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FODN - 68/01/2018

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INFORMATION AUS DER GEMEINDE

werden. Die Messwerte wurden und

werden teilweise verschlüsselt und teil-

weise telefonisch weitergemeldet.

Die telefonische Datenübermittlung

diente der Flugsicherung, dem meteoro-

logischen Prognosedienst und dem Er-

kennen von Hochwassergefahr.

Als Protokoll für den Beobachter

dienten das „Klima-Tagebuch“ und der

sog. „Klimabogen“ einer Station.

Aufgaben für den „Pegelbeobachter“

Der Pegelbeobachter hat(te) am Pegel

regelmäßig zu protokollieren:

Wasserstand am Lattenpegel

Vergleich von Lattenpegel und Pegel-

schreiber und ggf. Abstimmung

aufeinander

Wassertemperatur

Bewertung von Eiserscheinungen

am bzw. im Gewässer

Farbe des Gewässers

Entnahme von Wasserproben

(für Schwebstoffanalysen)

Geschichtlicher Rückblick auf die

Wetter- und Pegelbeobachter von

Kals am Großglockner

Die Wetterbeobachter

In Kals hat der Hydrographische Lan-

desdienst 1895 die erste Messstelle für

Niederschlag und Lufttemperatur ein-

gerichtet und betrieben.

In den Anfangsjahren haben die Be-

obachter häufig gewechselt. Die Welt

war im Umbruch. Gemäß den Monats-

berichten waren folgende Personen als

„Wetterbeobachter“ in Kals tätig:

Die Pegelbeobachter

Die Elektrizitätswirtschaft (AEG) hat

schon ab 1930 ein Auge auf die Kalser

Bäche geworfen und an Kalserbach

(früher Dorferbach), Teischnitzbach

und Ködnitzbach Pegelmessstellen ein-

gerichtet und fallweise Abflussmessun-

gen selbst durchgeführt.

Im Vorfeld der Planungen des Spei-

cherkraftwerkes Dorfertal wurden die-

se Messungen durch die neu gegründete

Studiengesellschaft Osttirol (STO) und

die Osttiroler Kraftwerksgesellschaft

(OKG) fortgesetzt und intensiviert.

Nach Auflösung der OKG hat der Hy-

drographische Dienst Tirol die Pegel-

anlagen vom Verbundkonzern käuflich

erworben, verbessert und modernisiert.

Bis Ende 1999 erfolgte die fallweise

Betreuung der Pegel durch einen Be-

diensteten des Baubezirksamtes Lienz.

Ab dem Jahr 2000 hat Hans Kerer die

Beobachtung der Pegel an Kalserbach

und Teischnitzbach für das Land Tirol/

Hydrographischer Dienst übernommen.

Hans Kerer war dem Hydrographischen

Dienst damals bereits als bewährter

Beobachter für die ZAMG-Messstelle

bekannt. Die Digitalisierung im Mess-

wesen und die Neugestaltung der Pege-

lanlagen haben den Abgang von Hans

Kerer gegen Ende 2016 für den Landes-

dienst verkraftbar gemacht. Die quasi

kontinuierliche Datenfernübertragung

der Pegelstände zum Hydrographischen

Dienst nach Innsbruck und die stabile

Beziehung zwischen den Pegelständen

und den entsprechenden Abflüssen hat

die Nachbesetzung eines Pegelbeobach-

ters in Kals erübrigt.

„Einen guten und ausdauernden

Beobachter zu finden, ist wie die

Suche nach der Stecknadel im

Heuhaufen“

Aus dem Umfang der oben genann-

ten Aufgabenliste wird verständlich,

warum es nicht immer einfach war/ist,

einen willigen Menschen für diese Tä-

tigkeit zu gewinnen.

Dieser „Job“ beruht auf Freiwillig-

keit und erfolgt im Dienst für die All-

gemeinheit.

„Die Beobachter“ sind Idealisten mit

Blick auf das Wesentliche, selbstlos

und weitgehend unverzichtbar.

Der Ausfluss ihrer gewissenhaften Tä-

tigkeit in Verbindung mit wissenschaft-

lichen Erkenntnissen hilft uns allen und

hilft dem Staat, Geld zu sparen bzw. es

zielorientiert einzusetzen.

Der Mensch war immer gezwungen,

sich und sein Leben mit den Gegeben-

heiten in der Natur zu arrangieren. Dar-

um ist das Verständnis von Naturphäno-

menen überlebenswichtig. Wir sind der

Natur und ihren Abläufen ausgesetzt

und besonders in der hochtechnisierten

Welt zum Teil stärker von ihr abhängig

als uns bewusst sein mag. Verkehr, Le-

bensraum, Planungen für Freizeit, Wirt-

schaft und Landwirtschaft, die Abwehr

von potentiellen Naturgefahren, das ge-

ordnete Leben schlechthin setzen voraus,

dass wir die bevorstehenden Entwick-

lungen in der Atmosphäre rechtzeitig

erkennen und unser Verhalten danach

richten. Daher der große Aufwand für

das Zustandebringen einer treffsiche-

ren Wetterprognose. Sie gelingt nur mit

Hilfe komplizierter Modellrechnungen

und diese benötigen als Grundbaustei-

ne aktuelle Messwerte. In Abwandlung

an das Bibelwort „In principio erat ver-

bum“ (Am Anfang war das Wort), gilt in

der naturwissenschaftlichen Welt: „Am

Anfang steht der Messwert“.

Mitmenschen, die sich in ihrer Frei-

zeit für diese kaum beachtete Tätigkeit

zur Verfügung stellen und gestellt ha-

ben, obwohl sie daraus keine Pensions-

berechtigung zu erwarten haben/hatten,

ist daher mit größter Hochachtung zu

begegnen und ein herzliches DANKE-

SCHÖN im Namen der Allgemeinheit

auszusprechen.

Anschrift des Verfassers:

Dr.phil Wolfgang Gattermayr, ehem. Leiter des Hydrographischen Dienstes Tirol, Giessenweg 34A, 6410 Telfs

Beobachter

Beobachtungszeitraum Stationsbetreiber

Thomas Hintner, Pfarrer

Sept. 1895 - Aug. 1896

Hydrogr. Dienst Tirol

Johann Payr, Lehrer

Sept. 1896 - Aug. 1908

Hydrogr. Dienst Tirol

Hermann Sperr, Pfarrer

Sept. 1908 - Mai 1909

Hydrogr. Dienst Tirol

Anton Hopfgartner, Lehrer

Juni 1909 - Aug. 1911

Hydrogr. Dienst Tirol

Leonhard Außerlechner, Kooperator

Sept. 1911 - Nov. 1913

Hydrogr. Dienst Tirol

Ferdinand Markart

Dez. 1913 - Juni 1915

Hydrogr. Dienst Tirol

Nikolaus Widmann, Kooperator

Juli 1915 - Juli 1917

Hydrogr. Dienst Tirol

Josef Staud, Kooperator

Aug. 1917 - Nov. 1920

Hydrogr. Dienst Tirol

Hermann Mussack, Lehrer

ab Mai 1928 - Sept. 1929

Hydrogr. Dienst Tirol

Anna Mussack

ab Okt. 1929 - Okt. 1959

Hydrogr. Dienst Tirol

Inge Mussack, Unterburg

Nov. 1959 - 1984

ZAMG/STO

1)

Alois Tembler, Großdorf

1. Juli 1984 - 30. Mai 1991 ZAMG/OKG

2)

Ausfall

1. Juni 1991 - 30. April 1993

Hans Kerer, Ködnitz

1. Mai 1993 - Nov. 2016

ZAMG/Hydrogr. Dienst

lückenhafte Beobachtungen

Dez. 2016 - März 2017

Hans Mössler, Großdorf

ab April 2017 - Berichtlegung ZAMG/Hydrogr. Dienst

1) Studiengesellschaft Osttirol; 2) Osttiroler Kraftwerksgesellschaft