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FODN - 66/02/2017

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SPORT

nicht enden wollenden Reihe. Dort lich-

tete sich schon das Feld. Man reihte sich

in ein Team von Läufern ein, die unge-

fähr gleich schnell waren. Im gesamten

Verlauf der Strecke ist man sich immer

wieder begegnet. Man wurde von den

Läufern überholt oder überholte selbst,

manchmal wurden auch ein paar Worte

gewechselt.

Ankunft bei der Rudolfshütte

Mein Zustand war in Ordnung, auch

zeitlich war ich noch ganz gut dabei.

Nach der Rudolfshütte stand mir ein

kurzer, aber steiler Anstieg bevor und

die erste Herausforderung ließ nicht

lange auf sich warten. Über teils un-

wegsames Gelände, das sich ca. 300

Höhenmeter bis zum Rifflbach zog,

erfolgte der Abstieg. Mein Blick rich-

tete sich nach oben Richtung Kapru-

ner Törl – 650 Höhenmeter Anstieg im

Schritttempo. Man ist auf sich allein ge-

stellt und sieht nur mehr vereinzelt Läu-

fer bzw. kleinere Gruppen. Mich faszi-

nierte die traumhaft schöne Landschaft.

Endlich erreichte ich das Kapruner Törl

auf einer Seehöhe von 2.639 m, aber zu-

gleich bekam ich die Information, dass

ich noch 26 km bis ins Ziel bewältigen

muss.

Es folgte ein interessanter Abstieg

über instabiles Geröll, dann eine

Rutschpartie über ein vor mir liegendes

Schneefeld. Super Sache! Bis zum Mo-

serboden gab es leichte An- und Abstie-

ge zu bewältigen, immer mit Blick auf

den Stausee. Kurz vorm Moserboden

endete der markierte Weg direkt in ei-

nem reißenden Bach, ohne Sicherung.

Irgendwie schaffte ich es hinüber zu

kommen, ohne nass zu werden.

Die traumhaft schöne Landschaft, das

oft unwegsame Gelände und die Seen

immer im Blickfeld waren Motivati-

on genug, immer weiterzumachen und

mich selbst zu animieren, wieder Teil-

strecken zu laufen. Hilfe von den Läu-

fern ist jedoch nicht zu erwarten – jeder

ist im Rennfieber und auf sich allein

gestellt.

Moserboden

Mein Gedanke: „Jetzt hast du es bald

geschafft!“, wurde mit der Informati-

on, dass noch 16 km vor mir liegen, im

Keim erstickt. Trotzdem kein Aufge-

ben – mein Allgemeinzustand war noch

ganz passabel. Eine für mich interessan-

te und abwechslungsreiche Strecke war

der Steig, der über dem Stausee-Wasser-

boden entlang führte.

Endlich war die Waldgrenze erreicht

- eine angenehme und willkommene

Abkühlung, da die Sonne vom Kapru-

ner Törl weg mein ständiger Begleiter

war. Eine nicht enden wollende Gerade,

jedoch begeisterte Zuschauer, die mich

und andere Läufer auf den letzten Ki-

lometern motivierten, befand sich noch

zwischen mir und dem Zielgelände.

Dann der Zieleinlauf: Durch das Mikro-

fon hörte ich meinen Namen, ein großes

Glücksgefühl überkam mich und ein

Siegerfoto mit Matthias, der natürlich

schon früher das Ziel erreichte, vollen-

dete diesen wunderbaren Lauf.

Fazit

Die Laufzeit war für mich nebensäch-

lich. Ich weiß jetzt, wieviel 50 km sind.

Es ist ein super Gefühl, Sieger über sich

selbst zu sein. Auf den Körper zu ach-

ten, der dir die Grenzen aufzeigt, sich

nicht auf andere verlassen, sondern auf

sich selbst gestellt sein, die hohen An-

forderungen, die die Strecke abverlangt,

zu bewältigen, die traumhaft schöne

Landschaft zu sehen und zu erleben –

all das ist Motivation genug für den Ul-

tratrail 2018.