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Februar 2015

Gemeindezeitung Kartitsch

Seite 26

Tier verursacht den Lärm! Ein

Rind, das genüsslich sein Haupt

an einem Pfosten reibt, nur einige

Zentimeter von meinem Kopf ent-

fernt, auf der anderen Seite

der dünnen Holzwand. Leise

stehe ich auf, schalte die Ta-

schenlampe ein. Ich suche

einen Weg zur Toilette, öffne

die Tür. Tiefschwarze Nacht

umfängt mich. Was sind denn

das für riesige, dunkle Hau-

fen, die mir den Pfad versper-

ren? Rund um die Hütte

schmiegt sich Körper an Kör-

per. Kühe, Kälber und Kal-

binnen haben einen engen

Kreis um unsere Unterkunft

gebildet. Langsam balanciere

ich über die Tierkörper, versuche

niemanden zu erschrecken.

Manchmal hebt ein Vieh seinen

Kopf. Vom Schein der Taschen-

lampe erleuchtet, blicken mich

glühende Augen, helle Punkte aus

dem Dunkeln heraus an. Vorsich-

tig steige ich weiter.

Hollbrucker Alm

Neues Leben

Knapp vor dem Almabtrieb 2014

im Hollbruckertal bemerkt Sepp

eines Morgens, dass eine Kuh ge-

kälbert hat. Das Kalb ist zu früh

geboren worden! Die Kuh scheint

sich nicht um ihr Junges zu küm-

mern. Schnell verständigt er Ob-

mann Breide und beide machen

sich auf die Suche. Wo könnte

das Kalb sein? Lebt es? Wird es

überleben? Sepp erzählt:

„Zuerst haben wir auf den Wei-

den gesucht. Nichts! Vorsichtig

gehe ich auf die Bäume zu.―

Plötzlich sieht Sepp das neue

Leben! Ein braunes Kälbchen

liegt zwischen grünem Moos am

Boden, hebt den Kopf, bewegt

die Ohren und schaut dem Hir-

ten entgegen. Es ist gesund. Und

wir kommen mit einem zusätzli-

chen Rind im Herbst ins Dorf

zurück.

Dank

Es gäbe noch viel zu erzählen:

Unter anderem von der überwäl-

tigenden Blumenpracht, der

grandiosen Aussicht auf die stei-

len Dolomitenzacken, von rot

glühenden Sonnenuntergängen

und langen, zermürbenden Re-

gentagen! Aber auch von extrem

steilen Weiden, störrischen Käl-

bern und zahlreichen schwarzen

und bunt gemusterten Kreuzot-

tern. Ich werde nie Sepp `s unun-

terbrochene Achtsamkeit ver-

gessen. Ich denke auch oft an

die wunderbaren Tiere, die

immer zutraulicher wurden.

Im Herbst bildete ich mir

noch nach mehreren Tagen

im Dorf ein, ihr Glockenge-

läute zu hören und ich ver-

misste den Klang.

Unserer besonderer Dank ge-

hört den beiden Obmännern

Sepp Bodner, Wieser und

Sepp Moser, Breide. Ich dan-

ke auch jenen Besuchern, die

Sepp und mich mit selbstge-

backenen Kuchen, Speck, Eiern

und anderen ´guten Sachen` über-

raschten. Auch unsere Kinder,

Schwiegerkinder und Enkel ha-

ben diese Almen begeistert auf-

gesucht. Sie schleppten Lebens-

mittel und halfen beim Treiben

eifrig mit. Wenn wir etwas benö-

tigten, war immer jemand zur

Stelle. Ich vergesse auch nicht

die zuvorkommenden Bewirt-

schafter der Obstansersee - Hütte.

Die netten Töchter von Patricia

und Heinz Bodner bewegten sich

sicher inmitten der Rinderherde

und haben mit ihrem Mut unse-

ren Respekt errungen. Veroni

ka

Sint - Menzel

Nachtrag: Teile des Berichtes

erschienen in der Zeitschrift

„Österreichische Alpenzeitung“.

Sepp mit seiner geliebten Ziege

„Es gibt leider einige wenige

Mitmenschen in unserer Gemein-

de, die ihren Müll und die Es-

sensreste in fremden Wäldern

entsorgen.―

Ge-

org Ebner jun. Wiese 33.

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