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Mai 2014

Gemeindezeitung Kartitsch

Seite 34

Historisches Historisches Historisches

Begonnen hat alles mit einer

Idee. Es müsste doch möglich

sein, die in den Leuten vorhande-

nen Fähigkeiten für die Entwick-

lung eines langfristigen Konzep-

tes zu nützen, das für das Dorf

zukünftige Richtlinie sein kann.

Es müsste doch auch gelingen,

die doch immer wieder auftreten-

den Schwierigkeiten im dörfli-

chen Alltag zufriedenzustellend

zu bewältigen.

Und so trafen sich interessierte

Dorfbewohner, unter ihnen ein

Großteil des Gemeinderates, En-

de November 1992 bei einem Se-

minar, um unter Leitung des ge-

bürtigen Kartitschers Dipl.-Vw.

Josef Strasser über die Zukunft

des Dorfes zu diskutieren.

Ausgehend von einer Analyse der

IST-Situation wurden Stärken

und Schwächen der Gemeinde

aufgelistet und Ideen gesammelt,

die zu einer Weiterentwicklung

der Gemeinde führen könnten.

Vordringliche Probleme waren

die Situation in der Landwirt-

schaft, die Zukunft des Touris-

mus und der gewerblichen Betrie-

be sowie der Wunsch junger Leu-

te, ausreichenden Grund zum Sie-

deln zu bekommen. Gesprochen

wurde auch über das geistige

Umfeld und über den Wertewan-

del, dem sich auch ein Dorf wie

Kartitsch nicht entziehen kann.

Der um sich greifende Individua-

lismus bedroht auch die Solidari-

tät der dörflichen Gemeinschaf-

ten, durch die Abkapselung

wachsen Angst und Misstrauen.

In einem Klima gegenseitigen

Misstrauens der zerstörerischen

Kritik und der unbedachten An-

schuldigungen kann nichts Posi-

tives gedeihen. Nur wo man of-

fen für das andere ist, auch An-

dersgeartetes bejahen kann, mit-

einander auch über Schwierig-

keiten reden kann, dort kann

Neues wachsen.

So ging es auch darum, jenes

geistige Umfeld zu schaffen, das

die Leute anregt, ihre Fähigkei-

ten zu entfalten, ihre Verantwor-

tung wahrzunehmen und sich

produktiv in die Gemeinschaft

einzubringen. Dass dies ein

schwieriger Prozess sein wird

und dass es auch Rückschläge

geben würde, war wohl von An-

fang an klar.

Die von diesem Seminar ausge-

henden Impulse wurden in Ar-

beitskreisen

weiterentwickelt,

mit der Abteilung IIId der Lan-

desregierung wurden Gespräche,

geführt um in das Dorferneue-

rungsprogramm des Landes auf-

genommen zu werden. Im Ge-

gensatz zu vielen anderen Ge-

meinden ging es Kartitsch um

eine umfassende Dorfentwick-

lung, die vor allem den geistigen

Hintergrund einbezieht. Wert-

volles Altes erhalten und gutes

Neues einbringen war von An-

fang an das Ziel, von allem im

Bereich menschlicher Werte und

geistiger Einstellungen.

Obwohl vorerst vom Land keine

Zusage gegeben werden konnte,

wurden einzelne Arbeitskreise

dank des Engagements der Mit-

glieder aktiv. Daten wurden ge-

sammelt, Anregungen vorge-

bracht, Wünsche formuliert.

Man erlebte Gemeinsamkeiten

und Unterschiede, Freude und

Frust lagen oft eng nebeneinan-

der. Man lernte aufeinander hö-

ren und unterschiedliche Mei-

nungen akzeptieren und wohl

auch miteinander Konflikte aus-

tragen.

Damit wurde ein Prozess in

Gang gesetzt, der anregt und zur

Initiative und zum Mitmachen

einlädt, der aber auch herausfor-

dert und Widerspruch weckt.

Folgende Arbeitskreise sind

derzeit aktiv:

- Landwirtschaft:

Befasst sich

mit der Situation der Landwirt-

schaft derzeit und unter Bedin-

gungen der Zukunft (EU)

- Tourismus/Gewerbe:

Ver bes-

serungen der Infrastruktur und

des touristischen Angebotes,

Zusammenarbeit mit Landwirt-

schaft.

- Bauausschuss:

Befasst sich

mit dem Flächenwidmungsplan,

dem neuen Raumordnungsge-

setz, den Siedlungsmöglichkei-

ten, dem Bauzustand der Häuser.

-

Ortsbildungsgestaltung:

Ortsbildpflege,

Bepflanzung,

Verbesserung und Erhaltung al-

ter Bauten.

- Umwelt:

Abfallbewir tschaf-

tung, Kompostierung, Verkehrs-

wesen.

- Kultur:

Tr adition und

Brauchtum, Bildung, Vereine,

Zusammenarbeit . . .

- Familie:

Situation der Fami-

lie, Unterstützung, Erziehung

Personell und finanziell von der

Raika Kartitsch und auch von

der Gemeinde unterstützt, konn-

ten schon einige Veranstaltungen

durchgeführt werden (Brecheln,

Vorträge, Ausstellungen . . .).

Gemeinsam die Zukunft gestalten

Dorfentwicklung am Beispiel der Gemeinde Kartitsch (1994)