserstand usw. Der Be-
obachter hatte aber unabhängig davon
die Kontrollmessungen im gewohnten
Umfang durchzuführen. Außerdem
musste er den Streifenwechsel an den
Registriergeräten pünktlich am Mon-
tagmorgen (meist waren sog. „Wochen-
schreiber“ im Einsatz) besorgen.
Das digitale Zeitalter.
In den 1990er
Jahren war dann allmählich die Zeit reif
für die elektronische und digitale Da-
tenerfassung.
Die Entwicklung von elektronischen
Messgeräten hat um sich gegriffen,
Messwerte konnten ab nun in kurzen
Zeitintervallen digital gespeichert wer-
den. Die anfängliche Knappheit an
Speichermedien wurde sukzessive be-
seitigt, Speicherplätze wurden leistbar,
und viele Messkomponenten können
seither im Minutentakt erfasst und ab-
gespeichert werden. Standen früher z.B.
täglich nur drei Terminwerte für die
Lufttemperatur zur Verfügung, so sind
es heute bis zu 150 pro Tag.
Aber der Beobachter ist immer noch
unverzichtbar. Sein Tätigkeitsschwer-
punkt wandert zunehmend in Richtung
Gerätekontrolle, Kontrollmessung, aber
auch primäre Datenerfassung.
Messwerte für Neuschnee werden
immer noch vom Beobachter durch Ab-
lesung eines Schneepegels gewonnen.
Neuentwickelte Messgeräte z.B. für
Niederschlag werden an vielen Statio-
nen des Hydrographischen Dienstes im-
mer noch mittels Ombrometermessung
durch den Beobachter auf ihre Richtig-
keit überprüft.
Die Ausweitung des Messdienstes in
Richtung Schwebstoffmessung erfor-
dert ebenso den Pegelbeobachter vor
Ort, weil er die Wasserproben am Pegel
ziehen muss und sie für die Analyse be-
reitstellt.
Niederschlag kann mittlerweile recht
gut (je nach Messgerät!) automatisiert
erfasst werden, aber aus den hand-
schriftlichen Aufzeichnungen des Beob-
achters muss herausgelesen werden, ob
der Niederschlag als Regen oder Schnee
gefallen ist, als Graupel oder Hagel.
Außergewöhnliche
Wettererschei-
nungen können an den Messstellen
meist nicht automatisiert erfasst werden.
Schneeverwehung, Schneetreiben, star-
ker Wind, Eisglätte, Gewitter usw. muss
der Beobachter separat und unter Anga-
be der Intensität bewerten.
Trotz fortschreitender Automatisie-
rung der Messnetze ist der Beobachter
vor Ort für manche Messparameter eine
unschätzbare Bereicherung, besonders
wenn er ein kritischer und interessierter
Mensch ist. Denn in dem Maß, wie die
Datenerfassung automatisiert erfolgt,
nimmt die Bedeutung des Controlling
zu. So muss z.B. bei starkem Schneefall
die Einfallöffnung des Ombrometers
schneefrei gehalten werden!
Was macht den Dienst des
Beobachters so bedeutsam?
Vor der Errichtung der diversen
Messnetze konnten Naturphänomene
wie Hagelunwetter, Hochwasserabflüs-
se, Austrocknung von Gewässerläufen,
Längenänderung von Gletschern nur
qualitativ (verbal) beschrieben werden.
Erst regelmäßig durchgeführte Mes-
sungen und Beobachtungen von Natur-
erscheinungen ermöglichen statistische
Auswertungen und Analysen wie Mit-
tel- und Extremwerte, Trends, Schwan-
kungsbreiten von Messkomponenten,
statistische Aussagen zur Wiederkehr-
zeit von Hochwasserspitzen, Schnee-
höhen, Lawinenabgängen usw., die für
raumordnerische Überlegungen eine
wertvolle Basis darstellen und die Be-
völkerung sicherer und kostengünstiger
wohnen und leben lassen.
Die Fülle der zu beobachtenden Ins-
trumente, Geräte und wetterbedingten
Erscheinungen an einer Messstation
lässt erahnen, dass ein Beobachter eine
anspruchsvolle Tätigkeit ausübt.
Je nach Wertigkeit einer Messstelle
kann der Arbeitsaufwand an einer Sta-
tion recht unterschiedlich sein.
Der Wetterbeobachter hat(te) an sei-
ner Messstelle (sog. Wetterstation)
folgende Parameter zu beobachten:
Lufttemperatur (in der Wetterhütte
und am Boden)
Relative Feuchtigkeit der Luft
Luftdruck
Niederschlag (getrennt nach Wasser-
wert, Neuschneehöhe und Höhe der
Schneedecke)
Wasserwert der Schneedecke
Wind (nach Richtung und Stärke)
Bewölkung (nach Art und Höhe)
Sichtweite
Zustand des Erdbodens
Zustand der Verkehrsfläche
Erdbodentemperatur
sonstiger Wetterverlauf
Phänologie
Je nach Stationstyp mussten/müssen
die obgenannten Parameter u.U. mehr-
mals täglich gemessen oder beobachtet
Ist die Tätigkeit
des Beobachters „trivial“?
Aufgabenumfang
für einen „Wetterbeobachter“