![Page Background](./../common/page-substrates/page0035.jpg)
FODN - 63/02/2016
35
PFARRGEMEINDE KALS
Von Vroni Riepler
D
och dem Feuermachen schien mir
als „Zuagroaßte“ auch immer
etwas Trennendes anzuhaften,
denn während die einen auf die Höhe
steigen um die Bergfeuer zu entzünden
bleiben die anderen eben allein oder mit
kleinen Kindern zu Hause zurück.
Und weil jeder wahre „Feuerlema-
cher“ im Grunde seines Herzens ein
solcher bleibt, auch wenn er nicht mehr
selbst oben ist, verspürt er in der Herz-
Jesu-Nacht den Drang zum Zündeln. So
ging es auch Hannes und mir in den let-
zen Jahren seit der Familiengründung
und 2015 veranstalteten wir erstmal
unser eigenes, ganz privates Herz –Jesu
Feuer in der Peischler Leite. Und weil
schon damals ein paar Nachbarn und
Kinder sich ganz selbstverständlich zu
uns gesellten, bedurfte es heuer gar kei-
ner Diskussion mehr ob denn trotz des
immer wieder kehrenden Regens in der
Nacht des 4. Juni ein Unterpeischlacher
Herz- Jesu Feuer stattfinden sollte.
Dazu sollte ich noch erwähnen dass in
unserem Dörflein die Kommunikation
im Allgemeinem sehr gut funktioniert,
weil sich Samstags ohnehin die meis-
ten Unterpeischlacher im Laden tref-
fen und weil zudem fast pausenlos die
Nachbarskinder auf allen erdenklichen
Fahrgerätschaften vorbei rauschen und
man sie nur mit der nötigen Information
und dem gewünschten Empfänger zu
beschallen braucht - ganz ohne Whats-
app oder SMS übrigens.
Nun um 9 waren sie also alle da, die
Nachbarn mit Decken, Regenmäntel (es
goss jetzt richtig) und kleinen Imbissen
in Körben und Taschen. Wer eine Hand
frei hatte und kein plärrendes Kind hin-
ter sich herziehen musste, nahm ein,
zwei Scheiter mit hinauf in die Leite,
wo auf einem kleinen Plateau etwas un-
terhalb des Steiges unser Feuer entste-
hen sollte.
Als die mitgebrachten Spanlen und
die ersten Hölzer wirklich zu brennen
begonnen hatten und das kleine Feuer-
lein prasselte, größer und größer wurde
und als die Feuerflöckchen mit jedem
Nadelholzast in den Himmel tanzten,
spätestens da plärrte auch von den
Kleinsten keiner mehr. Es herrschte
eine so zauberhafte Stimmung und Zu-
friedenheit und es schien als hätte jeder
allein damit genug, so lange nur dieses
Feuer brennen würde. Und die Kinder
sorgten mit ihren unermüdlichen Spen-
den von Taxen und Ästen die sie dem
feuerspeienden Ungeheuer zum Fraß
vorwarfen schon dafür, dass es noch
eine Weile so bliebe.
Johanna hatte sogar Würstel mit und
Hannes und Werner glücklicherweise
ihre Taschenmesser. Sie schnitzten flei-
ßig Spieße und die Kinder teilten Würs-
tel und Semmeln und während ich auf
einem Scheit am Boden saß und sie da-
bei beobachtete, dachte ich an die Kin-
der von Bullerbü, und an die Gemein-
Herz-Jesu-Feuer auf
der Peischler Leite
Dass in der Samstagnacht des Herz- Jesu im Juni an den Berghängen ringsum die Feuer bren-
nen, ist in Tirol eine uralte Tradition die mich und wohl viele andere mit wohligem Schauern
und Erfurcht erfüllt.
schaft und die Nachbarschaft die sie so
verband. Und der altmodische Begriff
der „Guten Nachbarschaft“ gefiel mir,
mehr noch, er scheint mir in einem klei-
nen Dorf wie unserem existentiell. Und
es tut gut diese Nachbarschaft einfach
mal zu pflegen, ohne Erwartungen an
den anderen, ohne eine große Veran-
staltung.
Als die Würstel ausgingen stieg Ro-
switha ab und holte Nachschub, Petra
brachte einen Fotoapparat und hätte es
nicht geregnet, so hätten wir auch ein
zwei Musikanten aktiviert, da bin ich
mir sicher.
Alles in allem läuteten der Regen und
die Kälte, die allmählich durch die nas-
sen Kleider kroch doch bald die Sperr-
stund unseres Mini-Festes ein, doch
das Credo der Kinder war einstimmig:
„Nexts Joahr moch ma wieda a Feuer,
nou a viel a größas!“
Ich weiß nicht, ob wir bis nächstes
Jahr warten sollen, im November könn-
te man ja törggelen bei Kastanien und
Wein und auf das Weisenblasen zur
Weihnacht von unserem Nachbar Mar-
tin freu ich mich jetzt schon, aber vorher
gibt´s ja noch den Peischler Kirchtag,
wie gut!