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November 2014
Gemeindezeitung Kartitsch
Seite 42
St. Oswald, der Friedhof in Kar-
titsch bestand noch nicht. Nur
fallweise stand dem Pfarrer auch
ein Kooperator zur Seite.
Der umsichtige Seelsorgsdienst
von Pfarrer Josef Grimm in Kar-
titsch fiel in eine kirchlich be-
wegte, vor allem aber politisch
äußerst schwierige Zeit. Seine
vorrangigen Anliegen waren ein
würdiger Gottesdienst und zahl-
reicher Sakramentenempfang.
Streng zu sich selber sorgte er
sich um Ordnung und Disziplin
im kirchlichen Bereich und auch
im dörflichen Geschehen wurde
damals noch auf die Stimme des
Pfarrers geachtet.
Wie die meisten Osttiroler Pries-
ter eher konservativ ausgerichtet,
jedoch offen für soziale Anliegen,
zeigte sich Pfarrer Grimm aufge-
schlossen gegenüber liturgischen
Neuerungen. Bereits 1932 hatte
sich der Kartitscher Gemeinderat
mit dem bis dahin kaum be-
kannten Begriff „Betsingmesse“
mit Orgelbegleitung zu befassen
und seit Ende der Dreißigerjahre
wurden nach der Klosterneubur-
ger
„Liturgischen
Bewe-
gung“ (Pius Parsch) bei Betsing-
messen die Tagesgebete sowie
Lesung
und
Evangelium
deutschsprachig vorgelesen.
Trotz seiner kritischen und ab-
lehnenden Haltung gegenüber
dem Nationalsozialismus gelang
es ihm als einem der wenigen
Pfarrer des Osttiroler Oberlan-
des, größeren Konflikten mit der
„Gestapo“,
der
Geheimen
Staatspolizei auszuweichen, die
unweigerlich Schul- und Religi-
onsunterrichtsverbot
bedeutet
hätten. Als 1942 aber der Religi-
onsunterricht im gesamten Gau
Kärnten verboten und somit
auch in unserer Schule untersagt
wurde, gelang es durch die Be-
mühungen des Pfarrers, kurz-
fristig in der alten Sakristei ei-
nen kircheneigenen Raum für
die
nunmehrigen
„Seelsorgsstunden“ zu schaffen.
Durch seine Offenheit gegenüber
Andersglaubenden versah gegen
Ende des Zweiten Weltkrieges
über längere Zeit ein protestanti-
scher Bombenflüchtling aus
Deutschland den Organisten-
dienst, mit dessen Mithilfe auch
durch die Schuljugend viele Kir-
chenlieder eingelernt und gesun-
gen wurden.
Auch die in den Nachkriegsjah-
ren aufgebauten pfarrlichen Or-
ganisationen der Katholischen
Aktion, etwa Kath. Jugend, Kath.
Familienverband, Bildungswerk
usw. wurden von Pfarrer Grimm
mitgetragen und unterstützt.
Mit Genugtuung und bescheide-
nem Stolz freute sich der inzwi-
schen schon ältere Pfarrherr zu
Ostern 1956 über die mit Bra-
vour gemeisterte Einführung der
neuen Karwochenliturgie.
Es wäre vermessen, die vielen
Priesterberufungen in diesen Jah-
ren seinem Verdienst zuzuord-
nen, durch sein Gebet hat er sie
jedoch mitgetragen und sich für
jeden Primizianten gefreut.
Historisches Historisches Historisches
J. Grimm, 25 Jahre Pfarrer, 6. 11. 1956
Beim Brevierbeten um 1962
Pfarrer J. Grimm als bisch. geistlicher
Rat