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Mai 2014
Gemeindezeitung Kartitsch
Seite 32
den
Einrückungsbefehl
für den
nächsten Tag
zu überbringen
, ein
Fußmarsch von gut vier Stunden.
Ähnlich erging es anderen. Für
die anstehende
Bergmahd
fehlten
oft bereits Bauer oder Knecht und
in wenigen Wochen begann die
Herbsternte
. Weitaus tr agi-
scher noch waren die Eingriffe
und
plötzlichen Veränderungen
in
den Familien. Die Sorge um täg-
liche Arbeitsabläufe in Haus und
Hof und um die Kinder
lastete
plötzlich bei der
Bäuerin
oder den
Großeltern
. Der Abschied war
schmerzlich und bei einigen für
immer.
Doch folgen wir nochmals
Oswald Sint. Demnach wurde die
Einberufung wie anderswo auch
in Kartitsch in den drei Gasthöfen
des Tales von den ledigen Ein-
zurückenden
gefeiert
.
Er
schreibt:
„Sie waren alle guter
Dinge“.
Und später:
„Einige
Burschen waren schon ziemlich
beduselt, jauchzten und jodelten
und waren voller
Begier, die Serben
niederraufen
zu
dürfen
Die
Männer und
Väter
saßen viel-
fach daheim bei
der
Frau
und den
Kindern
, ber ieten
mit ihnen, dem
alten Vater oder
einem
Knecht
Notwendiges
für
die nächste Zeit.
In vielen Höfen
kamen die Haus-
leute spät zu Bett.
„Es war viel zu
regeln und reden
gewesen. Bauern,
die
einrücken
mussten, hatten da
und dort Schulden
zu zahlen, auch
Geld für Vieh oder
Holz abzuholen.
Mancher
junge
Mann suchte noch
seine Verlobte auf,
mancher
Bursch
verabschiedete sich von seinem
Mädchen. Jahrelange Zwistig-
keiten zwischen Nachbarn wur-
den bereinigt. Sie gaben sich
zum Abschied die Hände und
sprachen miteinander, was sie
schon lange nicht mehr getan
hatten.“
(
Oswald Sint: Buibn und
GitschnbeinandoiskaZoig… S 171 )
Gedämpfter Abschied - der
Marsch in den Krieg:
Am Sonntag, 2. August
(Ablasstag) besuchten die
einrü-
ckenden Soldaten
die Fr üh-
messe, bei der noch viele zu den
Sakramenten
gingen, ander e
hatten bereits am Vorabend zur
Beichte die Kirche aufgesucht.
Anschließend wurden sie vom
alten
Ortspfarrer
Josef Herrneg-
ger
verabschiedet
und gesegnet,
seine Abschiedsrede wurde
durch
seinen Schmerz
abgebro-
chen.
Die ausziehenden Burschen, und
Männer, viele mit nelken- oder
rosmaringeschmückten
Hüten
verabschiedeten sich von ihren
Frauen, Kindern, Bräuten, Ver-
wandten, Freunden, Bekannten,
viele Tränen flossen
, der
Ab-
schied war schmerzlich
und
bitter. Sint erwähnt Hansl, den
jüngsten
der Einr ückenden:
Beim Abschied von seiner alten
Mutter
konnte er die
Tränen
nicht verbergen, trotzdem er in
das Jauchzen eines altgedienten
Kaiserjägers einstimmen wollte,
was jedoch nicht recht gelang.
Bereits
wenige Monate später
galt er als
vermisst
, ein Opfer
dieses sinnlosen Krieges.
Mit klingendem
Spiel
der noch
verbliebenen
Musikanten
wurden
die Einrückenden durch das Tal
hinaus begleitet, bis „zöberscht
die Monögge“, eher unwahr-
Waffentaugliche Kartitscher feiern Musterung.
Hinten von links: Lenzer Franz und Jörgl (Strassen)
Vorne von links: Köck Georg Angerer, Moser Georg
Mattler, Egger Leonhard Birgl (damals)
Ortspfarrer Josef Herrnegger 1845-
1917