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Eine besondere Herausforderung

war die Aufrechterhaltung des per-

manenten Bereitschaftsdienstes im

Defereggen, nach der Pensionie-

rung von Dr. Ottokar Widemair. Die

Übergabe am 30. 6./1. 7. funktio-

nierte problemlos, Dr. Arnold Koren-

jak übernahm um 7 Uhr als erster

Arzt eines 5-köpfiges Ärzteteams

unter der Leitung des Bezirkskoor-

dinators.

Für die Versorgung des Osttiroler

Pustertales änderte sich nichts,

auch der Bereitschaftsbetrieb in In-

nervillgraten blieb in unverändertem

Umfang erhalten. In Innervillgraten

haben die Ärzte des Verbandes bis

zum1. 12. 2016 28 Notfälle versorgt,

wobei der Arzt nach durchschnittlich

6,5 Minuten (Streuung von 0 bis 21

min.) am Einsatzort eintraf.

Insgesamt wurden bis zum 1. 12.

2016 von den niedergelassenen

Notärzten 673 Einsätze in den Ost-

tiroler Talschaften durchgeführt.

Diese Zahl unterstreicht die Bedeu-

tung, die der ärztliche Bereitschafts-

dienst für die Osttiroler Bevölkerung

hat und stellt eine messbare Entlas-

tung des Krankenhauses dar.

Herausforderungen:

In der näheren Zukunft steht der

Notarztverband vor zwei großen

Herausforderungen. Die eine ist die

Nachwuchssituation, die andere die

organisatorische Sicherstellung.

Während die personelle Situation

trotz einer sinkenden Zahl vonAllge-

meinmedizinern in Zusammenarbeit

Notarztverband

mit dem BKH Lienz in der näheren

Zukunft durchaus als bewältigbar

erscheint, ist der Weiterbestand

der organisatorischen Struktur mit

größeren Fragezeichen behaftet.

War es vor 6 Jahren noch die not-

fallmedizinische Komponente deren

Bestand in Frage gestellt wurde, so

ist in den letzten Jahren zunehmend

der allgemeinmedizinische Teil des

Bereitschaftsdienstes in Zweifel ge-

zogen worden. Anfang Dezember

2016 liegt immer noch keine ver-

bindliche Zusage vom Land Tirol für

die Finanzierung des allgemeinme-

dizinischen Bereitschaftsdienstes

ab 1. 1. 2017 vor, obgleich dieser

ohnehin nur in der Nacht von Land

und Gebietskrankenkasse bezahlt

wird und untertags, außerhalb der

Praxisöffnungszeiten, vom dienst-

habenden Notarzt auf freiwilliger Ba-

sis unentgeltlich sichergestellt wird.

Wie in der Presse (u.a. in der Tiroler

Tageszeitung vom 30.11.2016) er-

sichtlich, argumentiert die Landes-

regierung dabei – wie bereits in den

letzten Jahren – mit einem unver-

mindert starken Patientenzustrom

zu den Spitalsambulanzen in der

Nacht.

Diese Argumentation ist aber nicht

mit Zahlen untermauert. Derzeit

weiß nämlich niemand, wie vie-

le Personen in einem Gebiet den

Bereitschaftsdienst in Anspruch

nehmen und wie viele ohne Ein-

weisung privat oder mit der Rettung

ins Krankenhaus gebracht werden.

Verlässliche Daten gibt es nur für

die Notarzteinsätze und die Anrufe

über 0664-1559920, die Anzahl der

Anrufe über die Nummer 141 kann

ebenso wenig erfasst werden wie

die Konsultationen des Hausarztes

außerhalb der Regeldienstzeiten.

Das macht eine gezielte Auswer-

tung unmöglich.

Die Versorgungsstrukturen klug

nützen:

Die subjektive Erfahrung zeigt

aber, dass der Bereitschaftsdienst

in unserem Sprengel in Anspruch

genommen wird und die Kranken-

hausambulanz sehr wohl entlastet.

Dennoch stellen uns Patienten im-

mer wieder die Frage: Ist es nicht

besser, gleich ins Krankenhaus zu

fahren? Kann der Arzt „heroben“

überhaupt etwas tun?

Einfach gesagt sollte niemand ohne

Überweisung ins Krankenhaus fah-

ren – egal ob privat oder mit der

Rettung. Das Krankenhaus verfügt

nämlich außerhalb der regulären

Betriebszeiten nur über einen ein-

geschränkten Notdienst und der

muss sich auf die schweren medi-

zinischen Probleme konzentrieren.

Der Unfallchirurg z.B. soll für Ope-

rationen freigespielt sein und nicht

Wunden nähen oder Finger ruhig

stellen. Dafür gibt es den Bereit-

schaftsdienst.

Und der kann den größten Teil der

Probleme vor Ort behandeln: Mehr

als 90 % aller Interventionen, auch

eine erhebliche Anzahl der Notarzt-

indikationen, werden gleich beho-

ben und ziehen keine unmittelbare

Auch im abgelaufenen Jahr ist dem Notarztverband gelun-

gen, in den Osttiroler Talschaften eine durchgehende allge-

mein- und notfallmedizinische Versorgung sicherzustellen.

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