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Mai 2015
Gemeindezeitung Kartitsch
Seite 28
Nachdem im
Londoner Geheim-
vertrag
vom 26. April 1915 dem
Königreich Italien die geforderten
Gebietsansprüche - neben ande-
rem auch Südtirol bis zum Bren-
ner - zuerkannt wurden,
kündigte
es am 4. Mai 1915 den
Drei-
bundvertrag
, somit war mit ei-
nem Kriegseintritt Italiens gegen
Österreich-Ungarn in Kürze zu
rechnen.
So wurden wie in ganz Tirol auch
in Kartitsch über Anordnung des
Grenzunterabschnittskommandos
am 19. Mai 1915 die inzwischen
bereits formierten und vereidigten
Standschützen einberufen
und
noch am gleichen Tag an die zu
erwartende Front beordert.
In Kartitsch mit Hollbruck wur-
den die etwa 70 Standschützen,
verstärkt mit 12 - 15 Mann der
Gendarmerie-Assistenz und Fi-
nanzwache in drei Züge formiert.
Der
1. Zug
unter Leutnant Josef
Bodner stieg zur Bewachung der
Gemeinde- und Staatsgrenze ins
Schustertal-Schöntalhöhe auf, der
2. Zug
unter Hauptmann Josef
Strasser bezog Obstans und der
3.
Zug
unter Vice-Wachtmeister
Rimml der Gend. Assistenz mar-
schierte übers Erschbaumertal
Richtung Stucken-Filmoor. Die
Versorgung der Männer mit Ver-
pflegung und dem Allernotwen-
digsten oblag in den ersten Tagen
der örtlichen Gendarmerie.
Standschützen
Die Männer bezogen die in den
Seitentälern und Bergwiesen
leerstehenden Hirtenhütten und
Heuschupfen als Quartier, rich-
teten sich einigermaßen ein und
neben Militärübungen wurden
Patrouillengänge
im
Grenzge-
biet
gemacht.
Bei einer derartigen Patrouille
am
Pfingstsonntag, 23. Mai
vormittags im Gebiet Eisenreich
wurden
drei Kartitscher
Standschützen
Josef Riedler,
Oberegg, 34 Jahre, Josef Lusser,
Häusler, 17 Jahre und Anton
Klammer, vlg. Roder Tone, 17
Jahre, von einem italienischen
Spähtrupp gestellt. Klammer
konnte fliehen, die beiden ande-
ren wurden von den Italienern
gefangen genommen
. Diese
unzulässige Festnahme auf ös-
terreichischem Staatsgebiet
noch vor der Kriegserklärung
war eindeutig eine
Verletzung
geltenden
Völkerrechts
. Aller-
dings schilderte die italienische
Berichterstattung den Zwischen-
fall anders.
Nach erfolgter Meldung bei den
Dienststellen wurde nun die
so-
fortige Besetzung
aller wichtigen
Grenzberge von der Demut ost-
wärts angeordnet. Dabei musste
man feststellen, dass Cima
Frugnoni
und die strategisch
wichtige
Pfannspitze
inzwischen
bereits von den Italienern
besetzt
waren.
Am gleichen Tag,
23. Mai 1915
erfolgte um
15,30 Uhr die
Kriegserklärung
des König-
reichs
Italien
an
Österreich/
Folge 6
Italiens Kriegserklärung an die Österreichisch-Ungarische Monarchie
Feldwache von Kartitscher Stand-
schützen (Franz Lusser)
Italiens Kriegserklärung und Manifest
des Kaisers im „Neuen Wiener Tag-
blatt“