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Die Sonnseiten

Nummer 60 - August 2018

Chronik

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Nummer 62 - April

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Vor 70 Jahren - Jänner 1949

Uns gegenüber ging der 1. Sessellift Osttirols in Betrieb

(Auszugweise aus dem

„Osttiroler Bote“ vom 13.

Jänner 1949, sicher schon

von Peter Duregger ge-

schrieben)

Ein roter Pfeil mit der Auf-

schrift „Sessellift“ weist zu

einem nett gezimmerten

Häuschen am Fuße des

Schlossbergs. Es ist die „Tal-

station“ des Sesselliftes zum

Gribelehof bzw. zur Wiese

für kleine und große Liebha-

ber des Skisports. Fahrpreis

für Erwachsene 70 Groschen,

für Kinder 50 Groschen.

Die großzügig gewährte Frei-

fahrt bei der Inbetriebnahme

am vergangenen Sonntag

hatte eine große Schar Neu-

gieriger und Fahrlustiger an-

gelockt. Besonders für die

Kinder bedeutete die erste

Luftreise ein mit gemischten

Gefühlen

aufgenommenes

Erlebnis.

Der Erbauer dieses ersten Ses-

selliftes in Osttirol ist der Lei-

ter der Schischule Lienz, der

Schilehrer Franz Dellacher.

Er gibt bereitwillig Auskunft

und erzählt, dass der Sessel-

lift - wie die übrigen bereits

in Österreich errichteten - ein

amerikanisches Patent ist und

in der Fahrzeit von 5-6 Minu-

ten mit der Strecke von 250

Metern einen Höhenunter-

schied von 100 m überwin-

det. Im Abstand von ca. 20 m

sind 26 Einzelsessel befestigt,

sodass bei Vollbelastung 26

Personen zugleich befördert

werden können. Dellacher er-

zählte auch von den Schwie-

rigkeiten der Materialbe-

schaffung (Bestandteile aus

mehreren Bundesländern).

Die Montagearbeiten führte

er mit seinen Mitarbeitern

großteils selbst durch.

Vom Freimannhof bekam ich

erzählt, dass der Dellacher

Franzl sich in seiner Zeit

als Lienzer Schilehrer beim

damaligen

Bürgermeister

Johann Klaunzer um einen

Baugrund gekümmert hätte.

Dieser konnte ihm zu einem

verhelfen und zwar am obe-

ren Ende des Gaimberger

Teiles der Wartschensied-

lung. Er half ihm auch - mit

dem ersten Traktor in Gaim-

berg - beim Bau des Hauses,

besonders durch das Führen

von Sand und Zement. Die

ältesten Buben vom „Schu-

ster“, Alban und Bartl, waren

bei diesem Baugeschehen um

1958 dabei.

Nicht nurGaimberger „Nacht-

schwärmer“ kannten den Del-

lacher Franzl und seine Frau

Leni als Wirtsleute des Nacht-

lokals „Enziandiele“ und als

Jodler- und Sängerduo. Nach

der Trennung von seiner Frau

war er als Solist im In- und

Ausland unterwegs, z. B. für

einen Rundfunkwettbewerb

zwischen Österreich, Bayern

und der Schweiz, mit über

600 Teilnehmern, wobei er

den 3. Rang erreichte. Nach

München übersiedelt, wo sein

Sohn Georg (ebenfalls erfolg-

reicher Sänger) lebte, hatten

sie in ganz Deutschland ge-

meinsame Auftritte. In die

alte Heimat zurückgekehrt,

erlebte er noch von hier aus

ein besonderes Engagement,

das ihn sehr freute: sieben

Wochen Gesang und Musik

mit seinem Sohn auf einem

Luxusschiff.

Der Chronist in eigener Sache

Weil es von unserer Gemein-

de noch kein sogenanntes

Gemeindebuch wie in relativ

vielen anderen Gemeinden

gibt und von Gemeindeseite

der Wunsch dazu besteht,

will ich mich nun näher da-

mit befassen.

Es ist allerdings so, dass

mein Vertrag als Ortschro-

nist in der 1. Hälfte des kom-

menden Jahres ausläuft und

ich ihn nicht verlängern will.

Für ein Gemeindebuch im

normalen, üblichen Umfang

dauern die Arbeiten dafür -

laut Auskunft in ähnlichen

Gemeinden - zumindest über

viele Jahre. Es wären dazu

auch Fachleute außerhalb

unserer Gemeinde nötig,

was nicht wenig Geld und

Zeit kosten würde. Weil die

Kosten für eine solche Aus-

führung wegen der doch

geringen Auflage für unsere

kleine Gemeinde ziemlich

hoch sein würden, bin ich

zum Entschluss gekommen,

einen Bildband, ein soge-

nanntes Fotobuch, in An-

griff zu nehmen, mit dem ich

hoffe, innerhalb eines Jahres

„zu Rande zu kommen“.

Obwohl ich inzwischen die

Fotosammlung der frühe-

ren Ortschronistin Frau OL

Claudia Oberhofer um ein

Vielfaches erweitert habe

(besonders mit den Fotos

von Anton Webhofer), bitte

ich trotzdem an dieser Stel-

le, Fotos von allgemeinem

Interesse für diesen Zweck

zur Verfügung zu stellen,

d. h. zu leihen. Es sollte je-

denfalls nicht vorkommen,

dass jemand im Nachhinein

meint, dass er Passendes ge-

habt hätte. Sollte es Zweifel

an der Brauchbarkeit geben,

können diese durch Begut-

achten geklärt werden.

Der Entschluss für die Vari-

ante Fotobuch entstand auch

deshalb, weil sich heutzuta-

ge weniger Leute zum Lesen

Zeit nehmen, was bei einem

üblichen

Gemeindebuch

durch die ausführlichere

Beschreibung der Themen

erforderlich ist. Fotos an-

zuschauen ist kurzweiliger,

reizvoller und zeitsparender.

Diesem häufigen Zeitman-

gel entspricht also ein Foto-

buch mit mehr oder weniger

kurzen Begleittexten. Der zu

erwartende größere Bedarf

bei der Bevölkerung drückt

durch die höhere Auflage-

zahl selbstverständlich den

Preis.

So viel zur Erklärung und

zum Wunsch um Unterstüt-

zung.

Wibmer Franz

Tel. 04852/69206

Der „Zeitweise-Gaimberger“

Franz Dellacher starb 2012

im 90. Lebensjahr.

Foto: Ortschronik