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SEITE 30
Gemeindezeitung Kartitsch
Februar 2013
Leserbrief
Historisches Historisches Historisches Historisches Historisches
„Niemand kann in Frieden leben,
wenn es dem Nachbarn nicht ge-
fällt“, dieser Spruch trifft in Kar-
titsch immer wieder zu. Beispiel
bitteschön: am Dienstagabend traf
es die Eisstockschützen. Es war
ein schöner milder Abend, ein-
fach super, um dem Eistockschie-
ßen zu frönen. Um etwa 21.45
Uhr kam dann der Eismeister, um
zu fragen, wie lange wir noch
schießen wollen. Auf die Frage,
wieso bekamen wir folgende Ant-
wort: Es haben sich zwei Leute,
die auf der gegenüberliegenden
Seite des Tales wohnen, be-
schwert, dass die Scheinwerfer
des Eisplatzes blenden würden.
Und der Eismeister berichtete
weiterhin, dass ihm dies schon
während der Eisaufbereitung pas-
siert ist. Jetzt stellen wir uns ers-
tens die Frage, warum gehen die
Beschwerdeführer nicht zum Bür-
germeister, sondern reden das
letzte Glied in der Kette, nämlich
den Eismeister, so blöd an. Das
Zweite ist, wenn man sich die
landschaftlichen Gegebenheiten
ansieht, so muss man sich auf der
gegenüberliegenden Seite ans
Fenster stellen, um die Schein-
werfer überhaupt sehen zu kön-
nen. Drittens würden wir gerne
wissen, was der Bürgermeister zu
diesem Thema zu sagen hat. Und
viertens stellt sich die Frage, ob
sich der Eismeister im nächsten
Jahr wieder zur Verfügung stellt,
in nächtelanger Arbeit das Eis zu
machen, um sich dann noch
dumm anreden zu lassen. Fünf-
tens, was sagen wir den Gästen,
die sich abends noch ein wenig
vergnügen wollen, aber bitte-
schön nicht mehr nach 22 Uhr.
Trauriges Kartitsch.
für die Eisstockschützen
Andreas Tassenbacher
Österreich die allgemeine Wehr-
pflicht für Männer von 18 bis 42
Jahren eingeführt und die Dienst-
zeit auf ein Jahr, später auf 18
Monate festgelegt.
Ab 1935 wurde die Schlagfähig-
keit des Heeres ständig verbes-
sert und unter dem neuen Gene-
ralstabschef Feldmarschall Leut-
nant Alfred Jansa, einem ent-
schiedenen Verfechter der Eigen-
ständigkeit Österreichs zu einer
ernstzunehmenden Kampftruppe
gegen eine militärische Aggressi-
on durch Nazideutschland ausge-
richtet. Einschließlich verschie-
dener Kampfverbände war es
bereits im März 1938 auf ca.
60.000 Mann aufgestockt, mit
wenigen Ausnahmen war der hö-
here Militärkader dem Bundes-
staat treu ergeben.
Die österreichische Verteidi-
gungsstrategie wurde jedoch von
den Annexionsplänen Nazi-
deutschlands
eingeholt.
Im
Berchtesgadener
Abkommen
vom 12. Februar 1938 wurde
Bundeskanzler Schuschnigg ge-
nötigt, den Nationalsozialisten
Arthur Seyß-Sinquart zum öster-
reichischen Innenminister zu er-
nennen sowie oben genannten
Generalstabschef Feldmarschall
Leutnant Jansa in Zwangspensi-
on zu entlassen und durch Gene-
ralmajor Franz Böhme, einem
treu ergebenen Nationalsozialis-
ten zu ersetzten. In der Folge
musste Schuschnigg die für 13.
März 1938 festgesetzte Volksab-
stimmung für ein unabhängiges
Österreich unter Druck Hitlers
absetzen, worauf er am 11. März
zurücktrat. Nach telefonischen
Einmarschdrohungen
Görings
wurde Seyß-Inquart zum öster-
reichischen Bundeskanzler be-
stellt. Auf Befehl Hitlers richtete
Göring namens Österreichs (zum
Schein) an die eigene reichs-
deutsche Regierung ein Tele-
gramm mit der Bitte um Entsen-
dung deutscher Truppen nach
Österreich. Am nächsten Tag,
den 12. März 1938 marschierten
Verbände der Deutschen Wehr-
macht, SS und Polizei, insge-
samt 65.000 Mann mit teilweise
schwerer Bewaffnung in Öster-
reich ein.
Das inzwischen vom neuen Ge-
neralstabschef geleitete Heer
leistete keinen Widerstand. Zwei
Tage später erfolgte die Vereidi-
gung an den neuen Oberbefehls-
haber, gleichzeitig begannen die
Säuberungen und personelle
Umbesetzung des Heeres. 18
Generäle wurden sofort suspen-
diert und bis zum Jahr 1939 wur-
den etwa 55 % der Generalitäten
und 40 % der Obersten, ebenso
nicht regimetreue Leutnants aus
politischen
oder
rassischen
Gründen vom Militärdienst aus-
geschlossen. Viele der Entlasse-
nen wurden politisch verfolgt,
einige wurden ermordet oder
verloren in Gefängnissen oder in
Konzentrationslagern ihr Leben.
Die österreichischen Militärver-
bände wurden teilweise ge-
schlossen in die reichsdeutsche
Wehrmacht übernommen, jedoch
die österreichische Tradition
nichtweitergeführt.
Ludwig Wiedemayr