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Seite 37

Gemeindezeitung Kartitsch

November 2014

Die Kriegsfront

gegen Rußland

Als im Spätherbst 1914 die Front-

befestigungsarbeiten um Holl-

bruck und St. Oswald wegen

Wintereinbruch eingestellt wer-

den mussten, waren sie im Be-

reich der Felder bereits ziemlich

weit gediehen. In den Wintermo-

naten wurde nur vereinzelt wei-

tergearbeitet, hauptsächlich Holz-

fällen sowie Zurichten von Holz-

pflöcken und Holz für den weite-

ren Stellungsbau.

Der

Gemeinderat

von Kartitsch

hatte sich in diesen Wochen mit

Grundablösen

und

weiteren

Grundverhandlungen zum

Wei-

terbau

der Talstr aße von Or ts-

mitte bis Tannwiese zu beschäfti-

gen und gegen Jahresende 1914

trat

Leonhard Wieser,

Köcker

sein Gemeinde-

Vorsteher-Amt

an den Trojerbauern

Alois Außer-

lechner

ab, der ber eits von 1902

bis 1909 Vorsteher war. Wie er-

zählt wird, entschied sich der Kö-

cker dazu freiwillig aus patrioti-

scher Gesinnung, da er zu den

Standschützen einrücken wollte.

Indessen häuften sich die

Schrek-

kensnachrichten

und Meldun-

gen von der

russischen Front

und

zeigten erstmals in aller Härte

und Grausamkeit die Sinnlosig-

keit dieses Krieges.

Bereits Ende September kam der

erste Kartitscher

Kriegsverwun-

dete

, ein Sohn vom Inner -

schmirfer in St. Oswald wegen

eines

„Tausendguldenschusses“

(so

wurden schwere Schussverlet-

zungen, verbunden mit einigen

Wochen Frontabgang, genannt)

genesend für einige Wochen

heim, bis er wieder hinaus muss-

te. Wenige Tage später kam die

erste Todesnachricht:

Jakob Au-

ßerlechner

, vom

Segger

, zu-

letzt Tischlermeister in Brixen,

Anfang August eingezogen und

im 3. Kaiserjägerregiment kämp-

fend, fiel am 20. Oktober 1914

bei der Magiära-Höhe in Gali-

zien

den

sogenannten

„Heldentod für Gott, Kaiser und

Vaterland“.

Daheim aber trau-

erte seine Frau, eine junge Wit-

we.

Laufend folgten weitere Gefalle-

nen-Meldungen, ohne Details zu

nennen, sollen zumindest Name

und Todesdatum ehrend erwähnt

werden:

Draschl Johann

, vlg.

Binder

, gefallen am 1. Novem-

ber 1914,

Klammer Johann

,

Bleier

und

Sint Anton

,

Ober-

sinder

, beide aus Hollbr uck,

beide gefallen am 10. Dezember

1914, oder

Klammer Benedikt

,

angehender Hoferbe zu

Hanser

,

Innerland, gefallen am 15. Jän-

ner 1915. Besonders tragisch das

Los des jungen

Leonhard Jung-

mann

von

Außerlerch

, von ei-

ner schweren Verwundung am

28. August 1914 genesen, kam

er neuerdings an die Rußland-

front und fiel am 5. Dezember

1914.

Strasser Josef, Inner-

garber

star b am 14. J änner

1915 an den Folgen seiner

schweren Verwundung vom 15.

November 1914 bei Krakau.

Vier junge Kartitscher mussten

innerhalb weniger Wochen als

vermisst gemeldet werden:

Tas-

senbacher Anton, Oberjakober

bereits ab August 1914,

Alois

Ebner, Außer-Äußerst

ab Ok-

tober 1914,

Moser Johann, Ober-

kofler

ab November 1914 und

Egger Josef, Untermoos

ab De-

zember 1914.

Im ersten halben Kriegsjahr fan-

den somit allein von der kleinen

Gemeinde Kartitsch mit Holl-

bruck

elf junge Männer

den

Kriegstod, in den umliegenden

Gemeinden war der Blutzoll

ähnlich. Bis Ende Juli 1915, als

Folge 4

Sterbebild von Jakob Außerlechner,

Segger