Folge 9
Seite 45
Gemeindezeitung Kartitsch
Februar 2016
Ein vom Militär belagertes Tal
Bereits seit Kriegsbeginn im Mai
1915 wurde Kartitsch vom
Mili-
tär vereinnahmt
und spätestens
im Winter 1915/16 musste man
damit rechnen, dass der Krieg
länger
dauern würde.
Neben den vom Militär
konfis-
zierten
Gebäuden und Räumlich-
keiten, Stuben, Kammern, Ställe,
Hütten usw. wurden an verfügba-
ren Plätzen verschiedene ärari-
sche
Baracken
errichtet, womit
die
größeren Militärlager
ent-
standen, vorrangig der k.k. Genie
-
Zwischenpark Kartitsch
auf
der Monegge, das Lager
Hollbruck
im Schneider Garten,
das nach dem Garberhof benannte
Lager
„Gärber“
in Rauchenbach,
das Lager
Leiten
mit drei Arbeiter- und drei
Kriegsgefangenen-Kompanien
sowie das Lager
Erler
in Unter-
tilliach. Im Wesentlichen dienten
sie der
Zwischendeponie
von
Kriegs- Bau- und Versorgungsgut
auf dem Transport in die Frontge-
biete, aber auch größere Mann-
schafts-Bewegungen wurden über
diese Lager abgewickelt, trotz-
dem der Großteil der zugeteilten
Soldaten und Kriegsgefangenen
in Bauernhöfen oder Futterhäu-
sern einquartiert wurden.
Jedes dieser Lager hatte Verwal-
tungskanzleien, Offiziers- und
Mannschaftsbaracken, Küche,
Lager- u. Sanitärräume, Stallun-
gen, Marodenbaracke und Ker-
ker, Wachposten und eigenes
Lagerkommando, dazu nach Be-
darf Werkstätten, Lager- und
Exerzierplätze, die meisten be-
kamen auch elektrisches Licht
von einem Militär-Kraftwerk.
Im Spätherbst 1915 waren die
allermeisten Lagerbaracken be-
zogen, notwendige Erweiterun-
gen folgten.
Die
Artillerie-,
Orts- und
Trup-
penkommandos
sowie wichtige
Militärkanzleien
wurden vor-
rangig im
Dorfzentrum
ein-
quartiert (Hueberwirt, Neuwirt,
Bodenmessner, Töller, Trojer,
Gasser), ebenso Kanzleien für
Elektro-
und
Scheinwerferzug
sowie
Telefongruppe
, eine
Feldpostexpositur und weitere.
Die
Offiziersmesse
war beim
Hueberwirt und zu Untergasser
und für die einfache Mannschaft
wurde im Trojerfeld oberhalb der
S t r a ß e
e i n
„Soldatenheim“
gebaut. Im
Schmieder- und Mittergasserfeld
unterhalb der bereits fertigen
neuen Talstraße wurden
Küche,
Wäscherei
und
Personal-
Baracken
mit Wachposten für
das im neuen Schul- und Ge-
meindehaus seit Anfang Juni ein-
gerichtete
Militär-Feldspital
er-
richtet. Die verfügbaren
Ställe
in
Hollbruck und Kartitsch wurden
zur Pferdehaltung
konfisziert
und da sie zu wenig Platz boten,
wurden bis zum Wintereinbruch
mehrere
Stallbaracken
errichtet.
Verfügbaren Aufzeichnungen
zufolge waren daher
Anfang
Februar1916
nachstehende wei-
tere Militärgebäude errichtet und
in Verwendung:
Bei
Lusser Säge
: 1 Stallbaracke,
190 m² für 20 Pferde, 1 Wohnba-
racke, 120m², Werkstätten
in der
Schade
, heute Neuwinkel:
1 Lagerbaracke, 1 Elektro-
Kraftwerk,
im
Feld
des
Hueber-Wirt:
1
Militärlager Gärber, Rauchenbach
aus Schautafel zur Ausstellung Pro
Patria 2015
Soldatenheim in Kartitsch