![Page Background](./../common/page-substrates/page0037.jpg)
Virgen
Aktiv
Virger Lebensbilder
I
37
sonen für das Tanzen zu begeistern
und welche Motivation steckte für
dich persönlich dahinter?
„Tanzen ab der Lebensmitte“ war für mich
immer eine Herzensangelegenheit. Durch
Zufall bin ich darauf gestoßen. In Matrei
gab es eine Gruppe, der ich mich ange-
schlossen habe. Im Jahr 1989, als Friedl
starb, habe ich selber mit der Ausbildung
zur Tanzlehrerin begonnen und ein Jahr
darauf in Virgen eine Gruppe gegründet.
Später dann auch in Lienz. Die Bewegun-
gen von „Tanzen ab der Lebensmitte“ sind
auf Personen dieser Altersgruppe abge-
stimmt. Zusätzlich wird das Denken ange-
regt. Auch das Zusammentreffen, der Aus-
tausch und die Gemeinschaft waren mir
immer sehr wichtig. Die steigenden Teil-
nehmerzahlen haben mich gefreut, ebenso
die feine Gemeinschaft bei den allwöchent-
lichen Zusammentreffen und den Ausflügen.
Virger Zeitung: Du bist vielen ein Bei-
spiel, wie du in den letzten Jahren
selbstbewusst mit deiner starken Seh-
behinderung umgegangen bist. Gibt es
aus deiner Sicht Ratschläge, die du
personen mit ähnlichen Schicksalen
mitgeben möchtest?
Die Diagnose war für mich natürlich ein
großer Schock. Der Alltag mit all seinen
Verpflichtungen hat mir allerdings nicht
viel Zeit gelassen, viel darüber nachzu-
denken. Ich habe mich darauf konzen-
triert, den fehlenden Sehsinn, durch
„Tasten“ zu ersetzen. Das Fühlen mit den
Fingern ist das Wichtigste. Das Beste ist,
sich sofort auf die neue Situation einzu-
stellen. Die Energie sollte nicht dafür ver-
schwendet werden zu grübeln und zu sin-
nieren, sondern dafür, das zu tun, was
möglich ist. Natürlich muss man auf
vieles verzichten, z. B. Lesen und Schrei-
ben oder Fotos schauen. Es gibt allerdings
viele praktische Hilfsmittel und Geräte, die
das Leben erleichtern. Ich kann jedem mit
einem ähnlichen Schicksal empfehlen, so-
fort Kontakt mit dem Sehbehinderten- und
Blindenverband aufzunehmen, der auch
mir sehr geholfen hat.
Virger Zeitung: Du blickst auf ein er-
fülltes Leben zurück. Hast du jemals
deinen Entschluss bereut, von der
Großstadt aufs Land zu ziehen?
Nein. Rückblickend bin ich heute sehr
dankbar, wie die Virger mich als „Städte-
rin“ in ihre Dorfgemeinschaft aufgenom-
men haben. Ich hoffe, ich konnte auch
meinen Beitrag leisten und ihnen mit mei-
nen Vereinsaktivitäten etwas zurückgeben.
Ich bin auch dankbar dafür, dass ich hier
meinen Lebensabend verbringen kann, gut
versorgt werde und liebe Menschen um
mich habe.
Die Tanzgruppe gratulierte Resi zum 85. Geburtstag.
Resi im Alter von acht Jahren.
Theresia und Gottfried heirateten 1956 in Wien.