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57 - J
uli
2017
C
hronik
Vor 200 Jahren - 1817
Erfindung des Fahrrades
Für Gaimberg war das zwar
durch unsere Hanglage auch
vor 100 Jahren noch kein „be-
wegendes“ Thema, was sich
allerdings wegen der jetzt
möglichen
Unterstützung
durch Elektrizität vermutlich
ändern wird. Ist diese Alter-
native doch hinsichtlich Ge-
sundheit und Umweltbelas-
tung sicher empfehlenswert,
wenn wir damit auch die
Klimaschutz-Bilanz
durch
den Ausstieg von „Trumpis-
tan“ (neuer Ausdruck für die
USA) aus dem Pariser Ab-
kommen nicht werden aus-
gleichen können.
Heute wissen wir, dass die Er-
findung des Zweiradsystems
durch den Deutschen Karl
Freiherr von Drais geschicht-
lich weltbewegend (im dop-
pelten Sinn) war. Einerseits
erntete er damit Ver- und Be-
wunderung, andererseits bei-
ßenden Spott. Zeitgenossen
hielten „die ganze Maschine
für lächerlich und nur Kinder
könnten sie wegen der komi-
schen Bewegungen bedienen.
Es sieht so aus, als wollte
man sitzend auf dem Straßen-
pflaster Schlittschuh laufen“.
Erst die Verbesserung durch
eine Tretkurbel mit Pedalen,
die um 1860 in Frankreich
entwickelt wurde (Veloziped),
brachte es soweit, dass solche
Räder ab 1869 auch in Öster-
reich (Wien) hergestellt wur-
den.
Durch die Verbreitung die-
ses Tretkurbelrades entstan-
den allerdings immer mehr
Konflikte mit anderen Ver-
kehrsteilnehmern (Fußgän-
gern, Karrenziehern, Pfer-
defuhrwerken). Wegen der
Pfützen und des Morastes
nach Regenfällen wichen die
Radfahrer z. T. auf die befes-
tigten Gehsteige aus, was zu
Unfällen und Streit mit den
Fußgängern führte. Manche
davon hetzten ihre - viel-
leicht extra mitgenommenen
- Hunde auf die Radfahrer.
Aufgrund von Beschwerden,
dass „wilde Fahrer mit ihren
Vehikeln die Straßen unsicher
machen“, kam vom Stadtma-
gistrat Lienz eine Verordnung
heraus, „betreffend das Fah-
ren mit Velizopedes“, welche
u. a. das Fahren bei Nacht,
ohne Laterne und Glocke
strengstens untersagte.
Foto und Textstellen aus der
„Furche“ und dem Buch
„Alltagsleben in Osttirol...“
im Haymonverlag, Innsbruck.
Eigenlich war seine Draisine nur ein Laufrad, auch „Laufma-
schine“ genannt, mit der er durch die Gegend „zappelte“.
Das Fahrrad erfreute sich in Lienz um 1897, also vor 120 Jah-
ren, trotz erster Fahrregeln weiterhin großer Beliebtheit.
Buchtipp: Hans Rath
Und Gott sprach: Wir müssen reden!
Den Psychotherapeuten Ja-
kob Jakobi hat das Glück
verlassen. Geschieden, plei-
te und beruflich gescheitert:
So gebeutelt trifft Jakobi
auf Abel Baumann, einen
ebenfalls glücklosen Zirkus-
clown. Der leidet offenbar
an einer kuriosen Persön-
lichkeitsstörung, denn er hält
sich für Gott.
Und sucht einen Therapeu-
ten. Jakob ist fasziniert von
den vielfältigen, seiner Mei-
nung nach aber komplett
irdischen Talenten des sym-
pathischen Spinners. Doch
bald ist der Psychologe nicht
mehr so sicher, mit wem er es
wirklich zu tun hat. Und wer
hier eigentlich wem hilft.
Informationen zum Autor:
Hans Rath, geboren 1965,
studierte Philosophie, Ger-
manistik und Psychologie in
Bonn. Er lebt mit seiner Fa-
milie in Berlin, wo er unter
anderem als Drehbuchautor
tätig ist.