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FODN - 63/02/2016

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PFARRGEMEINDE KALS

Von Vroni Riepler

D

och dem Feuermachen schien mir

als „Zuagroaßte“ auch immer

etwas Trennendes anzuhaften,

denn während die einen auf die Höhe

steigen um die Bergfeuer zu entzünden

bleiben die anderen eben allein oder mit

kleinen Kindern zu Hause zurück.

Und weil jeder wahre „Feuerlema-

cher“ im Grunde seines Herzens ein

solcher bleibt, auch wenn er nicht mehr

selbst oben ist, verspürt er in der Herz-

Jesu-Nacht den Drang zum Zündeln. So

ging es auch Hannes und mir in den let-

zen Jahren seit der Familiengründung

und 2015 veranstalteten wir erstmal

unser eigenes, ganz privates Herz –Jesu

Feuer in der Peischler Leite. Und weil

schon damals ein paar Nachbarn und

Kinder sich ganz selbstverständlich zu

uns gesellten, bedurfte es heuer gar kei-

ner Diskussion mehr ob denn trotz des

immer wieder kehrenden Regens in der

Nacht des 4. Juni ein Unterpeischlacher

Herz- Jesu Feuer stattfinden sollte.

Dazu sollte ich noch erwähnen dass in

unserem Dörflein die Kommunikation

im Allgemeinem sehr gut funktioniert,

weil sich Samstags ohnehin die meis-

ten Unterpeischlacher im Laden tref-

fen und weil zudem fast pausenlos die

Nachbarskinder auf allen erdenklichen

Fahrgerätschaften vorbei rauschen und

man sie nur mit der nötigen Information

und dem gewünschten Empfänger zu

beschallen braucht - ganz ohne Whats-

app oder SMS übrigens.

Nun um 9 waren sie also alle da, die

Nachbarn mit Decken, Regenmäntel (es

goss jetzt richtig) und kleinen Imbissen

in Körben und Taschen. Wer eine Hand

frei hatte und kein plärrendes Kind hin-

ter sich herziehen musste, nahm ein,

zwei Scheiter mit hinauf in die Leite,

wo auf einem kleinen Plateau etwas un-

terhalb des Steiges unser Feuer entste-

hen sollte.

Als die mitgebrachten Spanlen und

die ersten Hölzer wirklich zu brennen

begonnen hatten und das kleine Feuer-

lein prasselte, größer und größer wurde

und als die Feuerflöckchen mit jedem

Nadelholzast in den Himmel tanzten,

spätestens da plärrte auch von den

Kleinsten keiner mehr. Es herrschte

eine so zauberhafte Stimmung und Zu-

friedenheit und es schien als hätte jeder

allein damit genug, so lange nur dieses

Feuer brennen würde. Und die Kinder

sorgten mit ihren unermüdlichen Spen-

den von Taxen und Ästen die sie dem

feuerspeienden Ungeheuer zum Fraß

vorwarfen schon dafür, dass es noch

eine Weile so bliebe.

Johanna hatte sogar Würstel mit und

Hannes und Werner glücklicherweise

ihre Taschenmesser. Sie schnitzten flei-

ßig Spieße und die Kinder teilten Würs-

tel und Semmeln und während ich auf

einem Scheit am Boden saß und sie da-

bei beobachtete, dachte ich an die Kin-

der von Bullerbü, und an die Gemein-

Herz-Jesu-Feuer auf

der Peischler Leite

Dass in der Samstagnacht des Herz- Jesu im Juni an den Berghängen ringsum die Feuer bren-

nen, ist in Tirol eine uralte Tradition die mich und wohl viele andere mit wohligem Schauern

und Erfurcht erfüllt.

schaft und die Nachbarschaft die sie so

verband. Und der altmodische Begriff

der „Guten Nachbarschaft“ gefiel mir,

mehr noch, er scheint mir in einem klei-

nen Dorf wie unserem existentiell. Und

es tut gut diese Nachbarschaft einfach

mal zu pflegen, ohne Erwartungen an

den anderen, ohne eine große Veran-

staltung.

Als die Würstel ausgingen stieg Ro-

switha ab und holte Nachschub, Petra

brachte einen Fotoapparat und hätte es

nicht geregnet, so hätten wir auch ein

zwei Musikanten aktiviert, da bin ich

mir sicher.

Alles in allem läuteten der Regen und

die Kälte, die allmählich durch die nas-

sen Kleider kroch doch bald die Sperr-

stund unseres Mini-Festes ein, doch

das Credo der Kinder war einstimmig:

„Nexts Joahr moch ma wieda a Feuer,

nou a viel a größas!“

Ich weiß nicht, ob wir bis nächstes

Jahr warten sollen, im November könn-

te man ja törggelen bei Kastanien und

Wein und auf das Weisenblasen zur

Weihnacht von unserem Nachbar Mar-

tin freu ich mich jetzt schon, aber vorher

gibt´s ja noch den Peischler Kirchtag,

wie gut!