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August 2014
Gemeindezeitung Kartitsch
Seite 16
Die ersten Kriegsmonate -
Verteidigungslinie Hollbruck - St. Oswald
Zugleich mit dem Kriegsbeginn
wurde bereits in den ersten Au-
gusttagen 1914 wie in anderen
Grenzorten zu Italien auch in
Kartitsch
die
Gendarmerie-
Assistenz
aufgestellt. Sie unter -
stand dem örtlichen Gendar-
merieposten als Verstärkung für
Sicherheits- und Grenzüberwa-
chungs-Aufgaben sowie für den
Grenzschutz. In Kartitsch wurden
hiefür 36 gediente und teils noch
nicht einberufene
Landsturmmän-
ner
abbestellt, einige davon
vom Ort. Schließlich wurden 30
von ihnen ausgerüstet, bewaffnet,
vereidigt, im Keller des alten
Schulhauses einquartiert und in
der Folge durch Gendarmeriepos-
ten-Kommandant Anton Tschurt-
schentaler und Wachtmeister
Alois Riml in der Handhabung
von Handfeuerwaffen und ihren
sonstigen Aufgaben
ausgebildet
,
die weiteren sechs wurden dem
Landsturmkommando Innsbruck
I. zugeteilt. Die zur Grenzüber-
wachung schon bisher aufgestell-
te
Finanzwache
blieb vorerst wei-
ter bestehen, wurde aber im März
1915 der Gendarmerie-Assistenz
unterstellt.
Ähnlich wurde die Gendarmerie
-Assistenz auch in Obertilliach
bestellt, dazu aber weitere 26
Landsturmmänner, die nach ei-
nigen Wochen nachrückenden
Arbeiterabteilungen
zugeteilt
wurden. In Sillian wurden 20
Männer
zur
Gendarmerie-
Assistenz bestellt, zusätzlich
rückten 135 einberufene Land-
sturmmänner zur Eisenbahnsi-
cherungs-Abteilung ein.
Wie anderswo
fehlten
plötzlich
auch in Kartitsch beinahe
100
bäuerliche Arbeitskräfte.
Laut Oswald Sint bestand je-
doch rundum
große Hilfsbereit-
schaft
. Besonder s in den er s-
ten Wochen halfen Nachbarn
und Verwandte aus, auch einige
ältere Tagelöhner taten, was sie
konnten. Einige Bergwiesen
wurden bereits nicht mehr ge-
mäht und einige Felder verpach-
tet, sodass im gesamten die
Herbsternte noch eingebracht
werden konnte. Rechtzeitig zum
Schulbeginn beantragte zudem
der Gemeinderat die Freistel-
lung der Volksschüler der letz-
ten Schulstufe als Arbeitshilfen
wegen der Mobilisierung, dem
Antrag wurde jedoch von der
Behörde nicht stattgegeben.
Die allermeisten Anfang August
vom Oberland
eingerückten Sol-
daten
wur den vor er st zu kur -
zer Ausbildung und Fronteintei-
lung in Kasernen oder Lagern
im Pustertal bis Brixen statio-
niert. Noch langten Kartengrüße
und Briefe im Ort ein und ver-
einzelt konnten Angehörige die
stramm eingekleideten Soldaten
in Innichen besuchen, alles
schien eitle Wonne zu sein. Doch
täglich rollten
ab 10. August
Eisenbahnzüge nach Osten
an
die Kriegsfront nach Serbien und
vor allem Galizien.
Kriegsstim-
mung und Hass
tr ieben ihr Un-
wesen. So stand auf den Eisen-
bahnwagons:
„Jeder Stoß ein
Franzos, jeder Schuß ein Ruß,
jeder Hieb ein Hammelhieb,
da-
mit man siegen muß“,
oder:
„Serbien muß sterben“
und ähn-
liche Sprüche. Ab 27. August
sind erste Gefechte vermeldet.
Trotzdem
Italien
sich zu Kriegs-
beginn
neutral
verhielt, bestand
die berechtigte Gefahr, dass es
sich vom Beistandsvertrag lösen
und
in einen Krieg
gegen Öster-
reich eintreten könnte. Am 14.
August 1914 erhielten die k.u.k.
Militärkommandos daher den
„Auftrag zur Herstellung
einer
geschlossenen, ganz Südtirol um-
fassenden
Widerstandslinie“.
Ähnliches galt auch für das süd-
östliche Grenzgebiet Kärnten und
Kanaltal.
Da entsann sich das Tiroler Lan-
desverteidigungskommando der
in den Schießständen Tirols und
Vorarlbergs
eingetragenen
Die in den ersten Augusttagen 1914
in Kartitsch aufgestellte Gendarme-
rie-Assistenz, Foto von Herrnegger
Am 2. August 1914 eingezogene
Kartitscher Landesschützen des
Landesschützenregiments III-
Innichen warten auf den Abtrans-
port an die Front