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FODN - 67/03/2017
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MENSCHEN AUS KALS
sen gegenüber. Dafür, so verrät mir Fer-
dinand müssen es im Kaffee dann schon
2-3 Stück Zucker sein.
Was er außerdem noch gerne mag,
will ich wissen; und auch hier ist seine
Antwort einfach; von allem ein wenig
und nichts davon übertrieben, im Som-
mer Rad fahren, und Berg gehen (wie
wir spätestens seit dem letzten Fodn
alle wissen) und sommers wie winters
geht er gerne Schwimmen und genießt
auch mal einen gemütlichen Wellness-
Nachmittag in der Therme. Seine Lieb-
lingsmusik ist von "Loona" und läuft
seit Jahren in seinem Auto auf und ab.
Doch seine wirklich große Leidenschaft
gilt dem Orgelspiel; es wäre fast sein
Brotberuf geworden, wäre der Ruf, ins
Priesterseminar einzutreten, nicht doch
stärker gewesen. Und so kam es dass bei
seinem Theologiestudium und einigen
Unterrichtsstunden am Konservatorium
in Klagenfurt beim Domorganist Klaus
Kuchling für Ihn klar wurde, dass es
für ihn zwar Musik neben Gott geben
kann aber niemals umgekehrt. Und weil
das erstere neben seinem Beruf nicht
zu kurz kommen soll, spielt Ferdinand
beinahe jeden Sonntag die Abendmesse
in der Klosterkirche der Franziskaner
in Lienz, hört dabei dann die Evange-
liumsauslegung des Tages aus einer
anderen Perspektive und hat manchmal
schon wieder einen eigenen Einfall zu
einem spirituellen Thema. Überhaupt
ist es ihm ein wichtiges Anliegen viele
Impulse für seine Arbeit in Kirche und
Pfarre zu erhalten, er liebt und braucht
den Austausch mit Kollegen, mit den
Menschen in der Pfarre und mag auch
die Zusammenarbeit mit einem „ruhig
Ferdinand Pittl
geboren am 26. August 1983, aufgewachsen in Ainet, spielt seit
seinem 9. Lebensjahr Orgel und wurde 1998 mit 14 Jahren Organist in Matrei
2002: Orgelstunden bei Domorganist Prof. Klaus Kuchling/Klagenfurt
2003: Eintritt ins Priesterseminar
2004 - 2010: Studium der kath. Fachtheologie in Innsbruck.
2010 - 2011: Pastoraljahr im Seelsorgeraum Axams - Birgitz - Götzens - Grinzens
20. März 2011: Weihe zum Diakon
24. Juni 2012: Weihe zum Priester
2012 bist 2014: Kooperator in Zams und Schönwies
2014 bis 2016: Kooperator in Thaur und Absam und Absam - Eichat.
September 2016: Pfarrer im Seelsorgeraum Kals- Matrei- Huben.
mal kritischen“ Pfarrgemeinderat. Mei-
nungsverschiedenheiten sieht er nicht
primär negativ, sondern die Ausspra-
che und Erklärung einer bestimmten
Ansicht findet er spannend um an Lö-
sungen zu kommen. Im Gespräch mit
Ferdinand fällt mir speziell das Wort
„bereichernd“ auf, denn es ist jenes, das
er vielleicht am meisten mit dem Christ-
lichen Glauben assoziiert.
Eine religiöse Erziehung, der sonn-
tägliche Gottesdienst, Kirchliche Feier-
lichkeiten und Feste, Fasten, das Hoch-
halten des Sonntags als Tag der Familie,
usw. all das soll für Christen eine Be-
reicherung, kein Zwang sein, und er
setzt sich mit seiner offenen Art dafür
ein, seinen Gläubigen das auch zu ver-
mitteln, es ist jeder willkommen und er
freut sich immer über die, die da sind,
auch wenn es „gerne mehr sein dürfen“
fügt er verschmitzt bei.
Seinen Part als Pfarrer in Matrei, Hu-
ben und Kals sieht er vor allem darin
den Christen Mittler zu sein zwischen
teils alten und schwer verständlichen
Bibelzeilen und einem modernen Le-
ben in der heutigen Zeit und ihren
hohen Anforderungen an unsere zwi-
schenmenschlichen Beziehungen, denn
das Angebot aus dem man im Glauben
schöpfen kann, ist groß und er ist über-
zeugt, es kann einem Menschen in je-
dem Fall etwas Gutes tun. „Wer glaubt,
lebt anders“, meint er und spielt dabei
vielleicht auch ein bisschen auf eine
Take- und Throw-away- Community,
oder wie man auch hierzulande sagen
könnte, hinter-mir-die-Sintflut- Gesell-
schaft an.
Dass die Kirche in den letzten Jah-
ren offener und lebendiger geworden
ist freut Ihn, doch er weiß, dass es auch
mehr als notwendig ist alte Ansichten
zu überdenken und Neues zuzulassen.
Er hat in seinem Studium gute Freun-
de gefunden, mit denen er jederzeit
Gespräche führen kann, wenn auch er
einmal ratlos oder auf Hilfe angewie-
sen ist. Dass man als Pfarrer doch viel
unter Menschen und doch wieder allein
ist, findet er als eine "Bereicherung" ei-
nerseits, andererseits als eine Gefahr,
dass man zu sehr in die Eigenbrödelei
versinkt oder sich in ein Dilemma der
Selbstbemitleidung verstrickt. Deshalb
ist ihm der unkomplizierte Umgang mit
Menschen wichtig. Es freut ihn, wenn
man ihn nicht mit Ehrfurcht („da steckt
schon das Wort „Furcht“ drin und zum
Fürchten bin ich ja wirklich nicht“)
sondern einfach mit Respekt begegnet;
„wie jedem normalen Menschen eben.“,
sagt Ferdinand. Und viel mehr braucht
es dann gar nicht.
Vielen Dank für das nette Gespräch
und alles Gute weiterhin in unserem
Seelsorgeraum!