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2017

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hronik

Vor 200 Jahren - 1817

Erfindung des Fahrrades

Für Gaimberg war das zwar

durch unsere Hanglage auch

vor 100 Jahren noch kein „be-

wegendes“ Thema, was sich

allerdings wegen der jetzt

möglichen

Unterstützung

durch Elektrizität vermutlich

ändern wird. Ist diese Alter-

native doch hinsichtlich Ge-

sundheit und Umweltbelas-

tung sicher empfehlenswert,

wenn wir damit auch die

Klimaschutz-Bilanz

durch

den Ausstieg von „Trumpis-

tan“ (neuer Ausdruck für die

USA) aus dem Pariser Ab-

kommen nicht werden aus-

gleichen können.

Heute wissen wir, dass die Er-

findung des Zweiradsystems

durch den Deutschen Karl

Freiherr von Drais geschicht-

lich weltbewegend (im dop-

pelten Sinn) war. Einerseits

erntete er damit Ver- und Be-

wunderung, andererseits bei-

ßenden Spott. Zeitgenossen

hielten „die ganze Maschine

für lächerlich und nur Kinder

könnten sie wegen der komi-

schen Bewegungen bedienen.

Es sieht so aus, als wollte

man sitzend auf dem Straßen-

pflaster Schlittschuh laufen“.

Erst die Verbesserung durch

eine Tretkurbel mit Pedalen,

die um 1860 in Frankreich

entwickelt wurde (Veloziped),

brachte es soweit, dass solche

Räder ab 1869 auch in Öster-

reich (Wien) hergestellt wur-

den.

Durch die Verbreitung die-

ses Tretkurbelrades entstan-

den allerdings immer mehr

Konflikte mit anderen Ver-

kehrsteilnehmern (Fußgän-

gern, Karrenziehern, Pfer-

defuhrwerken). Wegen der

Pfützen und des Morastes

nach Regenfällen wichen die

Radfahrer z. T. auf die befes-

tigten Gehsteige aus, was zu

Unfällen und Streit mit den

Fußgängern führte. Manche

davon hetzten ihre - viel-

leicht extra mitgenommenen

- Hunde auf die Radfahrer.

Aufgrund von Beschwerden,

dass „wilde Fahrer mit ihren

Vehikeln die Straßen unsicher

machen“, kam vom Stadtma-

gistrat Lienz eine Verordnung

heraus, „betreffend das Fah-

ren mit Velizopedes“, welche

u. a. das Fahren bei Nacht,

ohne Laterne und Glocke

strengstens untersagte.

Foto und Textstellen aus der

„Furche“ und dem Buch

„Alltagsleben in Osttirol...“

im Haymonverlag, Innsbruck.

Eigenlich war seine Draisine nur ein Laufrad, auch „Laufma-

schine“ genannt, mit der er durch die Gegend „zappelte“.

Das Fahrrad erfreute sich in Lienz um 1897, also vor 120 Jah-

ren, trotz erster Fahrregeln weiterhin großer Beliebtheit.

Buchtipp: Hans Rath

Und Gott sprach: Wir müssen reden!

Den Psychotherapeuten Ja-

kob Jakobi hat das Glück

verlassen. Geschieden, plei-

te und beruflich gescheitert:

So gebeutelt trifft Jakobi

auf Abel Baumann, einen

ebenfalls glücklosen Zirkus-

clown. Der leidet offenbar

an einer kuriosen Persön-

lichkeitsstörung, denn er hält

sich für Gott.

Und sucht einen Therapeu-

ten. Jakob ist fasziniert von

den vielfältigen, seiner Mei-

nung nach aber komplett

irdischen Talenten des sym-

pathischen Spinners. Doch

bald ist der Psychologe nicht

mehr so sicher, mit wem er es

wirklich zu tun hat. Und wer

hier eigentlich wem hilft.

Informationen zum Autor:

Hans Rath, geboren 1965,

studierte Philosophie, Ger-

manistik und Psychologie in

Bonn. Er lebt mit seiner Fa-

milie in Berlin, wo er unter

anderem als Drehbuchautor

tätig ist.