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54 - J

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2016

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hronik

Entwicklungshilfe in Uganda von 1991 bis 1994

25 Jahre ist es nun her, als

ich mich als junge Kranken-

schwester entschloss, meine

Heimat auf unbestimmte Zeit

zu verlassen, um als Entwick-

lungshelferin in Ostafrika zu

arbeiten. Voll Enthusiasmus

machte ich beim ÖED (Ös-

terreichischer Entwicklungs-

dienst) einen dreimonatigen

Vorbereitungskurs und eine

Sprachausbildung in Eng-

land, um fit für den Einsatz

zu sein.

1991 war es dann soweit und

ich reiste allein nach Uganda,

ein Land, das man eigentlich

nur aus Missionszeitschrif-

ten, negativen Berichten

über Bürgerkrieg, Idi Amin,

Aids und einer Flugzeug-

entführung nach Entebbe,

kannte. Mein Auftrag laute-

te CBHC=community based

health care, ein Projekt der

Diözese Fort Portal in Ko-

operation mit dem ÖED.

Der Basisgesundheitsdienst

befasste sich ausschließlich

mit präventiven Maßnahmen

wie Impfungen, Aufklärungs-

arbeit bezüglich Familien-

planung und Aids, Hygiene,

Evaluierungen und Schulun-

gen von Geburtshelferinnen.

In Katoosa, einer Missions-

station, einem kleinen Frau-

enkloster und einer Grund-

schule bezog ich ein kleines,

bescheidenes unmöbliertes

Haus ohne Wasser und Strom.

Um es bewohnbar und ge-

mütlich zu machen, erhielt

ein lokaler und beflissener

Hobbytischler von mir wohl

den Auftrag seines Lebens.

Meine Aufnahme war sehr

herzlich

bis

distanziert

freundlich, letzteres aufgrund

mangelnder Rutoorokennt-

nisse (Bantusprache) mei-

nerseits und dass leider nur

sehr wenige Leute am Land

englisch sprachen. Deshalb

gestaltete sich der Start auch

schwierig, denn um einfluss-

reiche Personen, die auch die

Akzeptanz der breiten Bevöl-

kerung hatten, zu kontaktie-

ren, war ich vom Projektpart-

ner abhängig, d. h. von den

einheimischen Priestern.

Meine Mitarbeiter und ich

begannen mit der Erhebung

von Bedürfnissen in den ein-

zelnen Dörfern unter Einbe-

ziehung aller Frauen, Männer

und Jugendlichen. Nach der

Präsentation starteten wir je

nach Dringlichkeit mit der

Umsetzung des jeweiligen

Projekts, wobei alle Dorf-

bewohner ihren Beitrag zu

leisten hatten, z. B. in Form

von Mitarbeit oder kleiner

finanzieller oder materieller

Art, um eine Nachhaltigkeit

zu gewähren.

Kindersterblichkeit war z. B.

ein dringendes Problem, des-

halb wurden alle traditionel-

len Geburtshelfer zu einem

dreiwöchigen Fortbildungs-

kurs nach Katoosa eingela-

den, um auf die Gefahren bei

Geburten und Notwendigkeit

der Impfungen aufmerksam

zu machen.

Zum Abschluss erhielten

sie ein Zertifikat und ei-

nen Erste-Hilfe Koffer von

Unicef, den ich über das

Gesundheitsministerium von

Uganda anforderte. Leider

wurde mir dieser beim 2.

Kurs nicht mehr gewährt,

dafür erhielten die Teilneh-

mer als Trost das Zertifikat

aus der Hand des Gesund-

heitsministers

persönlich

überreicht. Finanziert wur-

den diese Kurse von der

Dreikönigsaktion der katho-

lischen

Männerbewegung

Österreich!

Auch afrikanische Kinder

werden weiß geboren und erst

nach Tagen erhalten sie ihre

braune bis schwarze Hautfar-

be. Während meines Aufent-

haltes schloss ich auch viele

Freundschaften und wurde

mit Aids Waisenkindern kon-

frontiert. Das Schicksal von

drei Mädchen machte mich

besonders betroffen, weshalb

ich ihnen durch meine fi-

nanzielle Unterstützung eine

Schulausbildung mit Matura

ermöglichte. Bei einem Be-

such vor zwei Jahren konnte

ich mich mit großer Freude

persönlich überzeugen, wie

gut das Geld angelegt war.

Nach meiner Rückkehr nach

Österreich hatte ich leider den

Kontakt etwas verloren und

war daher besonders über-

rascht, als ich bei meinem

letzten Besuch 2014 zu ei-

Exkursion mit einer Frauengruppe zu einem Ananas Mu-

stergarten.

Besuch von meinen Nachbarn und Mitarbeitern zum Tee.

Fotos: privat

Erhebung von Bedürfnissen in den einzelnen Dörfern.