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Die Sonnseiten
Nummer 60 - August 2018
Chronik
Primiz, seine erste Messfeier,
wegen seines späteren Aus-
trittes aus dem Priesterstand
ein heikles Thema ist, war es
naheliegend, mit ihm deshalb
Kontakt aufzunehmen. Ich
dachte auch an einen Rück-
blick von seiner Seite, also
an die Sichtweise eines direkt
Betroffenen auf das sehr aktu-
elle Thema des Zölibats.
Weil ich den „Mesner Peter“
aber kaum kenne, überließ
ich das der Schriftleiterin Eli-
sabeth Klaunzer, die ihn ja
seit der Kindheit kennt. Wie
mir die Elisabeth erzählte,
äußerte sich der Peter nach ei-
niger Zeit zu unserem Vorha-
ben folgend: Er möchte nicht
öffentlich „dieses Kapitel der
Vergangenheit aufwärmen“,
aber er hätte nichts gegen ei-
nen Bericht über seine Primiz
im Chronikteil der Gemein-
dezeitung. Darum also die
folgenden Auszüge aus der
vorhandenen Niederschrift
im Archiv. Schreiber bzw.
Schreiberin sind leider nicht
bekannt.
Einleitend wird im Bericht an
die letzte Primiz, nämlich die
von Peter Girstmair (1951)
erinnert. Dann wird der recht-
zeitige Abschluss der gro-
ßen Kirchenrenovierung (ab
1963) erwähnt; mit der Um-
gestaltung der alten Friedhof-
kapelle (Grüftl) zum Krieger-
denkmal an der Außenwand.
Am Vorabend wurde der Pri-
miziant vor der „Triumph-
Pforte“ hinter seinem El-
ternhaus erwartet. „Böller
krachten, die Glocken läute-
ten und trotz des vorangegan-
genen heftigen Gewitters war
erstaunlich viel Volk aus der
Umgebung erschienen“. Wei-
ters heißt es, dass alle Häuser
mit Blumen, Girlanden und
Kerzen geschmückt waren.
Es folgt eine längere Aufzäh-
lung, wer den Neupriester zur
Abendandacht in die Kirche
begleitete, vom Bezirks-
hauptmann bis zu den Schul-
kindern.
Wieder im direkten Wort-
laut: „Die Feuer am ganzen
Gaimberg kündeten weit über
den Lienzer Talkessel unsere
Freude und unseren Stolz
über den bescheidenen, flei-
ßigen und fröhlichen Sohn
unseres Dorfes“.
Vom Primiz-Sonntag wird
geschrieben, dass er so viele
Menschen um den Feldaltar
in der „Mesner Schütte“ ver-
eint hätte, wie sie Gaimberg
wohl noch nicht erlebt haben
dürfte.
Die Primizbraut Alberta wird
auch genannt, die mit ihrem
Bruder zwei Jahre in London
weilte, um dort das Examen
in Englisch zu machen. Die
Geschwister waren eifrige
Mitarbeiter der österreichi-
schen Kolonie in London.
Die Schilderung der Primiz-
feier endet mit dem Nennen
der Mitzelebranten: Freund
und Mitbruder Georg Hanser
aus Kals, Kooperator Stefan
Bodner aus Matrei und der
Assistenz von Orts-Seelsor-
ger Adolf Jeller.
Circa 3 ½ Jahre später, im
Jänner 1972, lautete eine
Überschrift im Osttiroler
Boten: Verabschiedung von
Missionär Peter Webhofer
Damit wurde die Reise in die
Afrikamission in Kenya ange-
kündigt. In einem festlichen
Gottesdienst (gemeinsam mit
dem Dekan, einem erfahre-
nen Ordensbruder und Pfarrer
Peter Girstmair) und auch au-
ßerkirchlich wurde der Antritt
des Einsatzes gefeiert. Als
„ergreifend“ wird beschrie-
ben, wie der neue Missionär
kniend vom Ortsseelsorger
den Abschiedssegen mit allen
guten Wünschen empfing.
Schon im März darauf konn-
te aus einem Rundschreiben
in die Heimat u. a. entnom-
men werden, dass der große
Flug nach Afrika leider in der
Nacht geschah. Beim nächs-
ten Flug - bei Tag und mit ei-
ner kleinen Propellermaschi-
ne für 15 Menschen - wäre
diese vom starken Wind ge-
waltig hin- und hergeschoben
worden. Im Missionsgebiet
sei er schon mehr als 1.000
km „über und durch alles
Mögliche“ mit dem Motorrad
gefahren.
Er schrieb, dass es ihm in Ke-
nya gut gehe und dass es ihm
anfangs wegen der großen
Ebene und der gleich ausse-
henden Hügel in der Ferne
an Orientierung gefehlt habe.
Seine Hauptaufgabe sei die
Betreuung der studierenden
Jugend, der Lehrer und der
Entwicklungshelfer, also von
einflussreichen Menschen.
Die Verständigung gesche-
he mit Englisch, die Luo-
Vor 50 Jahren - 7. Juli 1968
Primiz von St. Josefs-Missionär Peter Webhofer
und vorherige Einweihung des Kriegerdenkmals
Rechtzeitig vor der Primiz konnte das neue Kriegerdenkmal
am Kirchplatzl eingeweiht werden.
Der Feldaltar oberhalb vom Kirchplatz-Kreuz mit den Zele-
branten und der Primizbraut.
Fotos: Ortschronik