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57 - J

uli

2017

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hronik

Vor 50 Jahren - Sommer 1967

Bau der neuen Straße zur Zettersfeldbahn

(auszugweise aus dem Ostti-

roler Boten)

In der Überschrift standen

schon die Kosten: über 1 Mil-

lion Schilling. Die Muren-

gänge des Grafenbachls von

1966 hatten bekanntlich die

bisherige Zufahrt - mit der

Abzweigung bei der Gärtne-

rei Seeber - abgeschnitten. Es

musste nun ein Schutzdamm

gegen Ausbrüche des Baches

in Richtung Grafenanger und

Ruefenfeldweg errichtet wer-

den. Die bisherige Zufahrt

war wegen eines Stückes mit

starker Steigung eh nicht ide-

al.

In der vergangenen Winter-

saison und über einen Groß-

teil der Sommersaison muss-

te eine provisorische Zufahrt

über den Brennerleweg und

den Damm genügen, die noch

im Herbst 1966 notdürftig be-

fahrbar gemacht wurde.

Über

die

endgültige

Neutrassierung

liefen

langwierige Verhandlungen,

und dazu wurden mehrere

Varianten

entworfen.

Schließlich gewann der von

verschiedenen

amtlichen

Stellen unterstützte Plan.

Dieser sah vor, die neue

Trasse

sicherheitshalber

möglichst weit weg vom

Grafenbach zu verlegen und

die

Steigungsverhältnisse

so

auszugleichen,

dass

auch im Winter eine volle

Befahrbarkeit geboten sein

sollte. Es war wichtig,

einerseits die gleichmäßige

Steigung

von

9,5%

durchhalten zu können und

andererseits mit der großen

Kehre nicht zu nah an das

Bachbett zu kommen.

Die Wegbauarbeiten began-

nen im Juni mit Einsatz der

Güterwegpartie Gaimberg un-

ter Vorarbeiter Johann Koll-

nig, einer Raupe und Lkws

zur Materialverlagerung. An-

fang August wurde der Gaim-

berger Teil schon asphaltiert.

Wortwörtlich hieß es dann

abschließend im Osttiroler

Boten: „So zog sich nun ein

schwungvolles 6 m breites,

schwarzes Band mit weißen

Rändern durch den Erlen-

wald zur Talstation“. Wenn

man jetzt vom Erlenwald

liest, muss man schmunzeln,

weil einem beim Passieren

des oberen Bereiches dieser

Strecke New York/Manhattan

einfallen könnte.

Die Luftaufnahme aus dem Haus Rainer zeigt den untersten

Teil des Grafenbaches in unserer Gemeinde und die linksufrige

Umgebung mit der neuen Zufahrt vor 50 Jahren.

Foto: Ortschronik

Vor 140 Jahren - 1877

Erste Wasserleitung in der Gemeinde

(womit noch keine Leitun-

gen in die Häuser, sondern

nur zu Brunnen gemeint ist)

1877 entschloss sich die

Gemeindeführung für eine

Wasserleitung nach Grafen-

dorf, wobei es hauptsäch-

lich um den Dorfbrunnen

bei der Schule (im heutigen

Obermesnerhaus, wo sich im

Obergeschoss der Klassen-

raum befand) und beim Wi-

dum handelt. Extra erwähnt

wird im Protokoll aber „Trat-

ner“, wo der Lehrer und ver-

mutliche Protokollschreiber

Peter Kalser wohnte, dem

„die Vergütungskosten seines

Brunnens nachgesehen wer-

den, solang er Mesner und

Lehrer ist.“

Der 1. Teil des Protokolls ist

auch in Kurrentschrift für vie-

le lesbar, und die Aufzählung

der Anwesenden - samt Vul-

gonamen - wird auch manche

interessieren:

Anton Müller, „Ploier“; Jo-

hann Ebner, „Pichler“; Bartl-

mä Jesacher, „Schuster“;

Josef Hopfgartner, „Kalser“;

Paul Kollnig, „Gaber“; Pe-

ter Kollnig, „Kollnig“; Josef

Kollnig, „Idl“; Simon Idl,

„Franzl“. Natürlich scheint

der Eigentümer der Quelle,

der „Rohracherbauer“ Peter

Idl, im Vertrag auch auf.

In den Innsbrucker Nachrich-

ten (aus dem Buch „Osttiroler

Alltagsleben“) vom 26. Mai

1917 war folgender Artikel

über Trinkwassermangel in

unserer

Nachbargemeinde

Thurn zu lesen: Bei allem

Überfluss an schmutzigem

Bachwasser leiden wir Man-

gel an Trinkwasser für Men-

schen und Tiere. Eine eigent-

liche Wasserleitung gibt es

hier nicht, weshalb wir das

Trinkwasser aus dem Bach

holen müssen. Gegenwärtig

ist dasselbe infolge der Mur-

brüche trüb und ungenießbar.

Zur Not kann es für das Vieh

verwendet werden, wenn man

es „sitzen“ lässt. Das Koch-

und Trinkwasser muss mit

Kannen vom Stadtbrunnen

geholt werden“.

Es ist anzunehmen, dass die

Grafendorfer mit dem Gra-

fenbachl dieselben unguten

Zustände hatten, was im

folgenden September den

Entschluss zum Bau einer

Wasserleitung herbeigeführt

haben wird.

Kopf des betreffenden Protokolls vom 20. September 1877.