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FODN - 63/02/2016
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LANDWIRTSCHAFT
Dass auf dem Schneiderhof seit jeher
Getreide angebaut wurde ist vielen Kal-
sern bekannt, auch den Dinkel kultiviert
die Familie nunmehr seit 25 Jahren. Da-
mals begann Peter Schneider mit weni-
gem Saatgut, das er von einem Iseltaler
Bauern, dem Peischler Anda, erhalten
hatte. Er säte es –wie auch heute noch-
von Hand aus und die Freude war groß
als die erste Ernte in dieser hohen Lage
doch recht gut ausfiel. Die Faszination
für dieses hochwertige Getreide, vor al-
lem aber die darin enthaltene Möglich-
keit sich selber einen Teil autark ernäh-
ren zu können hält bis heute an.
Im Gegenzug zu früher, als Getrei-
de käuflich schwerer zur Verfügung
stand als durch den eigenen Anbau, ist
es heute umgekehrt und alle Arten von
Futter- Speisegetreide stehen unserer
Wohlstandsgesellschaft
unbegrenzt
wie es scheint zur Verfügung. Wohl
auch deshalb nahm in den 20 Jahren
zwischen 1946 und 1966 der Getreide-
anbau in Kals von 73 ha auf 21 ha ab.
Und seit dem Wirtschaftsaufschwung
der 70er Jahre und der industrialisier-
ten Landwirtschaft sind die Kornäcker-
lein in Kals eigentlich bis auf einige
Ausnahmen verschwunden. Getreide-
anbau ist –ich spreche aus Erfahrung-
zeit- und arbeitsintensiv, arbeitsmäßig
anspruchsvoll und für viele Landwirte
nicht besonders wirtschaftlich, das be-
stätigen sogar einige wenige Idealisten.
Doch Peter und Ida Schneider sind auch
nach 25 Jahren mühevoller ausdauern-
der Arbeit mit dem Dinkel stolz und
froh darüber ihr eigenes, unbelastetes
Getreide anbauen zu können.
Durch die 24 jährige Verwendung des
eigenen Saatgutes hat sich der Dinkel
sehr gut in der Kalser Region angepasst
und hat für das Gedeihen des Kornes
besondere wertvolle Eigenschaften ent-
wickelt.
Dies bezeugt, dass schon einige Bau-
ern von den Niederungen vom Biohof
Schneider Saatgut erworben haben.
Der Getreideanbau im Berggebiet
bringt wie die meisten Arbeiten in
höheren kleinstrukturierten landwirt-
schaftlichen Lagen eine viel größere
Herausforderung mit sich, als in den
Niederungen.
Kaum ein Acker ist in Kals, wo beim
Umbruch der Ackerscholle der Pflug
nicht öfters durch Steine herausgewor-
fen wird. Nach dem Eggen, das auch
viel mehr Achtsamkeit braucht, ist das
Steine aufklauben ein zusätzlicher
Sport. Die Erträge im Berggebiet sind
bei guten Wetterbedingungen zufrie-
denstellend, aber doch um einiges ge-
ringer wie in den Gunstlagen.
Wenn unsere Mitmenschen ein we-
nig Einblick in dieses Geschehen haben,
dann glaube ich wird der etwas höhere
Preis niemand abhalten dieses naturbe-
lassene Lebensmittel zu erwerben.
Doch in den letzten Jahren gestalte-
te sich dieser Betriebszweig zusehends
schwieriger, da ein bisher genutzter
Mähdrescher nicht mehr zur Verfügung
stand und weil es auch ansonsten kaum
Getreideäcker in Kals gibt, war es
schwierig einen Mähdrescher aufzutrei-
ben, der aus Dölsach für so wenig Korn
den weiten Weg nach Kals fuhr. Und
so stand der jetzige Bauer am Schneider
Hof, Thomas (28) vor der Entscheidung
den Dinkelanbau einzustellen oder sich
nach einem geeigneten Mähdrescher
umzusehen. Der wurde heuer mit viel
Idealismus nach Kals gebracht und sei-
ne erste Dreschsaison steht nun diesen
Herbst bevor.
Und so soll es auch in den kommen-
den Jahren weiterhin den Dinkel vom
Schneider- Hof ab Hof, im Kalser Hand-
werksladen oder im Talmarkt Matrei zu
kaufen geben.
Und wer nun selbst die Lust aufs eige-
ne Getreide verspürt, dem rat ich „Nur
zu!“ Ein Mähdrescher steht wieder zur
Verfügung. So könnte wieder ein Schritt
in Richtung einer krisensicheren Eigen-
versorgung unserer Region und Heimat
beschritten werden. Ja, jetzt auch in
Kals und eine gute Auslastung könnt er
wahrscheinlich auch vertragen….
Ich wünsche der Familie Schneider
weiterhin viel Erfolg mit ihrem Dinkel
und für heuer eine gute Ernte!