Previous Page  37 / 80 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 37 / 80 Next Page
Page Background

FODN - 63/02/2016

37

LANDWIRTSCHAFT

Dass auf dem Schneiderhof seit jeher

Getreide angebaut wurde ist vielen Kal-

sern bekannt, auch den Dinkel kultiviert

die Familie nunmehr seit 25 Jahren. Da-

mals begann Peter Schneider mit weni-

gem Saatgut, das er von einem Iseltaler

Bauern, dem Peischler Anda, erhalten

hatte. Er säte es –wie auch heute noch-

von Hand aus und die Freude war groß

als die erste Ernte in dieser hohen Lage

doch recht gut ausfiel. Die Faszination

für dieses hochwertige Getreide, vor al-

lem aber die darin enthaltene Möglich-

keit sich selber einen Teil autark ernäh-

ren zu können hält bis heute an.

Im Gegenzug zu früher, als Getrei-

de käuflich schwerer zur Verfügung

stand als durch den eigenen Anbau, ist

es heute umgekehrt und alle Arten von

Futter- Speisegetreide stehen unserer

Wohlstandsgesellschaft

unbegrenzt

wie es scheint zur Verfügung. Wohl

auch deshalb nahm in den 20 Jahren

zwischen 1946 und 1966 der Getreide-

anbau in Kals von 73 ha auf 21 ha ab.

Und seit dem Wirtschaftsaufschwung

der 70er Jahre und der industrialisier-

ten Landwirtschaft sind die Kornäcker-

lein in Kals eigentlich bis auf einige

Ausnahmen verschwunden. Getreide-

anbau ist –ich spreche aus Erfahrung-

zeit- und arbeitsintensiv, arbeitsmäßig

anspruchsvoll und für viele Landwirte

nicht besonders wirtschaftlich, das be-

stätigen sogar einige wenige Idealisten.

Doch Peter und Ida Schneider sind auch

nach 25 Jahren mühevoller ausdauern-

der Arbeit mit dem Dinkel stolz und

froh darüber ihr eigenes, unbelastetes

Getreide anbauen zu können.

Durch die 24 jährige Verwendung des

eigenen Saatgutes hat sich der Dinkel

sehr gut in der Kalser Region angepasst

und hat für das Gedeihen des Kornes

besondere wertvolle Eigenschaften ent-

wickelt.

Dies bezeugt, dass schon einige Bau-

ern von den Niederungen vom Biohof

Schneider Saatgut erworben haben.

Der Getreideanbau im Berggebiet

bringt wie die meisten Arbeiten in

höheren kleinstrukturierten landwirt-

schaftlichen Lagen eine viel größere

Herausforderung mit sich, als in den

Niederungen.

Kaum ein Acker ist in Kals, wo beim

Umbruch der Ackerscholle der Pflug

nicht öfters durch Steine herausgewor-

fen wird. Nach dem Eggen, das auch

viel mehr Achtsamkeit braucht, ist das

Steine aufklauben ein zusätzlicher

Sport. Die Erträge im Berggebiet sind

bei guten Wetterbedingungen zufrie-

denstellend, aber doch um einiges ge-

ringer wie in den Gunstlagen.

Wenn unsere Mitmenschen ein we-

nig Einblick in dieses Geschehen haben,

dann glaube ich wird der etwas höhere

Preis niemand abhalten dieses naturbe-

lassene Lebensmittel zu erwerben.

Doch in den letzten Jahren gestalte-

te sich dieser Betriebszweig zusehends

schwieriger, da ein bisher genutzter

Mähdrescher nicht mehr zur Verfügung

stand und weil es auch ansonsten kaum

Getreideäcker in Kals gibt, war es

schwierig einen Mähdrescher aufzutrei-

ben, der aus Dölsach für so wenig Korn

den weiten Weg nach Kals fuhr. Und

so stand der jetzige Bauer am Schneider

Hof, Thomas (28) vor der Entscheidung

den Dinkelanbau einzustellen oder sich

nach einem geeigneten Mähdrescher

umzusehen. Der wurde heuer mit viel

Idealismus nach Kals gebracht und sei-

ne erste Dreschsaison steht nun diesen

Herbst bevor.

Und so soll es auch in den kommen-

den Jahren weiterhin den Dinkel vom

Schneider- Hof ab Hof, im Kalser Hand-

werksladen oder im Talmarkt Matrei zu

kaufen geben.

Und wer nun selbst die Lust aufs eige-

ne Getreide verspürt, dem rat ich „Nur

zu!“ Ein Mähdrescher steht wieder zur

Verfügung. So könnte wieder ein Schritt

in Richtung einer krisensicheren Eigen-

versorgung unserer Region und Heimat

beschritten werden. Ja, jetzt auch in

Kals und eine gute Auslastung könnt er

wahrscheinlich auch vertragen….

Ich wünsche der Familie Schneider

weiterhin viel Erfolg mit ihrem Dinkel

und für heuer eine gute Ernte!