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ummer

52 - D

ezember

2015

K

irchenchor

singt, betet doppelt.“ Etwas

Schöneres kann man über den

theologischen Stellenwert der

Musik kaum sagen. Hätte Au-

gustinus überdies in einer Vi-

sion die wunderbaren Orgeln

und OrganistInnen der Neu-

zeit hören können, hätte er

sicherlich hinzugefügt „Qui

organum tractat, bis orat.“

Was Augustinus und mit ihm

viele andere zu dieser Wert-

schätzung bewegt, ist die

Erfahrung, dass die sinnliche

Wahrnehmung des Schönen

zu Gott führen kann.

Musica sacra ist keine Funk-

tion der Liturgie, sondern sie

ist selbst Liturgie. Sie ist kei-

ne Umrahmung oder Zierde

des Gottesdienstes, vielmehr

ist sie dem Gebet gleich,

folglich für den Gottesdienst

unverzichtbar.

Martin Luther sagte: „Nichts

ist kräftiger, die Traurigen

fröhlich, die Ausgelassenen

nachdenklich, die Verzagten

herzhaft, die Verwegenen

bedachtsam zu machen, die

Hochmütigen zur Demut zu

reinen und Neid und Hass zu

mindern, als die Musik.“ Er

war sich über die Wirkung

der Musik völlig im Klaren,

deswegen wurde sie zu sei-

ner Herzensangelegenheit.

Jedes Herz ist „religiös mu-

sikalisch“ und findet Heimat

in den Liedern des Glaubens

- bis heute. Die Musik steht

über dem Wort, das Gesun-

gene über dem Gesproche-

nen. Gesungen wurde immer

schon in der Kirche, von An-

fang an, seit beinahe 2000

Jahren. Dagegen erscheinen

die 90 Jahre eines Kirchen-

chores als relativ kurze Zeit

und dennoch ist es eine ein-

malige Geschichte, gewach-

sen aus den Umständen der

damaligen Zeit, mit Umsicht

geführt und geleitet bis zum

heutigen Tag.

Gaimberg darf sich freuen

und dankbar sein für einen

funktionierenden Kirchen-

chor, dessen Sängerinnen und

Sänger Woche für Woche ak-

tiven Dienst an Gott und den

Menschen tun. Bei weitem

nicht jede Pfarre kann be-

haupten, solch eine wichtige

Institution ihr Eigen zu nen-

nen. Schauen Sie mal zwei

Kirchturmspitzen weiter!

Gaimberg darf sich freuen

und dankbar sein für ein Ins-

trument, das wahrlich den Ti-

tel „Königin der Instrumente“

tragen darf. Diese Orgel ist

ein klangliches Kleinod und

ein würdiges Gegenüber zum

Hochaltar. Nicht jede Kirche

kann mit solch einem Juwel

aufwarten. Schauen Sie auch

da mal zwei Kirchturmspit-

zen weiter!

Gaimberg darf sich freuen

und dankbar sein für sage

und schreibe zehn Organis-

tinnen und Organisten, die

abwechselnd die Königin

zum Erklingen bringen. Die-

ser Luxus ist einmalig, aber

keinesfalls selbstverständlich.

Ich kann mir gut vorstellen,

dass andere Pfarren ein wenig

neidisch in Richtung Gaim-

berger Kirchturmspitze bli-

cken!

Liebe Gottesdienstgemein-

schaft, lieber Kirchenchor!

Am heutigen Festtag wün-

sche ich Ihnen und uns, dass

nicht alles so bleibt, wie es

ist. Das mag Sie jetzt viel-

leicht verwundern, aber wenn

alles so bleiben würde, wie es

ist, gäbe es keine Entwick-

lung mehr, nur mehr Still-

stand, und dies wäre der Tod

einer lebendigen Kirchenmu-

sik hier in Gaimberg.

Als Außenstehender sehe ich

leichter, wo man den Hebel

ansetzen könnte, hüte mich

aber vor weisen Ratschlägen,

denn eine nachhaltige Weiter-

entwicklung kann nur von in-

nen, von der Gemeinde selbst

kommen. Und an diesem

Punkt darf ich Sie alle hier

in die Pflicht nehmen, dafür

Sorge zu tragen, dass das mu-

sikalische Gotteslob in dieser

Kirche in seinen unterschied-

lichsten Formen weiterbeste-

hen und sich weiter entfalten

kann. Dies allein einem Chor

und einigen wenigen aktiven

Pfarrangehörigen aufzubür-

den, wäre fahrlässig.

Klar, man könnte jetzt in den

Trauerchor mit einstimmen

und sagen, dass der Gaim-

berger Kirchenchor mit sei-

nen 16 ständigen Mitgliedern

nicht gerade groß und mit

einem Durchschnittsalter von

58,1 Jahren nicht gerade - ab-

Wir wünschen allen Kunden

ein gesegnetes Weihnachtsfest

und alles Gute für das Jahr 2016!

Ing. Konrad Kreuzer

0676 / 8282 8164

Paul Steiner

0664 / 4234 356

MMag. Gernot Kacetl, Bgm.

in

Martina Klaunzer und Chor-

leiter Bartl Klaunzer beim Anschnitt der Jubiläumstorte.

Chorleiter Bartl Klaunzer und Amalia Wartscher, der älte-

sten einstigen Chorsängerin des Kirchenchores.

Fotos: Mag. Georg Webhofer