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November 2014

Gemeindezeitung Kartitsch

Seite 38

sich der Kriegsbeginn jährte,

mussten noch weitere drei Kartit-

scher ihr Leben lassen:

Außerle-

chner Johann, Untergassersohn

und

Außerlechner Josef

von

Oberkanter

, beide gefallen am

3. Mai 1915 sowie

Schneider

Alois, Außerlerch,

der an den

Folgen schwerer Verwundungen

an der galizischen Front am 27.

Juni 1915 verstarb.

Jeder der Gefallenen war ein Ein-

zelschicksal, alle waren jung,

dienten bei den Kaiserjägern, den

Elitetruppen des Kaisers und

meinten ein hoffnungsvolles Le-

ben vor sich zu haben.

Die

offiziellen Mitteilungen

über

die Kriegsgefallenen waren kurz

und monoton gehalten, die Hin-

terbliebenen erfuhren wenig, so-

weit sie nicht von einem Bekann-

ten, Kollegen oder Freund Ge-

naueres hörten. Ähnlich wie wäh-

rend des Zweiten Krieges wurde

bereits im Ersten Weltkrieg für

jeden Gefallenen ein

Sterbegot-

tesdienst

gehalten. In der Pfar r -

kirche wurde ein schwarz abge-

deckter Katafalk mit Kreuz und

Blumen aufgerichtet. Neben den

Angehörigen und Verwandten

waren die Schulkinder und

Amtsträger in der Kirche, die

Anteilnahme der Bevölkerung

war groß. Der Kirchenchor war

intakt, die Blasmusik nur bis

zum Mai 1915.

Not und Leid Verwunde-

ter, Erkrankter und der

Kriegsgefangenen

Grauenhaft war auch das Los

aller, die in russische

Kriegsge-

fangenschaft

ger ieten, weite

Fußmärsche, Kälte, Hunger, jah-

relange Entbehrung und kein

Kontakt mit daheim. Einer von

vielen,

Leonhard Kofler, Rader

,

der ab Weihnachten 1914 über

dreieinhalb Jahre diese Hölle

durchlebte, hat hierüber der

Nachwelt ein handgeschriebenes

Tagebuch hinterlassen. Der

Hof-

ersohn Anton Lungkofler

, St.

Oswald musste länger als vier

Jahre die russische Kriegsgefan-

genschaft durchleiden, bis er am

12. März 1919 in einem Lager im

Kaukasus verstarb.

Alois Kofler,

Agner

: Gegen Ende seiner Mili-

tärausbildung bei den Tiroler

Kaiserjägern wurde er vom

Kriegsausbruch überrascht. Als

Patrouillenführer geriet er am 1.

November 1914 nach der bereits

zweiten Verwundung in russische

Kriegsgefangenschaft.

Daheim

galt er über acht Monate als ver-

misst. Als die russischen Truppen

im Sommer 1915 sich von Gali-

zien zurückziehen mussten, konn-

te er sich kurzzeitig verstecken

Pfarrkirche mit Missionskreuz, Ge-

länder und altem Kirchweg während

des Weltkrieges

Leonhard Kofler, vlg. Roder, im Aug.

1914 zum Landesschützenregiment-

III-Innichen eingerückt, ab Dez. 1914

in russischer Kriegsgefangenschaft,

der er 1918 entfliehen konnte.

Feldpostkarte von der russischen

Kriegsgefangenschaft, über das Rote

Kreuz nach Kartitsch