![Page Background](./../common/page-substrates/page0030.jpg)
Mai 2015
Gemeindezeitung Kartitsch
Seite 30
rung wurde Ende April 1915 in
Salzburg aus
überwiegend jun-
gen Rekruten
das X. Marschba-
taillon aufgestellt,
schwach
aus-
gebildet und
ohne Gebirgserfah-
rung
und - da ein Krieg gegen
Italien immer wahrscheinlicher
wurde - Anfang Mai nach Klau-
sen und bald ins obere Pustertal
transferiert. Das Bataillon zählte
vier Kompanien
, 905 Mann, 16
zweispännige Wagen mit 69 Pfer-
den, 1.003 Verpflegsmann und
stand unter dem Kommando von
Hauptmann Burger
, der am 30.
Mai in Kartitsch eintraf und am
31. Mai das
Frontabschnitts-
Kommando 10/c
übernahm und
am Obstanser Boden einrichtete.
Die
4. Kompanie
der 59er-
Rainer unter Hptm. Brunner kam
von Niederdorf per Bahn Sillian
am Abend des 26. Mai nach St.
Oswald, tätigte am 27. Mai in
Kartitsch einige militärische Auf-
gaben und marschierte am 28.
Mai
nach Obertilliach
weiter,
die
2. Kompanie
unter Hptm.
Planner marschierte am 29. Mai
vom Bahnhof Sillian kommend
über das Winklertal und Ersch-
baumertal weiter an die Front, die
3. Kompanie
unter Hptm. Stu-
pöck kam am 1. Juni von Vier-
schach zum Helm und am nächs-
ten Tag weiter zum Hollbrucker
Spitz und wurde in der Folge bis
Eisenreich verteilt und die
1.
Kompanie
traf am 30. Mai in
Kartitsch ein.
Nun konnten die
Feldwachen
verstärkt
werden und nachdem
Ende Mai auch ein erstes
Ge-
schütz,
eine alte, völlig ausge-
diente Gebirgskanonenbatterie im
Gebiet der Gatterspitze in Stel-
lung ging, konnten die Österrei-
cher den Angriff zur Rückerobe-
rung von Pfannspitze und Cima
Frugnoni vorbereiten.
Kartitsch wird vom Militär-
geschehen beherrscht
Durch die Kriegserklärung Ita-
liens wurden
Kartitsch mit
Hollbruck
und das Tal über
Nacht
Frontgebiet
. Über An-
ordnungen des Divisions-
Kommandos in Bruneck ver-
fügte die Gendarmerie bereits
am 23. Mai die
Räumung
des
neuen
Schulhauses
und wurde
die Adaptierung als
Feldlaza-
rett
vorbereitet. Sofort wurden
Vorkehrungen
zum Aufbau
der Front getroffen, eine enor-
me logistische Herausforde-
rung. In den nächsten Tagen
und Wochen wurden in Kar-
titsch verschiedene
Militär-
kommandos
und
Büros
von
Arbeitstruppen
und
Abteilun-
gen
,
Werkstätten
,
Stallungen
und
Lager-Baracken
einge-
richtet, erforderliche Gebäude
und Flächen
konfisziert
und
in beinahe jedem Haus
Solda-
ten
oder Kriegsgefangene
einquartiert
, letztere über-
wiegend in Futterhäusern.
Sämtlicher
Kriegsbedarf
war, wenn nicht im Ort vor-
handen, vom Zentrallager in
Bruneck
über die
Fassungs-
stelle
in
Panzendorf
an die
Frontgebiete zu liefern, mit
erforderlicher
Zwischenlage-
rung
in den Militärlagern
Hollbruck, Monegge-St. Os-
wald, Kartitsch, Gärber, Lei-
ten, Obertilliach und Erler.
Der
Transport
erfolgte mit
Pferdewagen
und Hundege-
spann, später auch
Feld-
und
Seilbahn
, an die Front mit
Tragtieren
,
Trägertrupps
und später ebenfalls
Kriegs-
seilbahnen.
Der
Train
war überwiegend
in
Tassenbach
stationiert,
aber auch in vielen
privaten
Ställen
von Arnbach über
Kartitsch bis Untertilliach,
waren Pferde eingestellt, in
Kartitsch und Tilliach wurden
zusätzlich einige
große Stall-
baracken
errichtet. Zugleich
mussten Zubringerwege ver-
bessert und
neue Saumpfade
angelegt werden.
Neben den in St. Oswald sta-
Oberleutnant Stupöcks „Quartier“,
Eisenreichstellungen
Gasthof „Hueber“ mit verschiedenen
Militärkanzleien (Leo Herrnegger)
Militär-Train in Tassenbach