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FODN - 61/03/2015

INFORMATION AUS DER GEMEINDE

Die österreichischen Höhenangaben

weichen um + 0,27 m von den deut-

schen ab: hÖsterreich = hDeutschland +

27 cm. Die Abweichung kann bis zu 30

cm betragen.

Für das Gebrauchshöhennetz Öster-

reichs ist also die Höhe der Höhenmar-

ke Nr. 1 am Molo Sartorio in Triest die

Grundlage. Aus Dringlichkeitsgründen

wurde vom damaligen MGI (Militär-

geographisches Institut) die Höhe die-

ser Ausgangshöhenmarke aus einer nur

einjährigen Beobachtungszeit des Mit-

telwassers der Adria für das Jahr 1875

mit +3,352 m abgeleitet. Italienische

Untersuchungen haben übrigens ge-

zeigt, dass das Mittelwasser der Adria

pro Jahrzehnt um etwa 15-20 mm steigt

(siehe Dienstzettel GZ K2-78/1986 vom

Bundesamt für Eich- und Vermessungs-

wesen, datiert mit 24.2.1986).

Nach dem Zweiten Weltkrieg musste

das österreichische Präzisionsnivelle-

mentnetz neu aufgebaut werden, das –

mangels eines aktuellen Nivellementan-

schlusses an den Triester Adriapegel im

Jahre 1947 – die Höhenmarke Nr. 1272

am Stationsgebäude von Bruck-Fusch

in Salzburg mit der Höhe H = 761,44490

m über Adria als Ausgangspunkt ver-

wendet hat.

Sämtliche absoluten Höhenangaben

in Österreich tragen daher korrekter-

weise die Bezeichnung m ü.A.

Zur Pegelnullpunkt-Senkung

Fließgewässer haben im Normalfall

die Eigenschaft, ihr Gewässerbett ein-

zutiefen. Das führt zur Bildung von V-

Tälern. Die Schürfkraft der Gletscher

hat zur Bildung von U-Tälern geführt.

Durch die erosive Kraft der Fließgewäs-

ser schreitet die natürliche Talbildung

voran.

Durch diesen steten Eintiefungsvor-

gang kann die Bachsohle allmählich das

Niveau des meist tieferliegenden PNP

erreichen und unterschreiten.

Da aber - wie schon oben erwähnt

- keine negativen Wasserstände auftre-

ten dürfen (Wasserstände unter dem

Nullwert = PNP des Pegels), muss der

PNP eines Pegels gelegentlich gesenkt

werden.

Eine solche Senkung des PNP kann

z.B. um 1m erfolgen. Durch diesen Vor-

gang ändert sich z.B. der Pegelstand von

5 cm (vor der PNP-Senkung) auf 105 cm

(nach der PNP-Senkung). Auf die Ab-

soluthöhen des Wasserspiegels hat das

natürlich keinen Einfluss. Betrachten

wir das Beispiel vom Pegel Spöttling/

Teischnitzbach:

Vor der PNP-Senkung:

PNP + Wasserstand = Absoluthöhe

1491,09m ü.A. + 75 cm = 491,84 m ü.A.

nach der PNP-Senkung (um 1m):

PNP + Wasserstand = Absoluthöhe

1490,09m ü.A. + 175 cm = 1491,84m ü.A.

Nach einer PNP-Senkung müssen

alle früheren Pegelstände auf den neu-

en PNP umgerechnet werden. Nur wenn

die Pegelstelle eine Felssohle aufweist,

oder das Pegelgerinne betoniert ist (sie-

he Pegel Teischnitzbach), kann davon

ausgegangen werden, dass im Gerin-

ne in absehbarer Zeit keine Eintiefung

erfolgen wird. In diesem Fall kann der

PNP sohlgleich angenommen werden.

Das untere Ende der Pegelplatte bzw.

des Lattenpegels ist dann ident mit dem

PNP und beginnt mit der Null-Marke.

Wasserstand ist nicht gleich Wassertiefe

Am Pegel wird der Wasserstand (=

Pegelstand) gemessen bzw. abgelesen.

Die Wasserstände beziehen sich auf

den PNP, der (fast) beliebig hoch oder

tief angenommen werden kann. Die Be-

schriftung des Lattenpegels muss jeden-

falls auf den PNP abgestellt werden.

Der gemessene Wasserstand am Pegel

gilt zum Zeitpunkt der Beobachtung für

das gesamte Querprofil an der Pegel-

stelle, gleichgültig, wie glatt, eben oder

unregelmäßig die Sohle ausgebildet ist,

z.B. durch eine Tiefenrinne oder eine

Schotterbank, die zeitweise sogar tro-

ckenfallen kann.

Als Wassertiefe versteht man den

senkrechten Abstand zwischen der Ge-

wässersohle und der Wasseroberfläche.

Wenn man im Pegelprofil einen Bach

durchquert, dann ändert sich die Was-

sertiefe in der Regel von einem Schritt

zum andern. Am Ufer ist die Wassertie-

fe meist gering – es werden kaum die

Zehen nass – nach zwei Schritten steht

man bereits bis zu den Knien im Wasser

und nach einem weiteren Schritt kann’s

gefährlich werden, besonders für Nicht-

schwimmer oder Kinder. Und das alles

bei einem Pegelstand, aber stark variie-

renden Wassertiefen.

Nur im Fall einer horizontalen Sohle

ohne Quergefälle und wenn der PNP

sohlgleich angenommen ist, können

Wasserstand und Wassertiefe auch

gleich (ident) sein; können, aber müssen

nicht!

Wenn sich nämlich nach einer Hoch-

wasserperiode im Pegelgerinne Ge-

schiebe abgelagert hat, das nicht mehr

abtransportiert wurde, weil die ab-

flauende Hochwasserwelle zu wenig

Schleppkraft hatte, dann „landet“ die

Sohle auf. Das Gerinne kann im Pegel-

profil z.B. bis zu einem Pegelwert von

40 cm eingeschottert sein. Darüber rinnt

z.B. eine 10 cm mächtige Wasserwelle.

Das ergibt einen Pegelstand von 50 cm

bei einer Wassertiefe von nur 10 cm.

Auch die Bildung von Grundeis kann

zu einem starken Anstieg der Pegel-

stände führen (teilweise bis zur Ausufe-

rung), obgleich die Wassertiefen gering

bleiben.

Solche Sohlveränderungen stellen

sich nicht nur bei Gebirgsbächen ein,

sondern auch bei größeren Talflüssen

wie Isel, Drau oder Inn. Dann gibt’s

wieder viel Arbeit für die Hydrographen

und Wasserbauer, die das Fließgewäs-

ser wieder unter ihre Kontrolle bringen

müssen.

Übrigens, das Wort Pegel [zu lat. pa-

gina <Seite>] ist der aus dem 18. Jhd.

aus dem Niederdeutschen ins Hoch-

deutsche übernommene Ausdruck für

„Wasserstandsmesser“ und geht zurück

auf mnd.pegel „Merkzeichen an Gefä-

ßen, Eichstrich; Maß zum Bestimmen

des Wasserstandes“

siehe „Der gro-

ße Duden“, Bd. 7, Herkunftswörterbuch,

Die Etymologie der deutschen Sprache

und dtv-Lexikon Band 14, April 1975.

Anschrift des Verfassers:

Dr. Wolfgang Gattermayr

Gießenweg 34A, 6410 Telfs