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Die Sonnseiten
Nummer 59 - Mai 2018
Chronik
Vor 70 Jahren - Februar 1948
Ansuchen um Auflösung der Gemeinde Grafendorf in die zwei
früheren Gemeinden Gaimberg und Thurn
Zuerst ein Teil vom Schreiben
des damaligen Bürgermei-
sters der Gemeinde Grafen-
dorf, Alois Unterweger von
Thurn, vom 29.2.1948, an die
Bezirkshauptmannschaft Li-
enz im Originaltext:
„Die nationalsozialistischen
Machthaber haben im Jahr
1938 im Bezirk Lienz ver-
schiedene, früher selbständig
verwaltete Gemeinden zu-
sammengezogen und soge-
nannte Großgemeinden unter
einheitlicher Verwaltung da-
raus gemacht.“
Einige inhaltliche Auszüge
aus dem weiteren Text:
Folgend wird geschrieben,
dass die Vereinigung von
Gaimberg mit Thurn trotz al-
ler Eingaben und Beschwer-
den diktatorisch vollzogen
wurde. Es wird dann u. a.
angeführt, dass sich schon
deshalb kein harmonisches
Verhältnis hätte entwickeln
können, weil die ehemalige
Gemeinde Thurn seelsorglich
zur Pfarre Lienz gehöre und
Gaimberg schon von alters
her eine selbständige Pfar-
re sei. Wie in den meisten
Gemeinden Osttirols sei es
üblich, sonntags nach dem
Gottesdienst die amtlichen
Mitteilungen zu verlautbaren.
Nachdem die Thurner in ihrer
Mutterpfarre St. Andrä den
Gottesdienst besuchen, sei es
nie möglich, die Bewohner
beider Gemeindeteile mit den
amtlichen Verlautbarungen
zu erreichen.
Interessant ist in diesem Zu-
sammenhang die damalige
Art des Bekanntmachens
amtlicher Mitteilungen sei-
tens der Gemeinden. Bei den
großen Vereinen unserer Ge-
meinde spielt sich das nicht
einmal mehr per Papier (ge-
schweige mündlich), sondern
nur mehr digital, also übers
Internet, ab.
Der allerletzte Teil des aus-
führlichen Ansuchens wieder
im Originaltext:
„Die Bewohner von Gaim-
berg und Thurn, vertreten
durch den Gemeinderat,
stellen an die Bezirkshaupt-
mannschaft das dringende
Ansuchen, die Großgemein-
de Grafendorf aufzulösen
und daraus wieder die bei-
den ehemals selbständigen
Gemeinden Gaimberg und
Thurn zu bilden. Wir bitten
nochmals sehr dringend, das
von den Nationalsozialisten
auferlegte, aufgezwungene
Joch endlich fortzunehmen
und die von der Bevölkerung
sehnlichst erwartete Gemein-
deteilung ehestens durchzu-
führen.“
Zu ergänzen ist dieser Rück-
blick noch mit der Tatsache,
dass schon im Mai 1947 ein
solches Ansuchen an den Ti-
roler Gemeindeverband ge-
richtet wurde und im Sommer
1948 ein weiteres Schreiben
mit ähnlichem Wortlaut an
die Tiroler Landesregierung
folgte. Die tatsächliche Tren-
nung der „Großgemeinde“ in
Gaimberg und Thurn konnte
aber erst mit dem Jahres-
wechsel 1948/49 geschehen.
Erwähnenswert lasse ich
noch sein, dass es schon 1850
- 1852 Gemeindezusammen-
legungen gab, wobei Ober-
und Untergaimberg „öko-
nomisch/wirtschaftlich“ zur
Gemeinde Gaimberg zusam-
mengefasst wurden. Vorher
hatten sie eigene Kassiere.
Unsere Musikkapelle - noch ohne Tracht - in der „Grafen-
dorfer-Zeit“. Tafele-Träger ist der jetzt 84-jährige „Zenzeler
Sepp“. Die drei erkennbaren Marketenderinnen sind angeb-
lich die „Leitn Male“, das „Moser/Ebner Nannele“ und die
„Waldner Lisl“.
Foto: Ortschronik
Der damalige Bürgermeister
der Gemeinde Grafendorf,
Alois Unterweger
Foto: privat
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