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Dez. 2016
Erwin Lukasser wurde am 23. Juli 1937 als fünftes von
sechs Kindern des Karl und der Rosa Lukasser in Assling ge-
boren. Sein Vater starb, als er 5 Jahre alt war, seine Mutter
zog die sechs Kinder ganz alleine auf. Irma, Rosa, Elsa, Karl,
Erwin und Rudl. Erwin lernte also schon recht früh die Här-
ten des Lebens kennen und musste als Kind fleißig daheim
mithelfen.
Dieses Fleißigsein ist ihm geblieben - in allen Arbeitszeug-
nissen kommt das vor, schon von der Lehrzeit an. Gelernt hat
Erwin in Lienz, er machte eine Lehre als Wasserinstallateur.
Den Gesellenbrief in der Tasche, arbeitete er in den 50er und
60er Jahren als Monteur bei verschiedenen Lienzer Firmen,
wobei er lange Zeit der Firma Fagerer treu blieb, aber auch
eine Zeitlang bei einer Nordtiroler Firma verbrachte.
Aus dieser Zeit als Monteur sind ihm viele Freundschaften
ein Leben lang geblieben. Erwin war ein zuverlässiger, treuer
Mensch, geradlinig und auch immer sehr direkt, man wusste,
woran man mit ihm war.
„Des leichtet ma hetz oba nit ein“ war oft der erste Satz
zu einem ewig langen Diskurs im Freundeskreis. Man muss-
te schon gute Argumente auffahren können, um diesen kriti-
schen Geist von etwas zu überzeugen, da konnte er auch ein
rechter Sturschädel sein.
In Lienz wohnte der junge Erwin in den 50ern als soge-
nannter Kostgeher beim Girstmaier in der Beda Weber Gas-
se. Dort lernte er nebenan bei den Niggiles seine Frau Erika
kennen. Geheiratet wurde im Jahr 1962, die ersten beiden
Töchter, Astrid und Brigitte kamen gleich in den ersten Jahren
der Ehe, Sandra als Nachzüglerin dann 1975.
Erwin war ein sehr fürsorglicher Familienvater. Als er 1971
beruflich als Hausmeister im Bezirksaltenheim Lienz begann,
war das auch für die damals erst vierköpfige Familie eine gro-
ße Veränderung - man zog in eine gemütliche Dienstwohnung
im Heim um. Erwin war 25 Jahre lang als Hausmeister im
Altenheim tätig und stellte dort sein handwerkliches Geschick
auf vielfache Art unter Beweis.
In der Freizeit war er in jungen Jahren mit der Schützen-
musik Lienz unterwegs, wo er Posaune spielte. Seine Freunde
kennen ihn aber nicht nur als begeisterten Musikanten son-
dern auch als Sportler, der im Winter gern am Hochstein seine
Parallelschwünge zog und im Sommer die Ost- und Südtiroler
Berge erklomm. Auch mit der Familie wurden dann Wande-
rungen unternommen, teilweise mit eigenwilliger Wegführung.
Wenn dann von seiner Frau oder von den Töchtern der Hin-
weis kam, dass man da wohl irgendwo falsch abgebogen sei,
sagte er nur: „Mia hom ollweil no hamgfunden!“
Sein größtes Hobby war allerdings das Bauen, das Eigen-
heim in Tristach hat er gemeinsam mit dem Schwager Hauser
selbst errichtet - doch damit nicht genug, auch die Häuser
seiner Töchter Gitti und Sandra und die vieler Freunde sind
mit seiner tatkräftigen Unterstützung entstanden. Zuhause in
Tristach wurden dazu unzählige Zeichnungen zu Papier ge-
bracht und Modelle aus Karton und Holz gefertigt. Er liebte
es, kreativ gestaltend tätig zu sein. Auch viele Möbelstücke
machte er selbst, Hunde-
hütte, Harpfe, Wegkreuz,
Bründl und vieles mehr hat
er selbst geplant und aus-
geführt. Auch seine vier En-
kelkinder wurden bedacht
und bekamen aus Opas
Werkstatt Puppenkastl, Bet-
ten, Hasenstall und gaben
so einiges zur Reparatur in
Auftrag.
Wenn es ums Handwerk ging, war es nicht leicht, vor
ihm zu bestehen, da war er sehr genau und es gab exakteste
Anweisungen, wenn man ihm mithalf und selbst dann, wenn
er der Helfer war. Davon können seine Schwiegersöhne ein
Lied singen.
Legendär ist aber seine Krippenbauleidenschaft! Jedes
Jahr entstand in der Garage in Tristach eine wunderschöne
Krippe, die alle Stückeln spielte, sodass sogar im Osttiroler
Boten und bei Tirol Heute davon die Rede war. Für die kleins-
ten Enkel, Emilia und Laurin, baute er diese Krippe sogar in
den Zeiten der Krankheit wieder auf.
20 Jahre war Erwin in Pension - er hat diese Zeit sehr gut
genutzt, hat in der Pension seine Leidenschaft für die Musik
wieder aufleben lassen, spielte mit viel Freude Tenorhorn. Er
war mit Eifer und Elan dabei und hat auch für Freunde und
Bekannte immer wieder aufgespielt, oft zusammen mit sei-
nem Bruder Karl, zum Beispiel bei seinem 70er-Fest.
Erwin war in jungen Jahren eher ruhig, fast schweigsam,
er wurde dann immer gesprächiger und umgänglicher, man
spürte richtig, wie gerne er lebt und wie sehr es ihm gelang,
schöne Zeiten zu genießen. Zu diesen schönen Zeiten zähl-
ten sicher jene, in denen er die Enkel Daniel und Corinna
aufwachsen und erwachsen werden sah und dann die Jüngs-
ten der Familie, Emilia und Laurin, die ihn viel zum Lachen
brachten, auch wenn es ihm nicht so gut ging.
Mit seiner Krebskrankheit ging Erwin sehr offen und ge-
fasst um. Er bewahrte selbst in dieser Situation seinen Humor
- es wurde viel gelacht bei ihm daheim, obwohl es auch eine
harte Zeit war. Er plante seine letzten Jahre genauso detail-
verliebt und exakt, wie alle seine Unternehmungen. Was wird
mit dem Haus, der Krippe, wie wird es der Erika gehen, er
sorgte sich um alles! An alles hat er gedacht, was vorberei-
tet werden musste, für die Zeit nach seinem Tod. Selbst die
Grabstätte und sein Begräbnis hat er durchdacht - besonders
die Musik lag ihm dabei am Herzen. Einige Musikstücke wur-
den von ihm ausgewählt und dem Schwiegersohn Johannes
aufgetragen.
Erwin Lukasser war im 80. Lebensjahr, als er am 1. Ok-
tober 2016 ganz ruhig einschlief nachdem er sich von der
Familie verabschiedet hatte.
„Ollweil no hamgfundn“ würde er jetzt wohl sagen.
Erwin Lukasser, † 1.10.2016