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Virgen

Aktiv

Virger Lebensbilder

I

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sonen für das Tanzen zu begeistern

und welche Motivation steckte für

dich persönlich dahinter?

„Tanzen ab der Lebensmitte“ war für mich

immer eine Herzensangelegenheit. Durch

Zufall bin ich darauf gestoßen. In Matrei

gab es eine Gruppe, der ich mich ange-

schlossen habe. Im Jahr 1989, als Friedl

starb, habe ich selber mit der Ausbildung

zur Tanzlehrerin begonnen und ein Jahr

darauf in Virgen eine Gruppe gegründet.

Später dann auch in Lienz. Die Bewegun-

gen von „Tanzen ab der Lebensmitte“ sind

auf Personen dieser Altersgruppe abge-

stimmt. Zusätzlich wird das Denken ange-

regt. Auch das Zusammentreffen, der Aus-

tausch und die Gemeinschaft waren mir

immer sehr wichtig. Die steigenden Teil-

nehmerzahlen haben mich gefreut, ebenso

die feine Gemeinschaft bei den allwöchent-

lichen Zusammentreffen und den Ausflügen.

Virger Zeitung: Du bist vielen ein Bei-

spiel, wie du in den letzten Jahren

selbstbewusst mit deiner starken Seh-

behinderung umgegangen bist. Gibt es

aus deiner Sicht Ratschläge, die du

personen mit ähnlichen Schicksalen

mitgeben möchtest?

Die Diagnose war für mich natürlich ein

großer Schock. Der Alltag mit all seinen

Verpflichtungen hat mir allerdings nicht

viel Zeit gelassen, viel darüber nachzu-

denken. Ich habe mich darauf konzen-

triert, den fehlenden Sehsinn, durch

„Tasten“ zu ersetzen. Das Fühlen mit den

Fingern ist das Wichtigste. Das Beste ist,

sich sofort auf die neue Situation einzu-

stellen. Die Energie sollte nicht dafür ver-

schwendet werden zu grübeln und zu sin-

nieren, sondern dafür, das zu tun, was

möglich ist. Natürlich muss man auf

vieles verzichten, z. B. Lesen und Schrei-

ben oder Fotos schauen. Es gibt allerdings

viele praktische Hilfsmittel und Geräte, die

das Leben erleichtern. Ich kann jedem mit

einem ähnlichen Schicksal empfehlen, so-

fort Kontakt mit dem Sehbehinderten- und

Blindenverband aufzunehmen, der auch

mir sehr geholfen hat.

Virger Zeitung: Du blickst auf ein er-

fülltes Leben zurück. Hast du jemals

deinen Entschluss bereut, von der

Großstadt aufs Land zu ziehen?

Nein. Rückblickend bin ich heute sehr

dankbar, wie die Virger mich als „Städte-

rin“ in ihre Dorfgemeinschaft aufgenom-

men haben. Ich hoffe, ich konnte auch

meinen Beitrag leisten und ihnen mit mei-

nen Vereinsaktivitäten etwas zurückgeben.

Ich bin auch dankbar dafür, dass ich hier

meinen Lebensabend verbringen kann, gut

versorgt werde und liebe Menschen um

mich habe.

Die Tanzgruppe gratulierte Resi zum 85. Geburtstag.

Resi im Alter von acht Jahren.

Theresia und Gottfried heirateten 1956 in Wien.