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Gemeindezeitung Kartitsch

Februar 2013

Historisches Historisches Historisches Historisches

Landesverteidigung

Das österreichische Bundesheer zwischen den beiden Weltkriegen

In den letzten Wochen und Mo-

naten war das österreichische

Bundesheer - nicht zuletzt im Zu-

sammenhang mit der Volksab-

stimmung am 20. Jänner 2013 -

beherrschendes

Thema

österreichischer Innenpoli-

tik. Wenig bekannt ist aber

über die österreichische

Landesverteidigung in der

Zwischenkriegszeit.

Nach dem Zusammenbruch

der Österreichisch ungari-

schen Monarchie und der

Errichtung der Republik

auf dem bei Österreich ver-

bliebenen Staatgebiet wur-

de auch die Aufstellung

einer neuen Streitmacht

dringend erforderlich. So

wurde bereits im November

1918 eine überwiegend als Infan-

terieeinheiten bestehende Volks-

wehr errichtet und im Februar

1919 durch ein provisorisches

Wehrgesetz verankert, das die

allgemeine Wehrpflicht von 18

bis 41 Jahren vorsah. Diese

Volkswehr musste bereits bei den

Kärntner Abwehrkämpfen sowie

bei kommunistischen Putschver-

suchen im Frühjahr und Sommer

1919 eingesetzt werden.

Im Friedensvertrag von San Ger-

main wurde die österreichische

Landesverteidigung jedoch auf

ein Berufsheer ohne schwere

Waffen und ohne Luftstreitkräf-

te beschnitten, mit einer Trup-

penstärke von bis zu 30.000

Mann mit maximal 1.500 Offi-

zieren sowie 2.000 Unteroffizie-

ren und neben weiteren Ein-

schränkungen wurde die allge-

meine Wehrpflicht verboten.

Das Bundesheer

der ersten Republik

Die Aufgaben des Bundesheeres

der ersten Republik von 1920

bis 1933 sowie des Ständestaa-

tes Österreich bis 1938 waren

ähnlich wie heute:

Schutz der verfassungsmäßigen

Einrichtungen und Erhaltung

von Ordnung und Sicherheit im

Staatsgebiet, Hilfestellung bei

Unglück und Elementarereignis-

sen, Schutz der Staatsgrenzen.

Entsprechend der innenpoliti-

schen Entwicklung dieser Jahre

Ein Werbeplakat für das Bundesheer

bildete auch die Aufstellung des

nunmehr neuen Bundesheeres

einen politischen Kompromiss

zwischen den Sozialdemokraten

und den bürgerlichen

Parteien und führte zu

politischen Spannungen,

wobei die in den ersten

Jahren

vorherrschende

sozialistische Gesinnung

im Heer allmählich auf

das bürgerliche Lager

schwenkte.

Ständig war aber die Ent-

wicklung der Landesver-

teidigung von den rigoro-

sen Sparmaßnahmen des

Staatshaushalts

über-

schattet, sodass die erlaub-

te Truppenstärke selten

ausgeschöpft wurde und

sich der Stand des Heeres bis

1934 nur zwischen 21.000 und

25.000 Mann bewegte, davon in

Tirol ca. 1.700 Mann.

Aus heutiger Sicht scheint diese

durch Einsparungen auferlegte

zahlenmäßige Einschränkung der

ohnehin bescheidenen, von den

Siegermächten zugelassenen Lan-

desverteidigung völlig unver-

ständlich, sie mag auch zur

Schaffung sowie unglücklichen

Entwicklung der politisch ausge-

richteten paramilitärischen Wehr-

verbände beigetragen haben. Die

Dienstzeit der Mannschaft betrug

sechs Jahre sowie für Reserve

weitere 6 Jahre.

Wiederholt wurden Soldaten des

Bundesheeres auch zu Einsätzen

gerufen, leider mussten sie auch

bei den politischen Unruhen von

1927 und bei den bürgerkriegähn-

lichen Aufständen von 1934 ein-

Die Soldaten bei der Hilfe für die Bevölkerung