Previous Page  17 / 36 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 17 / 36 Next Page
Page Background

Seite 17

Gemeindezeitung Kartitsch

August 2014

Standschützen, die seit 1913 oh-

nehin zu den regulären Land-

sturm-Truppen zählten und ver-

suchte die Zusammenfassung in

Verteidigungs-Formationen. Vor-

erst wurde landesweit eine Aus-

trittsperre erlassen, Neueintragun-

gen beworben und alle nicht be-

reits Einberufenen vereidigt. So

standen am 27. August auch von

Kartitsch

Bur schen und alte

Männer zur

Vereidigung

der

ein-

rollierten Standschützen

der

Gemeindeschießstände des Ober-

landes in Sillian. Anschließend an

die Vereidung durch Leutnant

Adalbert Oberhuber erfolgte eine

vorläufige Ausmusterung und die

kommenden Monate sollten für

Ausbildung

und zu Schieß-

übungen genutzt werden.

Die gesamte

Tiroler Gebirgsfront

vom Ortler bis Untertilliach wur-

de nun in

fünf Kampfrayone

ein-

geteilt, der Subrayon „V“ umfass-

te das Dolomitengebiet vom

Pordoijoch bis zur Kärntner

Grenze

und

wurde

auch

„Pustertaler Front“

benannt.

Eine weitere Unterteilung erfolg-

te in Grenzabschnitte und Grenz-

unterabschnitte.

Das

Gebiet

„Karnischer Kamm“

bis Hoch-

gränten erhielt die Bezeichnung

10/c

, das Sextener Kr euzber g-

gebiet bekam die Bezeichnung

10/b. Erst 1916 wurden die

Grenzunterabschnitte 10/c geän-

dert in nun:

Kampfabschnitt

I-

Hochgränten

, II-Obstans, III-

Filmoor und IV-Obertilliach.

Das Kommando der gesamten

Pustertaler Front lag in Bruneck

und das des Grenzabschnittes

wurde in Innichen stationiert.

Nun galt es, dieses Grenzgebiet

als

Frontbefestigung

auszubau-

en. Dabei zeigte sich, dass die

zur Errichtung der Verteidi-

gungslinie im Grenzunterab-

schnitt 10/c verantwortlichen

Militärs von Kriegsführung im

Gebirge keine Erfahrung und

wohl auch nicht viel Ahnung

hatten. Nur so kann die ur-

sprüngliche Entscheidung der

Heeresleitung erklärt werden,

die Frontbefestigung nicht ent-

lang der Karnischen Höhen,

sondern von Hochgränten über

Hollbrucker Eck nach Holl-

bruck zum Gailbach und sonn-

seitig hinauf nach St. Oswald

und zum Dorfberg zu führen,

unter Aufgabe der Ortschaften

Hollbruck, St. Oswald, Kar-

titsch und wohl auch Tilliach.

Allerdings hatten die Militärs

bis zum Frühjahr 1915 auch den

Auftrag, den Bündnispartner

Italien nicht durch gravierende

Frontbefestigungen an den

Staatsgrenzen zu provozieren.

Tatsächlich wurde Ende

Sep-

tember 1914

, als ber eits er ste

Schreckensmeldungen aus der

russischen Front eintrafen, in den

Feldern und Wäldern von

Holl-

bruck

und ober halb von

St.

Oswald

mit dem

Bau von Be-

festigungsanlagen

begonnen.

Zuerst wurden sie noch von Pri-

vat-Ingenieuren geleitet. So wur-

den Einheimische als

Militärar-

beiter

angeheuer t, älter e Kin-

der, auch Mädchen, sowie un-

taugliche und ältere Männer.

Aber auch Arbeiter umliegender

Gemeinden wurden beschäftigt

und von auswärts bis in die

Brixener Gegend angeworben,

wobei letztere bei Bauern in Hol-

lbruck und St. Oswald einquar-

tiert wurden.

In den ersten Monaten wurden

für diese Schanzarbeiten auch

Schießübungen im Bodenmessner

Feld, Spätherbst 1914

Die 1914 beabsichtigte Frontlinie Hollbrucker Eck – Hollbruck – Gailbach –

St. Oswald –Dorfberg

Kundmachung der Gemeinde Sillian

für Schanzarbeiten in Kartitsch