82
FODN - 66/02/2017
MENSCHEN
Von Petra Tembler
M
ene wuchs beim Berger im
Dorf auf und half immer schon
bei der Arbeit mit. Ihre Mutter
Maria war Sennerin. Maria weihte ihre
Tochter Mene der heiligen Muttergottes,
als das Kind zehn Jahre alt war. Der täg-
liche Rosenkranz war beim Berger eine
Selbstverständlichkeit und schon früh
hatte Mene eine innige Verbindung zu
Jesus.
In ihrer Jugend besuchte sie gerne
die Glaubensstunden und den Helfer-
kreis, sogar eine Jungschargruppe be-
treute sie. Nach Möglichkeit besuchte
sie auch die Werktagsmesse und wenn
sie auf den Kalser Feldern und Almen
die Tiere hüten musste, betete sie auch
in diesen Stunden einen Rosenkranz.
Mene erinnert sich, dass sie schon als
Mädchen gerne in der Kirche verweilt
hat, auch wenn gerade keine Messe
gelesen wurde. Der damalige Pfarrer
Gögl leitete damals seine Gemeinde an,
während der heiligen Wandlung zu be-
ten „Bewahre uns vor der Sünde, führe
uns zum rechten Stand und schenke uns
eine gute Sterbestunde.“ An diese Zei-
len denkt Mene noch heute.
Mene war nicht nur bei den Tieren,
sondern auch im Haushalt gerne tätig,
vor allem für die Näherei hatte sie eine
Begabung und die notwendige Freu-
de daran. Mit 22 Jahren bekam sie die
Möglichkeit, ein halbes Jahr nach Inns-
bruck zu gehen. Dort half sie im Haus-
halt im Widum in Saggen. Eigentlich
wollte sie ihre Kochkünste verfeinern,
doch leider wurde sie viel öfter dem
Putzdienst zugewiesen als der Küche.
Hier begann die junge Frau aber, sich
ernsthaft mit dem Gedanken, ins Klos-
ter zu geben, auseinanderzusetzen. Sie
war damals sehr unentschlossen und
hatte den Wunsch, es möge ihr doch
jemand anderer die Entscheidung ab-
nehmen, und ihr einfach sagen, was sie
mit ihrem jungen Leben anfangen solle.
Gott hat ihr dann das Wort selbst ins
Herz gelegt: „Komm, folge mir!“ und
erfüllte den Herzenswunsch von Mene.
Dies gab ihr große Sicherheit.
Sehr schwer fiel Mene der Abschied
von den Eltern, als einziges Kind hatte
sie natürlich das Gefühl, sich um Vater
und Mutter kümmern zu müssen. Doch
es steht schon in der Bibel „Wer Vater
und Mutter mehr liebt denn mich, der ist
meiner nicht wert“ (Matt. 10:37) und so
blieb Mene noch ein volles Jahr daheim,
um sich eingehend zu prüfen und ihre
Entscheidung reifen zu lassen. Im Alter
Schwester Maria Johanna Gratz, vlg. Berger Mene
50 Jahre Ordensschwester
Philomena Gratz, die „Berger Mene“ wurde am 1. März 1940 beim Berger im Dorf (heute Zöttl)
geboren. Sie war das einzige Kind von Johann und Maria Gratz; ihre Eltern bekamen aufgrund
einer Krankheit des Vaters lange Zeit von der Gemeinde keine Einwilligung um zu heiraten.
Erst als Mene 13 Jahre alt war, durften ihre Eltern endlich vor den Traualtar schreiten.