FODN - 61/03/2015
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NATIONALPARK HOHE TAUERN
in diesem Teil der Alpen gewertet wer-
den. Die Teilnehmerzahl mit knapp über
100 Personen aus acht Nationen war sehr
erfreulich. Im Rahmen der Begrüßungs-
worte konnte neben Nationalparkdirek-
tor Stotter, Landesjägermeister Larcher
und Bruno Bassano vom Nationalpark
Gran Paradiso, auch Bürgermeister Un-
terweger mit einer Präsentation die Ge-
meinde vorstellen und die Teilnehmer
auf die Tagung einstimmen.
Insgesamt standen 19 Fachvorträge in
eineinhalb Tagen auf dem Programm.
Alpenweit kann man derzeit von rund
51.000 Stück Steinwild ausgehen, die
sich auf etwa 180 Kolonien verteilen.
Der österreichische Steinwildbestand
beträgt derzeit um die 7.400 Tiere. Nach
wie vor aktuelles Thema in der Stein-
wildforschung ist das Raumverhalten
dieser Wildart und die Bedeutung über-
greifender Zusammenarbeit. So wurde
einmal mehr gezeigt, dass Bocke in
der Lage sind, in kürzerer Zeit Stecken
von über 100 km zurückzulegen. Im-
mer wichtiger werden auch Studien zur
Thermoregulation dieser Wildart. Stein-
wild besitzt kaum Schweißdrüsen und
muss mit steigenden Umgebungstempe-
raturen in größere Höhenlagen auswei-
chen. Gleichzeitig nimmt dort aber die
Äsungsverfügbarkeit ab, was in Anbe-
tracht der klimatischen Veränderungen
zu einer Verkleinerung des nutzbaren
Lebensraumes führen kann. Ein Dauer-
brenner ist ebenso stets die Bedeutung
alter Tiere in Populationen. So zeigte
P. Meile, dass nach jagdlichen Umstel-
lungen und mehrjähriger Schonung von
Böcken der oberen Mittelklasse selbst
im schneereichen Lechquellgebiet bei
einem Wildstand von knapp 500 Tieren
heute jährlich durchschnittlich sechs
Böcke im Alter von elf Jahren und
aufwärts genutzt werden können. Er-
wähnenswert dabei ist, dass diese zum
Abschuss freigegebenen Böcke nur die
Hälfte der tatsächlich bestätigten Böcke
dieses Alters darstellen und die andere
Hälfte aufgrund ihrer wichtigen Rolle in
der Brunft in der Population verbleiben
(auch auf die Gefahr hin, dass der eine
oder andere Bock dem Winter anheim-
fällt). Ein Vergleich des Hornwachs-
tums von Bockgehörnen im Schweize-
rischen Nationalpark und in den Hohen
Tauern, zu dem auch die Kalser Jäger
ihre Trophäen zur Verfügung gestellt
hatten, ergab, dass sich das Wachstum
in beiden Populationen aufgrund groß-
klimatischer Erscheinungen ähnlich
verhält, sich jedoch dann, bedingt durch
Unterschiede im Altersklassenaufbau
und in der Wilddichte, unterscheidet.
Thematisiert wurden auch Erkran-
kungen des Steinwildes wie Paratu-
berkulose, Brucellose (seuchenhaftes
Verwerfen), Räude und sogenannte Teu-
felsböcke. Letztere können auch in den
Hohen Tauern vereinzelt bestätigt wer-
den. Dabei beginnt sich der Stirnzapfen
aufzuweichen bzw. aufzulösen und das
Horn kippt zunehmend nach außen. Die
Ursachen sind noch unklar, angenom-
men werden aber Bakterien als Auslöser.
Interessante Gespräche setzten sich
auch am dritten Tag im Rahmen der
Exkursion ins Kalser Ködnitztal, unter-
stützt durch Vertreter des Jagdvereins,
fort. Bei strahlend blauem Himmel prä-
sentierte sich der Talschluss in seiner
vollen Pracht und Steinwild, Gämsen
sowie ein Bartgeier konnten beobachtet
werden.
Ein herzliches Dankeschön gilt nicht
nur der Gemeinde Kals am Großglock-
ner, die es mit ihrer tatkräftigen Unter-
stützung erst ermöglichte, dass diese
Tagung in Österreich ausgerichtet wer-
den konnte, sondern auch allen Kalsern,
die zum Gelingen dieser Veranstaltung
beigetragen haben.