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Seite 21

Gemeindezeitung Kartitsch

August 2014

Notarztverband

Der Osttiroler Notarztver-

band stellt einen Zusammen-

schluss aller, in den Osttiro-

ler Talschaften, notärztlich

tätigen Kollegen dar. Er ist

also kein Privatverein, son-

dern stellt eine innovative Form der landärztlichen

Zusammenarbeit dar, welche in der Öffentlichkeit

von den Ärzten wiederholt gefordert wurde.

Dadurch ist es bereits seit Jahren möglich, dass in

jedem peripheren Versorgungsgebiet 24 Stun-

den/365 Tage im Jahr ein Arzt für die Patienten

erreichbar ist. Dies wurde Vorbildlich gelöst: Un-

ter der stets gleichen

Telefonnummer 0664/155

9920

kann der diensthabende Arzt der Notarztein-

satzgruppe direkt erreicht werden. Der gesamten

Bevölkerung steht somit ein einfach erreichbarer

ärztlicher Ansprechpartner zur Verfügung, wel-

cher das gesamte Spektrum der medizinischen

Versorgung abdeckt.

Den Namen des jeweils diensthabenden Arztes

kann man stets aktuell am Internet unter der Ad-

resse

www.notarztverband.at

einsehen.

Damit die Versorgung der Patienten stets nach

dem Stand der Technik erfolgen kann, haben die

Ärzte des Notarztverbandes in den letzten Jahren

erhebliche Anstrengungen unternommen. Die

Qualitätssicherung erfüllt die strengen Anforde-

rungen der europäischen Norm ISO 9001:2008.

Nur wenige Systeme erfüllen diese Norm, bei der

die Patientenzufriedenheit und qualitätsrelevante

Einsatzdaten regelmäßig erfasst werden. Fehler

werden erkannt, analysiert und zur Verbesserung

des Systems genutzt – im Sinne einer optimalen

Patientenversorgung.

Im Jahr 2013 hat der Osttiroler Notarztverband

gemeinsam mit der Südtiroler Gesellschaft für All-

gemeinmedizin ein simulatorgestütztes Fortbil-

dungssystem etabliert, welches das Training selte-

ner Einsatzszenarien unter einigermaßen realisti-

schen Bedingungen ermöglicht. Dadurch kann z.B.

jeder Osttiroler Notarzt die von der EU empfohle-

nen 50 Intubationen pro Jahr durchführen.

Eine der großen Stärken des Systems ist die gute

Flächendeckung und die damit verbundenen kur-

zen durchschnittlichen Einsatzzeiten. Im gesamten

Bezirk dauert es im Durchschnitt weniger als 10

Minuten bis im Einsatzfall der Notarzt vor Ort ist.

Auch unter widrigsten Bedingungen wurde im abge-

laufenen Jahr jeder Einsatzort innerhalb von 30 Mi-

nuten erreicht. Im Jahr 2013 konnten in der Gemein-

de Kartitsch 32 Notfälle versorgt werden, wobei der

Arzt durchschnittlich 9,3 Minuten (1 - 20 min.) be-

nötigte, um am Ort des Geschehens einzutreffen. In

fünf Fällen konnte der Einsatzort nur zu Fuß bzw.

auf Skiern erreicht werden, das betraf jedoch aus-

schließlich Einsätze im Schigebiet Thurntaler.

Eine besondere Herausforderung stellte die Wettersi-

tuation des ersten Februar-Wochenendes 2014 dar.

Aufgrund der Lawinensituation waren zahlreiche

Straßensperren notwendig, welche die Möglichkeit

der ärztlichen Versorgung stark einschränkten. Wie

Karte 1 zeigt, wären nach dem Regeldienstplan gro-

ße Teile des Osttiroler Pustertales nicht mehr ärzt-

lich versorgt gewesen. Durch den gemeinsamen Ein-

satz aller Kollegen und einiger nicht im Verband or-

ganisierter Kollegen gelang es dennoch, im gesam-

ten Sprengel ausgerüstete Ärzte vor Ort zu haben

und eine notfall- und allgemeinmedizinische Grund-

versorgung sicherzustellen (Karte 2). Auf diese Wei-

se konnten zwischen Donnerstag 20 Uhr und Sonn-

tag 20 Uhr 8 Notfälle und mehr als vierzig allge-

meinmedizinische Probleme behandelt werden - in

einer Zeit in der keine Hubschrauberflüge möglich

waren. Die ärztliche Versorgung der Bevölkerung ist

gerade in solchen Situationen essentiell und kann

nur wohnortnahe, gestützt auf ein dicht geknüpftes

Netz von Einrichtungen, erfolgen.

In dieser Hinsicht hat der Osttiroler Notarztverband

seine erste Bewährungsprobe bestanden.

Dr. Walder Gernot