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Die Sonnseiten

Nummer 59 - Mai 2018

Chronik

Vor 70 Jahren - 1947

Nachtrag zum Bericht in der Dezember-Ausgabe 2017

über die „Heimkehr“ Osttirols zu Tirol

Berichte des Ortschronisten Franz Wibmer

Im

Buch

„Osttiroler

Gschichtn“ (im Haymonver-

lag) schreibt die Frau Anna

Waldeck: „Den ersten Auf-

marsch Osttiroler Musikka-

pellen nach dem 2. Weltkrieg

gab es am 19. Oktober 1947

anlässlich der Rückgliede-

rung an Tirol. Ein Jahr später

wurden die Osttiroler Musik-

bezirke vom Leiter der Kul-

turabteilung der BH, Walter

Unterweger, neu formiert.

Erster Obmann des Bezirks-

verbandes war der volkstüm-

liche Nussdorfer Pfarrer Oth-

mar Pobitzer. Als er strahlend,

von zwei hübschen Marke-

tenderinnen

flankiert

, beim

Jubiläumsfest an der Ehren-

tribüne vorüberzog, trug ihm

das ein ernstes Kopfschütteln

des Bischofs ein.“

Wer aus der Bischofszeit von

Paulus Rusch stammt, kann

sich das sicher gut vorstellen.

Ungefähr 25 Jahre nach der

Rückgliederung Osttirols an

Tirol waren in ganz Öster-

reich Gebietsreformen aktuell

und somit auch eine Zusam-

menlegung von Osttirol mit

Kärnten. Der damalige LH

Eduard Wallnöfer war, so wie

andere Landeshauptleute, im

Fernsehen über seine Mei-

nung dazu befragt worden.

Er reagierte darauf mit der

Drohung „Tirol würde bei ei-

ner gewaltsamen Zusammen-

legung Osttirols mit Kärnten

seine 10.000 Schützen und

noch einige Leute dazu, zum

Schutze seiner Grenzen auf-

bieten.“

Diese Reaktion trug ihm in

der „Arbeiterzeitung“ die

Mahnung ein, „Spitzenpoliti-

ker sollten auch im Sommer

einen kühlen Kopf bewah-

ren“. Die „Volksstimme“,

die Zeitung der Kommunis-

tischen Partei spöttelte dazu,

dass „der Tiroler Feldzug

sofort nach dem Abklingen

der Fremdensaison beginnen

und das Bundesland Salzburg

das Durchmarschrecht nach

Kärnten geben werde, wenn

sich die Standschützen ver-

pflichten, in gewissen Orten

Platzkonzerte zu geben.“

Dass Schützen mit ihren Ge-

wehren Konzerte hören las-

sen können - und nicht nur

Gewehrsalven - ist aber ähn-

lich Grund zum Spotten wie

die Ursache für den spötti-

schen Kommentar zur viel-

leicht doch nicht ganz ernst

gemeinten Äußerung des

legendären „Walli“, unseres

Landeshauptmanns von 1963

- 1987.

Bischof Rusch beim Visitationsbesuch Ende der 1950er-Jah-

re in Gaimberg mit einer auserlesenen Schar von Pfarrange-

hörigen. Wie man sieht, löste auch ihm bloß eine „Flanke“

weiblicher Wesen ein ungewohnt freundliches Lächeln aus.

Fotos: Ortschronik

Eduard Wallnöfer bei seinem ersten Lienz-Besuch als Lan-

deshauptmann. Rechts von ihm Bezirkshauptmann Othmar

Doblander, links LA Jakob Blaßnig und NR Franz Krane-

bitter.